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9156 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 185. 12. August 1910. Verlags-Katalog 1803—1909 von A. Hartleben's Verlag in Wien (Besitzer Eugen Marx). 8°. 166 S. Broschiert und gebunden. Ein Katalog, der eine so große Spanne Zeit, über hundert Jahre, umfaßt, kann dem Sortimenter und dem Biblio graphen nur willkommen sein, gibt er doch beiden Gelegenheit, auch ältere Werke schnell zu finden. Dem Katalog ist eine kurze Firmengeschichte aus der Festnummer der Österreichisch-ungarischen Buchhändler - Correspondenz vorangestellt, aus der wir entnehmen daß die Firma 1803 als Sortiment und Verlag in Budapest gegründet und der deutsche Verlag im Jahre 1844 nach Wien verlegt ist. Das Sortiment und der ungarische Verlag wurden dann später abgestoßen. Nach dem Tode des Gründers Konrad Adolf Hartleben wurde dessen Neffe Adolf Hartleben Besitzer des Geschäfts, dem im Jahre 1864 Herr Eugen Marx, seit 1892 Alleinbesitzer, zur Seite trat. Während die Verlags- tätigkeit seiner Vorgänger sich fast ausschließlich auf belle tristischem Gebiete bewegte, ist es das Ideal des neuen Besitzers, das Wissen weitesten Kreisen des Volkes zu vermitteln. Speziell auf technischem Gebiete ist in dieser Richtung manches geleistet worden. Eine große Reihe von Einzel schriften und Sammlungen ist erschienen. Die chemisch-technische Bibliothek ist bis zum 326. Bande gediehen, die elektrotech nische Bibliothek weist 65, die mechanisch-technische 20 Bände auf. Gewissermaßen auch in das technische Gebiet schlägt die Kollektion Verne mit 97 Bänden. Der Verbreitung von Sprachenkenntnis dient die Bibliothek der Sprachenkunde mit genau 100 Teilen. Alle diese Sammlungen sind unter ihrem Stichwort gesammelt verzeichnet, aber jeder Band ist auch einzeln unter seinem Autornamen aufgeiührt, so daß er leicht aufzufinden ist. Der sauber gedruckte Katalog, der uns auch in einem Halbfranz.Einband mit Papier durchschossen vor liegt, wird vom Sortimenter gern in seinen Handapparat ausgenommen werden. Streifzüge durch das nordamerikanische Wirtschaftsleben. Von Di. Ernst Schultze - Großborstel. 8°. 228 S. Halle a/S. 1910, Buchhandlung des Waisenhauses. Preis 5 geb. 6 Aus dem Inhalt: 12: Zeitungspapier und Waldverwüstung. 13: Die Entwicklung des Annoncenwesens. PersonaLnachrichLen. * Ordens-Auszeichnung. — Die Inhaberin der Firma Max Babenzien in Rathenow, Frau Margarete Babenzien, ist in Anerkennung ihrer Verdienste um die Sonder- Ausgabe aus R. Knötels Uniformenkunde, in der die lippeschen Uniformen von 1807 bis 1867 vortrefflich zur Darstellung kommen, von Seiner Durchlaucht dem Fürsten zur Lippe mit der »Lippeschen Rose«, einem Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft, ausgezeichnet worden. Um bei dieser Gelegenheit den verstorbenen Herrn Hofverlagsbuchhändler Max Babenzien zu ehren, hat Se. Durchlaucht bestimmt, daß Frau M. Babenzien mit dem jenigen Exemplar der »Lippeschen Rose« ausgezeichnet werden soll, mit dem Herr Max Babenzien am 4. November 1908 aus gezeichnet worden ist. Das Ehrenzeichen wird an dem in Form einer Schleife gebundenen Oroensbande an der linken Schulter getragen. (»Kreisblatt f. d. Westhavelland«.) Arthur Graun -s-. Zittau. (Vgl. Nr. 183 d. Bl.) — Der »Zittauer Morgenzeitung« vom 9. August entnehmen wir folgenden Nachruf an den am 7. d. M. entschlafenen Kollegen Arthur Graun in Zittau: Der Buchhändler Herr Arthur Graun, ein in weiten Kreisen bekannter und allgemein hochgeachteter Mitbürger unserer Stadt, ist am Sonntag vormittag infolge eines Herzschlags plötzlich ge storben. Der rüstige Mann, der erst das einundfünfzigste Lebens jahr zurückgelegt hatte, wurde nach der Rückkehr von einem Morgenspaziergang von einem Unwohlsein befallen, dem schon nach kurzer Zeit der Tod folgte. Mit Arthur Graun verliert die Stadt Zittau einen Bürger, der neben seiner umfangreichen geschäftlichen Tätigkeit stets noch Zeit fand, aemeinnützigen Be strebungen still und geräuschlos, aber mit unermüdlicher Ausdauer und Liebe zur Sache seine bewährte Kraft zu widmen. Die Gründung der Volkslesehalle ist in der Hauptsache auf seine Initiative hin erfolgt; viele Jahre hindurch leitete er auch den hiesigen Verein zur Verbreitung von Volksbildung. Der Zittauer Gewerbeverein, dessen Ehrenmitglied er war, betrauert den Verlust seines ersten Schriftführers, dem besonders der Zittauer Handwerker- und Gewerbestand großen Dank schuldet. Auch der naturwissenschaftliche und Gebirgsverein »Globus« ver liert mit dem Verstorbenen ein getreues, stets arbeitsfreudiges Mitglied. Am öffentlichen Leben nahm Arthur Graun, der politisch rechts stand, ebenfalls Anteil; er übte in den Jahren l896 und 1897 das Mandat als Stadtverordneter aus. Als um sichtiger und weitblickender Kaufmann hat der Verstorbene seinem Geschäft, das er beinahe 25 Jahre — seit dem 1 Oktober 1885 — innehatte, durch rastloses Schaffen einen achtunggebietenden wohlbegründeten Ruf gegeben. Ganz besondere Verdienste hat sich Arthur Graun um das Kunstleben der Stadt Zittau erworben. Zwei Institute sind da zu nennen, die er als ideal angelegte Natur, als begeisterter Förderer alles Schönen und Hohen ins Leben rief: seine Konzerte und sein Kunstzimmer. Un bekümmert um den finanziellen Erfolg unternahm er im Jahre 1906 das für eine Provinzstadt nicht geringe Wagnis, in seinen Abonnementskonzerten nur allererste Kunstkräfte zum Besuche Zittaus zu veranlassen. Namen wie Klotilde Kleeberg, Anton Listermanns, Popper, vr. Ludwig Wüllner, Marteau, Julia Culp, Carlotta Stubenrauch, Ottilie Metzger-Froitzheim, Brüsseler Streichquartett usw. beweisen, daß es ihm mit seinem Bestreben, seinen Konzertbesuchern nur wirklich Hervorragendes zu bieten, durchaus ernst war. Erfreulicherweise ist der Lohn nicht aus geblieben; die Abonnementskonzerte sind nach kaum vierjährigem Bestehen eine für die Musikfreunde der Stadt und auch der weiteren Umgegend nur schwer zu vermissende Einrichtung. Das Kunstzimmer gründete der Verstorbene im Jahre 1907 in der Absicht, auch einheimischen Künstlern Gelegenheit zu geben, ihre Werke auszustellen und für das kunstliebende Publikum eine Stätte zu schaffen, an der es sich mit den Werken auswärtiger Maler und Bildner vertraut machen kann. Nebenbei sollte der werben. Der Fortbestand beider Graunschen Schöpfungen ist, wenigstens für die nächste Zeit, gesichert; hoffentlich bleiben sie der Stadt auch für die Zukunft erhalten. Das Hinscheiden des allgemein beliebten Mannes, dessen gewinnende Liebenswürdigkeit überall Sympathie auslöste, ruft in weiten Kreisen aufrichtiges Bedauern wach; der Witwe, der der Verstorbene ein fünfjähriges Adoptivtöchterchen hinterläßt, wird überall herzliche Teilnahme entgegengebracht. Die »Zittauer Nachrichten« widmen dem Wirken des Ver storbenen folgende warme und ehrende Worte: Mit Arthur Graun sinkt ein Mann ins Grab, der nicht nur den Seinen, sondern auch vielen Fernerstehenden unersetzlich, unvergessen sein und bleiben wird. Arthur Graun war nicht nur ein tüchtiger praktischer Geschäftsmann, der es verstand, seine Handlung zu einer erstklassigen nach großstädtischem Muster aus zubauen, sondern er war auch eine warmherzige ideale Natur, die sich für alles Gute und Schöne begeisterte und opferfreudig unterstützte. Jahrelang hat er in diesem Sinne dem hiesigen Ortsverein zur Hebung der Volksbildung als Vorsitzender gedient. Die Schaffung der Volkslesehalle ist ihm mit in erster Linie zu verdanken. Einen emsigen Förderer hatte auch der »Globus« in dem Verstorbenen. Besondere Verdienste hat sich Arthur Graun ferner um den hiesigen Gewerbeverein erworben, dessen zweiter Vorsitzender er bis jetzt gewesen ist. Als der Verein im vorigen Jahre sein fünfundsiebzigstes Stiftungsfest feierte, verlieh ihm der König in Anerkennung seines treuen Wirkens nicht nur um den Jubelverein, sondern auch um den ganzen Zittauer Handwerker und Gewerbestand, den Albrechtsorden 1. Klasse. ZweiJahre lang, 1896 und 1897, hat der Vielbeschäftigte auch dem Stadt verordnetenkollegium angehört und in diesem nach besten Kräften geschafft. Nun steht das lebhafte Herz still, der schaffens rege Arm ist erlahmt, der beredte, freundliche Mund ist verstummt für immer. Herzliche Teilnahme wird der Tod dieses Mannes gewiß in allen Kreisen der Bevölkerung Hervorrufen. Mag dies den Seinen lindernder Trost in schwerer Stunde sein, mag sie der Gedanke erheben, daß Arthur Graun von allen, die ihn kannten, wahrhaftig aufrichtig betrauert wird.