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1S174«irIcnbl°U I. d. Dtichn. Bllchh»»d-l. Redaktioneller Teil. X: 257, I, November 1924, drillten Boys — beileibe kein Bibliothekar — zieht die Karten aus dem Schlagwortkatalog. Der Bibliothekar wählt aus. Die Maschinenschreiberin tippt den Brief, und nach wenigen Tagen hat Mr. Black am Beaver Creek die Antwort. Er läßt sich die Bücher kommen und weiß nun, welche Turbine für ihn in Frage kommt. Wieviel unnütze Sucharbeit, wieviel kostspielige Er fahrungen werden einer großen Volkswirtschaft erspart, wenn ihre Großbibliothek mit so viel Verständnis für die Bedürfnisse aller Kreise arbeitet, wenn ihre Kataloge fachlich und biblio- thekstechnisch so gut gepflegt sind und die Arbeit so vernünftig auf wissenschaftliche, technische und mechanische Mitarbeiter ver teilt ist! Bei uns aber hat man den Schlagwortkatalog, der die Voraussetzung der sachgemäßen Literaturberatung für die Wirt schaft ist, so gut wie ganz abgebaut!") Aber in Amerika geht man, wie ich soeben von einem kali fornischen Hochschullehrer hörte, über die geschilderte Literatur beratung noch weit hinaus. Man ergreift selbst die Initiative, gründet Diskutierklubs, versendet an sie nach Fächern geordnete Bücherlisten zur Vorbereitung von Vorträgen und Gegenvor- trägen, entsendet von Amts wegen Redner, verleiht Büchereien über bestimmte Fragen. Kurz, man hängt das ewige Licht der Wissenschaft nicht in das Alter-Heiligste der Hochschule, sondern entzündet damit Feuer auf allen Höhen. Man treibt aktive, nicht passive Bibliotheks- und Hochschulpolitik. Ich fürchte, diese »Ilnivsrstl^ «xtsosioo«, die das große Volk geistig aufrütlelt, wird uns noch einmal wirtschaftlich gefährlich werden. Die Ausstellung »Zurück zum Weltmarkt durch das Buch war nur ein schüchterner Anfang auf diesem Wege. Sie zeigte an einem Beispiel, wie das deutsche technische Buch und wie die Deutsche Bücherei als die große neuzeitliche Fachbibliothek der Technik aktiv Mitarbeiten können an der -notwendigen Ratio nalisierung der deutschen Industrie. Sie zeigte die Methoden -der Verbilligung der Produktion. Die Anordnung war keine logisch-systematische, sondern eine psychologisch-biologische. Nach dem die ersten Kästen »Führer der Technik« gezeigt und damit ermutigend auf das Beispiel der Großen hingewiesen hatten, unterstrich Literatur über das Dawes-Gutachten die Not der Stunde und die Notwendigkeit der Einkehr. »Du sollst an Deutschlands Zukunft glauben» . . . Dann wurde die Ent stehung der Fabrik von »Finanzierung» und »Bau« bis zur Aus wahl ihrer »Betriebskräste«, der Einrichtung ihres »Förder wesens- und zur »Prüfung« und zum »Einkauf» ihrer »Rohstoffe« gezeigt. Es folgte der Plan der »Fabrikorganisation« unter Berücksichtigung der »Psychotechnik» und der »wissenschaftlichen Betriebsführung-. Hierauf wurde der Betrieb von Abteilung zu Abteilung -begleitet (Kontor mit Registratur, Konstruktions büro (Normung und Typisierung), Betriebskontrolle und Stati stik, Kalkulation, Reklame, Verkauf, Kundenadreß-bücher, Fa-brik- bibliothek). Die Erweckung des Interesses des Personals am Betrieb wurde ins rechte Licht gestellt (Hauszeitschriften für die Fabrikangehörigen). Die Pflege der Beziehungen zur Kund schaft durch Widmung von kostbaren Jubiläumsschriften -und von Firmenzeitschriften wurde veranschaulicht. Die Fülle der Fach zeitschriften, die in der Deutschen Bücherei zusammenströmen, -wurde eindringlich dargestellt. ch Das trisst nur sür den Schlagwortkatalog der Deutschen Bücherei zu, dem allerdings der Wiederausbau zu wünschen ist. Er hätte den Vorteil, alles in einem einzigen Alphabet zu ver einigen. Die Bibliographische Abteilung des Börsenvereins hat die Be arbeitung des Schlagwortregisters ihrer Mehrjahresverzeichnisse selbst verständlich nicht ausgegebcn. Sie ermöglichen dem Buchhandel die er wähnte Auskunstserteilung und Kundenberatung weiter, wie er sie bisher mit Ersolg betrieben und stets als einen Hauptzweig seiner Tätigkeit betrachtet hat. Das unterscheidet ja gerade die deutschen von den amerikanischen Zuständen. In Amerika gibt es keinen deutschen Sortimenter, der, gerade auch bibliographisch gründlich durchgebildet, als Berater des Publikums wirken könnte. In Amerika muh daher die Bibliothek einspringen. In Deutschland ist sie lediglich zur Er gänzung nötig. Wenn sie sich freilich diesem Gebiet mehr als bisher zuwendet, kann das nur allen nützen und angenehm sein. Auch der Buchhandel wird diese Hilft sicher gern annehmen. Red. Zum Schlüsse noch einige Angaben über den äußeren Erfolg dieser Ausstellung. 1861 Besucher wurden gezählt, mehr als doppelt so viel wie in der Frühjahrsausstellung kaufmännischer Literatur, die auch schon ungewöhnlich stark besucht worden war. -Während der Meßwoche war der Verkehr besonders stark. Aus fallend häufig waren diesmal die Besucher, die von Kasten zu Kasten sich sorgfältig Notizen machten. Der vom Börsenverein veranstaltete Presseempfang öffnete zahlreiche Wege in die Tages- und Fachpresse des In- und Aus landes. Das zugkräftige Plakat des Leipziger Graphikers Grüner hatte sicher einen wesentlichen Anteil an der starken Er höhung der Besucherziffer. Häufig wurde von Technikern spon tan der Freude Ausdruck gegeben, daß die Technik in einer großen allgemeinen Bibliothek eine so liebevolle Pflege finde. Nicht selten hörte ich Äußerungen der Überraschung darüber, wie viele praktische Fragen der industriellen Produktion schon wissenschaft lich durchdacht seien, ein Beweis dafür, daß hier die Buch werbung noch viel Neuland erobern kann. Alles in allem: Die Ausstellung hat gezeigt, daß ihr Gegen stand weite Kreise der Wirtschaft ernsthaft beschäftigt. Ihr Titel ist -ein Ziel, das ein einmaliges Unternehmen allein natürlich nicht -verwirklichen kann. Wollen wir »zurück zum Weltmarkt durch das Buch», so -müssen sich Buchhandel und Bibliotheken -mit der Wirtschaft in zäher, zielbewußter, gemeinsamer Arbeit zus-ammensinden. Der Wirtschaftskampf wird hart werden. Wir können leine Wafse entbehren. Berichtigungen. Herr vr. Klatt veröffentlicht im Börsenblatt Nr. 251 vom 24. Oktober einen Bericht über die Sommerakademie in Prerow mit einer Stellungnahme des Herrn Ed. Lanzenberger, Hamburg, zu dem Verkehr über Leipzig. Wir sind -gern bereit, jede sachliche Kritik zu prüfen und nach Möglichkeit für die Gesamtheit unserer Kommittenten aus ihr Nutzen zu ziehen. Die erwähnten Ausführungen sind aber keine Kritik mehr, sondern wirken wie ein Angriff. Sie be ruhen zudem aus unrichtigen und entstellenden Behauptungen und dürfen daher nicht unwidersprochen bleiben, obwohl di« Tagung in Prerow bereits im August d. I. abgehalten wurde und die seitdem «ingetretene Verbilligung und Verbesserung des Bahnbezugs den Weg über Leipzig erneut vorteilhaft be einflußt hat. Die wirtschaftlichen Vorzüge des Sammelbezuges über Leip zig sind in unserem Aussatz »Zurück nach Leipzig!» im Börsen blatt Nr. 235 vom 6. Oktober 1924 ausführlich und zahlen mäßig belegt worden. Wir müssen es Herrn Lanzenberger über lassen, ob er für seine Firma diese Vorteile ausnutzen will oder nicht. Herr Lanzenberger hätte sich aber erst zahlenmäßig ins richtige Bild bringen müssen, ehe er — ohne eine Begründung zu geben — die unrichtige Behauptung aufstellt, »der Verkehr über Leipzig bringe Verlag und Sortiment um den größten Teil seiner Früchte». Auch wenn diese Behauptung nur zum Teil richtig wäre, hätte die Zahl der über Leipzig verkehrenden Fir men von etwa 7000 Anfang Januar 1924 und 7369 am 15. Fe bruar 1924 nicht auf 8730 am I. Oktober anwachsen können. Dagegen hat nicht nur der Vorstand des Börsenvereins die Wiederaufnahme des Verkehrs über Leipzig empfohlen, son dern auch verschiedene Orts- und Kreisvereine und einzelne her- vorragende Persönlichkeiten des Buchhandels haben die Not wendigkeit einer Wiedererstarkung des Verkehrs über Leipzig im Interesse des Gesamtbuchhandels betont und die Bemühungen der Kommissionäre, dem Leipziger Platz seine frühere Bedeutung wiederzugewinnen, anerkannt. Daß die Zentralisation des buchhändlerischen Verkehrs nicht »in das Zeitalter -der Postkutsche» gehört, geht auch aus der Tatsache hervor, daß unmittelbar nach dem Kriege sogar in Frankreich von Regierungsseite auf die vorbildliche Organisation des deutschen Buchhandels hingewiesen und die Schaffung einer ähnlichen Einrichtung wie in Leipzig für Frankreich (tzü>1«ov -w Itere) empfohlen wurde.