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^innerhalb ^c-s Deutschen Neichss^ Ni<^tmitglieder im Z»2eil^berechnet. — In dem illustrierten Teil: für Mitglieder « !^M?rv" j?hrlnh? Nach dem^ Dus^and'^erfokgt Lieferung Naum 15 Pf..'/, 6.13A0 M.^^S. 26 M^.^6.^50 M.° für Nicht"- Uber Leipzig oder durch Kreuzband, an Nichtmitglieder in ZZ Mitglieder 40 Ps.. 32 M.. 60 M.. 100 M. — Beilagen werden n Falle gegen 5 Mark Anschlag fUr jedes Exemplar, ^nicht angenommen. - Beiderseitiger Erfüllungsort ist Leipzig Nr. 29. Leipzig, Mittwoch den 5. Februar 1913. 80. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Münchner Briefe. l. kost Isstum, — »Nichts halb zu tun, ist edler Geister Art,« — Der alte Schmcller. — Ouert und sein bester Freund, — Pros, Lujo Bren tanos Sieg auf allen Linien, — Die Bayerische Staatszeitung, — Konkurse, — Impressionisten und Genossen, — Das Buch als mil dernder Umstand, Die Weihnachtsauslagen sind allmählich verschwunden. Die neuesten und allerncuesten Fest-Erscheinungen haben dem Ak- tuellen Platz gemacht, und der Sortimenter bietet dem Publikum reizlosere Kost: Wintersport, Vorträge, Kalender und Historisch-Politisches über den schwelenden Feuerbrand, die Balkanfrage. Der Ladenverkehr hat recht sehr zum Leidwesen des Sortimenters nachgelassen, und es sollte nun eigentlich Zeit sein zu einem Resume über das verflossene Weihnachtsgeschäft. Allein gerade Heuer hat der Sortimenter keinen Spielraum für solche im Grunde müßige Expektorationen, da ja Ostern sehr frühzeitig fällt und Jahresrechnungen, Lagerumsturz und Re mission ihre Rechte verlangen. Könnten wir uns aber auch wirk lich, oder besser gesagt, wirksam einen Erfolg aus dem Absatz dieses vergangenen Jahres für die künftigen versprechen? So lange der Verlag nicht lernt, daß der Weihuachtsabsatz das ganze Jahr über erworben werden muß, daß nicht die Novitäten, die noch gerade vor Torschluß herauskommen, das Weihnachts geschäft ausmachen, solange nützen uns auch derartige über blicke wenig. Einen rechten Einfluß auf den Absatz zu dieser Zeit hat der Sortimenter ja schon lange nicht mehr. Es fehlt ihm der Einblick in die Neuerscheinungen, weil alles, was im November erscheint, auch nicht einmal flüchtig von ihm durch gesehen werden kann. In den Universitätsstädten löst die Propa ganda für den Semesterbeginn doch die für das Weihnachts geschäft ab, so daß für die Zeit von Mitte Oktober bis Weih nachten keine Mutze übrig bleibt, um den Novitäten genügende Beachtung schenken zu können. Wir wissen Wohl, daß viele Verleger die Be fürchtung, daß eine Neuerscheinung, die vor November herauskommt, vom Publikum zu Weihnachten nicht mehr als Novität eingeschätzt wird, von der früheren Heraus gabe nur zu häufig abhält. Wenn wir jetzt jedoch die Erfahrung dagegen halten, wie langsam die Besprechungen in den Tageszeitungen erfolgen, so müssen wir unbedingt die bis jetzt befolgte Taktik in der Erscheinungsweise verurteilen. Sie bringt dem Verlag keine Vorteile und erlaubt dem Sortimenter keinen Überblick und daher auch keine Disposition über die Marktlage. Wenn wir aber doch eine flüchtige Rückschau halten, dann sehen wir, daß wir einen Schlager für Weihnachten 1912 nicht halten, Stratz, Zahn, Bartsch, Greinz sind so die meistverlangten Autoren für belletristische Novitäten gewesen, Rosegger wird in den letzten Jahren immer weniger begehrt, trotzdem seine beiden Werke »Die beiden Häufe« und »Heimgartners Tagebuch« wie der die Kraft des jungen Rosegger zeigen. Seitdem die billigen Ausgaben von Mereschkowski erschienen sind, werden hier auch die Werke dieses großen Russen viel gelesen, Bloems Volk Wider Volk ist sonderbarerweise hier nicht stark verlangt worden, obwohl die politische Spannung gerade für dieses Buch eine besondere Nachfrage hätte erwarten lassen. Die Zeit der Prachtwerke ist vorbei; sie werden nur noch ganz vereinzelt gekauft. Von den Neisewerken stand natürlich Amundsen im Vordergrund und für die Jugend Sven Hedins Von Pol zu Pol, Von den Verfassern von Jugendschriften seien noch die seit mehreren Jahren schon viel begehrten erwähnt: Henny Koch, Tony Schu macher, Bertha Clement, Treller, Tanera, und trotz alledem und alledem Karl May, Wer sich's leisten konnte, hat eine der schönsten Gaben des verflossenen Jahres erworben, das neue Wilhelm Busch-Album, das trotz des hohen Preises durch seine Reich haltigkeit als relativ billig zu empfehlen war. Der Gang des Geschäftes selbst war allgemein anfangs ziemlich zurückhaltend; die politische Lage, die schon im letzten Brief erwähnte superkluge Termineinteilung der Rentämter und dann auch der Tod unseres greisen Regenten haben ihren Einfluß geltend gemacht. In den letzten Tagen zeigte sich dagegen ein lebhafterer Verkehr, der für diese Zeit das Vorjahr überstieg. Als Schlutzurteil kann für uns Buchhändler in München Wohl das Gesamturteil aller der vom Weihnachtsgeschäft abhängigen Geschäftszweige gelten: Anfangs schleppend, dann sprunghaft und in den letzten Tagen stark steigend, aber ohne einen vollwertigen Ausgleich zu bringen. Der Jugeudschriften-Prüfungsausschuß des Münchener Be zirkslehrervereins hatte wie alljährlich eine Ausstellung veranstal tet, die besonders das billige Buch zeigte. Vom 17, Dezember ab war der Ausschuß mit einem Stand auf der Chriftkindldult vertreten. Die Ausstellung war nach dem Urteil in den Tages zeitungen ständig viel besucht. In den dort ausgegebenen Kata- logen war auch daraus hingewiesen, daß die ausgestellten Bücher in den Buchhandlungen zu denselben Preisen zu haben seien. Sonderbarerweise waren aber auch in den hier verteilten Ver zeichnissen die Nürnberger und die Fürther Sortimente samt ihren Empfehlungen eingeheftet, während die Münchener nur auf einem lose beiliegenden Blatt empfohlen waren, München — eine Filiale von Nürnberg? Erfreulich ist es, daß aus allen An kündigungen empfunden werden konnte, daß dem Buchhandel seine Rechte zugestanden würden. Vielleicht, daß es doch noch ein friedliches Hand-in-Hand-arbeiten gibt. Der Entschluß der Verleger, die Ostermeß-Fakturen in über einstimmendem Formate zu bringen, hat gezeigt, daß die Be strebungen der Brücke noch nicht so weit in den Buchhandel ein gedrungen sind, daß sie bei den Erörterungen mit behandelt wor den wären. Seit zwei Jahren bemüht sich dieses Institut schon, die außerordentliche Vielfältigkeit der Formate auf das durchaus Notwendigste zu beschränken. Durch viele Prüfungen und mathe matische Berechnungen hat es die für die Bedürfnisse von Handel und Industrie geforderten Größen festgestellt. Eine Reihe ange sehener Firmen und Vereine hat sich auch bereits zur Einführung dieser »Weltformate« verpflichtet. Selbstverständlich erobert so eine Idee, auch wenn sie noch so praktisch ist, die Welt nur sehr langsam. Persönliche und sachliche Widerstände aller Art sind zu überwinden. Der stärkste Feind aller, auch der besten, Geld und Zeit sparenden Neuerung aber ist die liebe, alte Gewohnheit, Gott sei Dank macht sich in den letzten Jahren im deutschen Buch handel ein frischer Zug bemerkbar, der mit so vielem aus der guten alten Zeit, das sich fast aus Perthes Zeiten auf uns ver erbt hat, vielleicht auch mit der vielköpfigen Hydra der Formate aufräumt. Es ist wirklich zu bedauern, daß diese Reform nicht 171 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 80. Jahrgang.