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.1/ 86, 13. Februar 1908. Nichtamtlicher Teil. BvrlcllbUlIt s. d. Dtschn. BuchhandN. 1759 lagen Ivar dir alte, die nach gröberen und teuren Werken fehlte fast gänzlich. Die Regelung des Bibliothekenrabatt«. die in den letzten Jahren mit dem ganzen Buchhandel »nscrn Verein so sehr beschäftigt hat, ist nunmehr beendet, siir Leipzig durch die am 1. April 1907 in Kraft getretenen VerkaufS- bcstimmungen. Über die vvrhcrgcgangenen Verhandlungen mit den beteiligten Behörden hat der Vorstand in der or dentlichen Hauptvcrsaminlnng vom 28. Jannar 1907 (Be richt im Börsenblatt Nr. 28), in Nr. 6 der Vertraulichen Mitteilungen und in dem Drmkschreiben vom 28. März a»S< siihrlich berichtet. Hinzuznsiigen ist nur noch Folgendes: Wie mir vermutet hatten, hat das Königlich Sächsische Gesamtministerim unser Schreiben vom II. Fcbniar 1907 nicht beantwortet. Jedoch bat der Herr Minister des Innern, Erzeilenz vr. Graf von Hohenthai und Bergen, dem Herrn Oberbürgermeister Ile. Tröndiin mitgcteilt, er habe das Mesanitministerium bestimmt, den Wünschen dcS Buchhandels volle Rechnung zu tragen. Tatsächlich ist jedensallS die Anerkennung unserer Verkanssbestimmungcn erfolgt. Diesen stillen Abschlntz der vieinmstriliencn Sache verdankt der Verein und der Buchhandel nächst seiner eignen Festigkeit zu eitlem wesentlichen Teil denn Oberbürgermeister Leipzigs, Herrn vr. Tröndiin, der denn Königlichen Ministerium gegenüber warm für die Interessen des Buchhandel« cin- gctretcn ist. Dem Herrn Oberbürgermeister sei darum auch an dieser Stelle hcrziichst gedankt. In hiesigen Blättern erschienen wieder mit der Über schrift „Wcihnachtsprämicn" Anzeigen, durch die der Au schein erweckt wurde und offenbar erweckt werden sollte, datz damit den ZcilnngSicscrn besvndrc Vergünstigungen beim Einkans von Büchern angcbvten würden. Der Vorstand hat sich darum an die beteiligten hiesigen Zeitungen mit der Bitte gewandt, solche Anzeigen künstig entweder nicht mehr nnsznnchmcn oder doch nur in einer Form, die jede« Miss Verständnis auSschlictzt. Die Zeitungen haben in dankens werter Weise zusagend gcantwvltet. Sodann hatte ein Mitglied unscrS Verein« den Vor- stand darauf aufmerksam gemacht, daß eine hiesige Reiscbnchhandlung bei einem gewissen Werk Verkäufe über dem Ladenpreis nbschlietze. Der Voistand erwiderte, datz nach seiner Ansicht hiergegen nichts cinznwcnden sei, wenn das Werk in einem besonder», eine Preiserhöhung vielleicht rechtfertigenden Einbände angcboten werde. Jede» falls könne er nach den bestehenden VerknnsSbcstimmungen den Vertrieb über dem Ladenpreis nicht hindern. Auch sei eine Gefährdung allgemeiner Interessen dcS Buchhandels durch erhöhte Sonderpreise kaum zu befürchten, da solche Matznahmcn sich in der Regel selbst berichtigen. Im Antiquariat hat das vergangene Jahr keine be sonder» Ereignisse anfznwcisen. Der Absatz hielt sich im allgemeinen auf der Höhe der letzten Jahre, doch machte sich die nvrdamcrikanischc Geldkrisis dadurch unangenehm bemerk bar, datz grötzcrc Privalküufer nicht nur mit ihren Aufträgen, sonder» auch mit ihren Zahlungen sehr zurückhieltcn. Der Absatz nach England und Rntzland ist nvch lange nicht wieder auf die frühere Höhe znrückgekchrt; den Bestellungen aus den Balkanstaatcn gegenüber bleibt nach wie vor grvtzc Vorsicht geboten. Die Liebhaberei für illustrierte Werke, siir ältere deutsche Literatur im allgemeinen und siir Erstaus gaben der Klassiker und Romantiker im besonder» — zu denen sich neuerdings auch die siir Erstausgaben eine« Kant, Hegel und andrer Philosophen gesellt — ist geblieben und spiegelt sich deutlich in den immer noch steigenden Preisen in den Lagerkatalogcn wie in den Auktionen wider. Störend für das Leipziger AnklionSwescn ist die Ministerialvcrvrdnnng von 1908 »über den Geschäftsbetrieb der Versteigerer», die auf eine ganz andre Art von Auktionen gemünzt, in ihrer Anwendung ans die dcS Buch- und Kunst- Handel« zu unhaltbaren Verhältnissen sührt Eine Eingabe der beteiligten Leipziger Firmen an das Ministerium des Innern wird hoffentlich Wandel schassen. Der Gang de« Leipziger Mnsikalicnhandcls im Jahre 1907 lictz besvndre Merkmale nicht erkenne». Auffällig ist dagegen die Unruhe in der Musik Zcitschristen-Literntur, die sich in öfterem Verlagswechsel zeigt. Die Nene Zeitschrift siir Musik (gegründet von Robert Schumann) und da« Musi kalische Wochenblatt veränderten kurz hintereinander dreimal den Besitzstand, die Signale für die »inslkalisckie Welt, die nach Berti» iibcrsiedeltc», ebenfalls. Auch die Allgemeine Musik-Zeitung (Charlottenbnrg) ging in andre Hände über. Ferner lässt da§ öftere Anstanchen von Eintagsfliegen und von Blättchen von rein örtlicher oder gar keiner Bedeutung wenig günstige Schlüffe ans die Einträglichkeit dieser Ver- lagSrichtung zu. Ein bekannter Referent (6.-B.) urteilt vom Mvsikalien- markt: »Tatsächlich ist cs im MusikalienvcrlagSgeschäst so gekommen, wie eS kommen mutzte: unverlangt angebolenc Manuskripte von neue» Kompvsilionen, Bearbeitungen nsw. werde» nicht berücksichtigt. Da« sollten sich alle die zahl reichen jüngere» Musiker merke», die da »schaffen und schreiben». Niemand will etwas wissen von de» künstlerischen Werte», die sie so reichlich produzieren, kein Verleger fragt nach ihnen und ihren Handschriften. ES ist unstreitig bitter, datz es so und nicht anders ist. Aber grausam rächt es sich jetzt, datz bisher so viele Musiker flott daraus loS komponiert und so viele Verleger flott darauf los verlegt haben — znur Entsetzen der Musiksortimcnter, die nicht mehr wussten, wohin mit dem überreichen Segen. Nun stöhnen sie gemeinsam, datz sie nicht« IvS werden können, Kom ponisten wie Verleger: »nd die Rotendrncker und -siecher gehen de» siebe» magern Jahren entgegen. Freilich »ach dem »Musikalisch-literarischen Monatsbericht über neue Mnsikalicn, mnsikalische Schriften und Abbildnngcn- ! Leipzig, Frdr. Hofmeister) möchte man wohl glaube», als würde allzusehr grau in grau gemalt. . . . Der relativ hohen ProdnkiionSzahl werden nur wohl nvch eine Zcitlang begegnen, denn eS ist undenkbar, datz eine VcrlagShandlnng Knall und Fall ihre geschäftliche Tätigkeit cinstellt. Aber ein allmähliches Nachlassen wird nicht nuSbleibcn" —. Mit sehr gemischten Empfindnngen wird da« Eingreifen von Berliner Buchhandlungen und anderen Geschäften in den Mnsikalienbandcl beurteilt. Die billigen Musik Album« dieser Firmen enthalten genehmigte Beiträge der Originalmnsik-Vertcger, die dem Mnsikatienhandel in ähn lichem Falle verweigert werden. Der Mnsikalienhandel als solcher setzte gegen Ende de« Jahre« plötzlich lebhafter ein; die Hoffnungen ans einen bester» Geschäftsgang wurden aber enttäuscht, da die Käufer infolge de« ungünstigen Gcldstande« sich doch ost zur Zurückhaltung bestimmen liehen. Zur »Lustigen Witwe«, dem allgemeinen Liebling, gesellte sich ein Rivale, die »Dollarprinzcssln«, Musik von Leo Fall. Die Warenhäuser machen den Sorti mentern daS Leben nach wie vor recht sauer und verdrictzlich; sie führen nur die »Schlager», schlendern damit und haben sür ernste Musik kaum, sür Verbreitung von Neuigkeiten gar kein Verständnis. Der Widerstand der Saal- und Konzcrtlokal- Jnhaber gegen die »Genossenschaft deutscher Tonsetzer» in 228'