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X? 257, I. November 1924. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. 1 51 7 A Prooinzialoerein der Schlesischen Buchhändler E. B. ^ Wir laden unsere Mitglieder zu einer Außerordentliche» Hauptversammlung auf den g. November 1824, vormittags ll Uhr, nach Oppeln, Zentralhotel (gegenüber dem Hauptbahnhof) mit der Bitte um zahlreiches Erscheinen ganz ergebenst ein. Tagesordnung: 1. »Buchwerbung«: Berichterstatter Hauptschriftleiter vr. Menz. L. »Jungbuchhandel«: Berichterstatter Carl Müller in Firma Victor Zimmer in Breslau. 8. »Stcuersragen«: Berichterstatter Theodor Marcus in Firma M. L H. Marcus in Breslau. Den Mitgliedern gehen unmittelbare Einladungen noch zu. Gäste sind herzlich willkommen! Breslau, 28. Oktober 1924. Der Vorstand: Ausner. Allhaus. Bekanntmachung. Der 1. Schatzmeister des Börsenvereins, Herr Hofrat Richard Linnemann, überreichte uns im Austrage des Festausschusses der diesjährigen Herbsttagung des -Ver bandes der Kreis- und Orts-Vereine« auf der -Silberburg« in Stuttgart Goldmark 792.40 und Schweizer Franken 25.—. Wir danken herzlichst allen Beteiligten für die uns sehr willkommene Spende, sowie Herrn Hayno Focken für seine wir kungsvolle Rede. Der Vorstand des Unterstützungs-Vereins Deutscher Buchhändler und Buchhandlungs-Gehülfen. vr. Georg Paetel. Max Schotte. Max Paschke. Reinhold Borstell. Friedrich Feddersen. Das Buch als Wirtschaftsfaktor. Ein Nachwort zur Ausstellung in der Deutschen Bücherei: »Zurück zum Weltmarkt durch das Buch!--. Von Georg Schwidetzky. Es scheint mir, daß das Buch als Wirtschaftsfaktor bei uns noch nicht genug gewürdigt wird. Zwar soweit es Ware ist, ein Erzeugnis der Wirtschaft, verkennt niemand seine Be- deutung. Wie wenige aber schätzen es als aktiven Träger der Produktion, als lebendigen Mitarbeiter in Kontor und Fabrik! Das Buch als Akkumulator von Geist und Willen in der Wirtschaft hat die Deutsche Bücherei Heuer zweimal ge zeigt. Die Ausstellung zur Frühjahrsmesse »Durch das Buch zum Erfolg« erwies es als Helfer des Handels'). Die zur Herbstmesse »Zurück zum Weltmarkt durch das Buch« zeigt die große Rolle, die es bei der Verbilligung der industriellen Pro duktion zu spielen berufen ist. Wir haben eine schwere Wirtschaftskrisis. Die Kolik der Inflation ist vorüber, aber das Aperitif hat den Kranken so geschwächt, daß nur die Zufuhr fremden Bluts ihm helfen kann. Wir brauchen fremde Kredite, gewiß. Aber Geldzufuhr allein wird uns nicht über die kommende Dawes-Krisis hinweghelfen. Der kommende schwere Konkurrenzkampf um die Weltmärkte wird nur dann gewonnen werden, wenn wir die Methodik der Pro duktion grundlegend ändern, wenn wir sie rationalisieren. Hier setzt nun die aktive Mitarbeit des deutschen technischen Buches ein. Buchhandel und Bibliotheken haben es in der Hand, durch energisches Eingreifen den Vergeistigungsprozeß der Wirt schaft so zu beschleunigen, daß wir rasch über die Krisen hinweg kommen. Verstehen beide die Zeichen der Zeit? ') »bl. Nr. 107 vom 7. Mai 1924. Ich sürcht«, der Buchhandel in seiner überwiegenden Mehr heit sieht sie nicht. Er ist noch weit davon entfernt, seine natür liche Rolle als vorwärtstreibendes Element zu übernehmen. Als die Deutsche Bücherei im Einvernehmen mit der Meldestelle des Börsenvereins die ihr bekannten Verleger technischer Literatur bat, ihr Vorschläge sür di« Ausstellung »Zurück zum Weltmarkt durch das Buch« zu machen, äußerte sich nur ein Bruchteil. Und nur ein Teil dieses Bruchteils erfüllte die Bitte um die tech nischen Hilfen, die der Bücherei die Arbeit erleichtern sollten. Den helfenden Verlegern sei der wärmst« Dank gesagt. Und die großen öffentlichen Bibliotheken? Bei dem Presseempfang' in der Deutschen Bücherei am 1. September plauderte ich mit zwei Schriftstellern der Technik über diese Frage. Ich Hörle Klagelieder über die Mängel in den Beständen an technischer Literatur, über veraltete Katalogsysteme, die die Technik als be sondere Wissenschaft überhaupt noch nicht kennen, und über dem Mangel an Bibliothekaren aus der Technik. Wenn meine Ge währsmänner recht haben, so dürfen wir auch von den grotzew allgemeinen Bibliotheken in absehbarer Zeit keine Hilfe in der Wirtschaftsnot erwarten. Hier sollte die Wirtschaft, die große Nährmutter der Kultur, einmal nach dem Rechten sehen. Die Deutsche Bücherei wird manchmal gescholten, weil sie zu viel Propaganda mache. Eine Propaganda aber muß ihr in der Notzeit Pflicht sein: die von der Bücherei als dem großen Gedächtnis der deutschen Wirtschaft. Der universale Sammelplan umfaßt mit gleicher Liebe wie die alten Wissen schaften auch die neuen von Handel und Technik. Daß wir damit auch die Pflicht haben, aktiv an der Behebung der Röte unserer Zeit mitzuarbeiten, erscheint mir unabweislich. Je mehr die anderen Bibliotheken hier versagen müssen, um so dringender wird die Arbeit der Deutschen Bücherei. In drei Richtungen sollte sie als lebendiges Gedächtnis der Wirtschaft beistehen: 1. durch Reproduktion der vorhandenen Wirischaftsgedanken, d. h. der älteren Literatur in der Ausleihe, 2. durch die Anzeige neuer Gedanken, d. i. neuer Bücher und Zeitschriften in Bibliographien, und 3. durch Literatukberatung. In der Ausleihe ergänzt und belebt sie die Tätigkeit des Buchhandels. Die letztere ist meines Erachtens noch sehr aus baufähig. In planmäßiger Zusammenarbeit zwischen dem Ge- samtbuchhandel sWerbestelle des Börsenvereinss, dem Verlag,. Sortiment und nicht zuletzt der Deutschen Bücherei lassen sich hier noch weite Sdländereien -beackern. Immer wieder weise ich auf das ungeheure Adressenmaterial hin, dos in der Deutschen Bücherei der Erschließung harrt. Ein schlafendes Heer auch von Bücherkäufern wartet des helläugigen und tatkräftigen Erweckers, Hier find noch Möglichkeiten der Einzelwerbung großen Stils, die niemand zu ahnen scheint. Die Bibliographien unterstützen diese Arbeit und- halten sie lebendig. Indessen sie erreichen auf lange hinaus nur die Oberschicht der Wirtschafts-Männer, die literarischen Büros der großen Werke und die absolut zahlreichen, aber relativ wenigen Techniker, die ernsthaft wissenschaftlich Weiler arbeiten. Freilich auch diese sind vermutlich noch nicht voll erfaßt. Noch ganz im argen liegt bei uns die dritte Arbeit einer lebendigen zeitgemäßen Grotzbibliothek, die Literaturbe ratung. Ein amerikanischer Bibliothekar, der uns vor einiger Zeit besucht«, gab uns ein anschauliches Bild, wie die große Kongreßbi-bliothek in Washington der Wirtschaft des Landes als ständige Beraterin zur Verfügung steht. Ich wähle ein fin giertes Beispiel. Mr. Black, der irgendwo in Nord-Dakota an einem munteren Bach — sagen wir: dem Beaver Creek —> eine Farm mit Wald hat, will sich Turbinen zulegen und eine Holzbearbeitungssabrik bauen. Die nächste Bibliothek ist weit, und sie hat nicht -das, was «r an Büchern braucht, um sich an den langen Winterabenden über die Grundfragen seines Planes klar zu werden. Aber der Bibliothekar sagt ihm: Schreiben Sie an die Kongreßbibliothek. Er tut es. In Washington schreibt der zuständige Bibliothekar die englischen Schlagworte für Wasser- turbine, Sägemühle, Wassermühle, Holzbearbeitung an den Rand des Briefes. Einer der flinken, auf buchstabenqenaues Arbeiten ge-