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Redaktioneller Tell. ^ 53, 3. Mürz 1924. Von der sranzösischen »nd polnischen Presse. — Wie aus dem »ZeitungS-Verlag« zu ersehen ist, berieten kürzlich die französi schen Zeitungsvcrleger über die durch die Teuerung not wendig gewordene Preiserhöhung der Zeitungen. Tie Papier preis e s i n d f i e b e n in a l s o h o ch w i e o o r d e m K r i e g e. Der ganze Betrieb ist kostspieliger geworden. Die Zeitungsverleger ha ben eine Kommission eingesetzt, die die Lage untersuchen soll, erklären aber in einer Entschließung, daß diese Lage nicht fortdauern könne, ohne die Existenz und die Unabhängigkeit der Presse ernstlich z» be drohe». — Zn Polen gibt es »ach einer Zusammenstellung des »Ostexprcß« unter 810 Zeitungen und Zcitschristcn 33 in deutscher, 60 in jiidischdeutscher, 34 in ukrainischer, 8 in wcißrussifcher, 7 in russischer, 2 in französischer und 7 in verschiedenen anderen Sprachen. Von den deutschen Zeitungen erscheinen 22 in den ehemals preußischen Landesteilen. Unter den 81V Blättern befinden sich 12S Tages zeitungen, von denen 46 im ehemals preußischen Landestcil und 4 in Oberschlesten erscheinen. Zeitungswissenschaft und Redakteurbildung. — Der neuerrichtetc Lehrstuhl für Zeitungswissenschaft an der Universität Mün chen wurde Herrn Studienrat vr. Karl d'Ester, bisher nicht- beamteter außerordentlicher Professor an der Universität Münster i. W., übertragen. Diese Münchener außerordentliche Professur ist eine etatmäßig«. — Das Technikum für Buchdrucker in Leipzig beabsichtigt, die in den letzten Zähren ausgenommensn r e - baktion eilen Übungen ab 1. April d. I. zu einer Fach klasse siirNedakteure auszubauen, die insbesondere den Wün schen vieler Provinzbuchdruckcr entsprechen soll. Deswegen sind die praktischen Lehrfächer und Borträge so aufgebaut, daß Schüler mit den verschiedensten Vorkenntnissen daran teilnchmen können. Für die Borträge in Politik und öffentlicher Meinung sind vr. Schöne vom Städtischen Presseamt, für Kunstkritik und Feuilleton vr. Morgen stern, Leiter der Städtischen Bücherhallen, für Zeitungsgeschichte Ilr. Nockwitz vom Bnchmuseum in Leipzig gewonnen worden. Neue Reichsbanknotcn. — Aus Berlin wird gemeldet: I» den nächsten Tagen wird die Reichsbank neue Banknoten zu 10, 2V und SV Billionen Mark herausgeben. Durch diese neuen Noten soMn die jetzt kursierenden Note» von 5, 10 und 1VV Billionen Mark ersetzt werden. Es handelt sich also, was besonders betont werden soll, nm keine neue An flat ton, sondern um ein« rein technische Maßnahme, da die setzt kursierenden Noten während der Inflationszeit sehr eilig hergestellt werden mußten und deshalb leicht zu fälschen sind. Die neu herzustellenden Scheine machen 4VV Trillionen der im Umlauf befindlichen 5VV Trillionen Papiermark aus. Die neuen Schein« wer den im Gegensatz zu den zur Einziehung gelangenden Banknoten dop pelseitig farbig bedruckt sein. Die noch im Verkehr bleibenden älteren kleineren Scheine von 1 und 2 Billionen sollen durch das kommende Silbergeld eingelöst werden, für dessen Prägung die notwendigen Sil bermengen bereits in den Kellern der Reichsbank bereitliegcn. Ausnahmctaris siir Stückgüter nach Übersee. — Mit Gültigkeit vom 4. Februar d. I. bis auf Widerruf wird der Ausnahmetaris 44 für Stückgut der ermäßigten Eilgutklasfe (Klasse 11c) und der allgemeinen Stlickgutklasse (Klasse 1) zur Ausfuhr über See nach a u ß e r d e ut sch c n Ländern mit folgenden Bedingungen eingeführt: 1. Frachtzahlung für das voll« wirkliche Gewicht, bei sperrigen Stück gütern für das eineinhalbfachc des wirklichen Gewichts. Die Be stimmungen der allgemeinen Tarifvorschriften des deutschen Eiscn- bahnglitertariss, Teil 1, Abteilung v über Mindestgewichte sind anzuwenden. 2. Die Ausnahmesrachtsätze gelten nur für Sendungen, die von den Empfangsstationen, ohne dort weiter bearbeitet z» werden, inner halb einer Frist von sechs Monaten nach Ablauf des Monats, in dem sic in den Empfangsstationen cingetrofsen sind, über See nach außerdeutschen Ländern ausgeführt werden. Als Bearbeitung gilt nicht bas Verpacken, Umpackcn, Ummarken »nd Zeichnen. Der Ausfuhr über See wird die Beförderung mit den Fähren in Warne münde und Saßnitz Hasen gleichgestellt. 3. Die Frachtbriefe sind in der Spalte »Inhalt« mit dem Vermerk: »Zur Ausfuhr über See nach außerdeutschen Ländern« zu ver sehen. Enthalten die Frachtbriefe diesen Vermerk nicht, so wird die Fracht nach den für den regelrechten Verkehr geltende» Fracht sätzen berechnet: eine nachträgliche Erstattung des Unterschiedes zwischen der Inland- und Ausfuhrsracht findet nicht statt. Buchhaudlungs-Gehilscu-Verciu zu Leipzig. — Der Verein ver anstaltet gemeinsam mit der »Gesellschaft für Bühnenspiele- am Montag, dem 17. März 1024, abends 148 Uhr, im Krystallpalast- Theatcrsaal einen Operetten-Abend und labet hierzu alle An gehörigen des Leipziger Buchhandels ein. Zur Aufführung gelangt als »Uraufführung« unter Anwesenheit des Komponisten »Glocken türmers Töchterlein», Operette i» drei Auszügen von Erich Sander, Musik von Zulius Jehring (Komponist von: »Wo das Heideröslein blüht«). — Nach der Aufführung geselliges Beisammensein mit Tanz. — Programme zum Preise von Gm. I.so (Saalplatz) und Gm. 1.— (Galerieplatz) sind bei allen Vorstandsmitgliedern, sowie bei Th. Richter, Kreuzstraße 11, Telephon 1SS88, erhältlich. Wie werden Eilpakcte bestellt? — Vielfach besteht die Auslassung, daß Pakete, die mit dem Verlange» der Eilbestellung zur Post gegeben werden, schneller als andere Pakete befördert werden. Dies ist im allgemeinen nicht der Fall. Die Eilpakete werden zusammen mit de» gewöhnlichen Paketen — vielsach unter Benutzung der Eilgüter- und Güterzüge — versandt; die Bevorzugung vor den gewöhnlichen Paketen besteht allein darin, daß die Eilpakete anstatt mit der regelmäßigen Bestellung sogleich nach der Ankunft den Empsängern durch besonderen Boten zugcstellt werden. Soll Pa keten eine beschleunigte Beförderung zuteil werden, sind sie als »dringend« aufzuliesern. Dringende Pakete unterliegen der dreifachen Jreigebühr für gewöhnliche Pakete und werden gleich den Briefsendungen mit den schnellsten Befördkrungsgelegenheiten abge sandt. PersonalliaAMen. 75. Geburtstag. — Diesen seltenen Gedenktag konnte am 1. März der um den Buchhandel hochverdiente Herr Geheimer Kommerzienrat Carl Engelhorn in Stuttgart, Ehrenmitglied des Börsenvereins, begehen. Er ist ein Sohn des Verlagsbuchhändlers I. Engelhorn, des Gründers der bekannte»! Verlagsbuchhandlung gleichen Namens, und trat im September 1874 seinem Vater als Teilhaber in der Leitung des umfangreichen! Verlagsgeschäfts zur Seite. Nach dem 1890 erfolgten Rücktritt seines Vaters hat Carl Engclhorn das große Geschäft mit fester Hand und feinem Verständnis geleitet, das väterliche Erbe reich vermehrt und den Nu'f des Verlags gefestigt und erweitert. Obwohl die Leitung eines solchen Geschäfts große Ansprüche an Zeit und Arbeitskraft eines Mannes stellt, hat sich Carl Engelhorn noch bereitwillig in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Gleich seinem Vater hat er eifrig und mit voller Hingebung im Süddeutschen Buchhändlcrverein gewirkt, dessen Vorsitz er in den Jahren 1891—1897 geführt hat. Dem Börsenvercin gehörte er seit 1886 als Mitglied an und wurde schon 1892 in den Nechnungsausschnß gewählt, dem er bis 1894 angehörte, nm dann das Amt des zweiten Schatzmeisters im Vorstand zu übernehmen. Ostermesse 1897 wurde Earl Engelhorn durch das Vertrauen seiner Bernfsgenossen zum 1. Vorsteher gewählt; er hat dieses wichtige Amt bis 1901 bekleidet und die Geschäfte des Vereins mit der ganzen Energie seiner Persönlichkeit und dem feinen Takt, der ihn aus- zcichnete, geleitet. Ter Dank für seine mühevolle und erfolgreiche Tätigkeit wurde ihm Kantate 1919 zuteil, als der Börsenverein ihn mit der höchsten Auszeichnung ehrte, die er zu vergeben hat, indem er ihn zum Ehrenmitglied ernannte. Auch dem Deutschen Verlcger- verein hat er seine Kraft geliehen; er war an dem Zusammenschluß der Verlegervereine zum Deutschen Vcrlegerverein hervorragend be teiligt und hat dann den geeinigten »Deutschen Velegerverein« von 1901 dis 1908 als Vorsitzender geleitet. Auch von diesem Verein und dem Deutschen Buchgewevbeverein wurde er mit der Ehrenmit- glieöfchaft ausgezeichnet. Seine Verdienste wurden vom König von Württemberg durch Verleihung des Titels eines Kommerzienrats und später eines Geheimen Kommerzienrats geehrt. Nachdem Herr Engelhorn am 1. Januar 1904 Herrn Paul Schu mann als Teilhaber in sein Verlagsgeschäft ausgenommen und mit ihm vereint im Jahre 1910 das 50jährige Jubiläum seines Hauses hatte begehen können, zog er sich ins Privatleben zurück. Auch im Ruhestand blieb er nicht untätig, sondern wirkte weiter in vielen Vereinen. Ans ein reiches Leben kann das verehrte Ehrenmitglied des Börsenvereins an seinem 75. Geburtstage zurllckblicken, reich an Arbeit und Mühen, aber auch reich an Erfolgen und Ehrungen. Den zahlreichen Gratulanten, die dem hochverehrten Herrn am 1. März ilhre Glückwünsche dargebrachi haben, schließt sich auch die Redaktion des Börsenblatts mit herzlichen Wünschen an.