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IS356 »irl-nbliu >. d. D-Ichn. Vuchhimd-I. Nichtamtlicher Teil. 301, 28. Dezember 1S12. hauptung des Philacademicus, daß die »strebsamen Studenten die kleine Universität vorziehen«. Eine Zusammenstellung der Studierenden auf den einzelnen Universitäten und der Kosten aus den Kopf an ihnen zeigt, daß die Kosten Pro Kopf um so größer werden, je geringer die Zahl der Studierenden an einer Universität ist. Dies ist ja auch sehr erklärlich, weil, je größer die Universität ist, die Verteilung der Kosten um so günstiger wird. Auch die Finanzsrage wird besprochen und gezeigt, daß es sicher gar nicht so leicht für Sachsen wäre, noch eine zweite Universität zu erhallen, die auf der Höhe der Zeit stehen soll. Bücher berührt dann noch die Schädigung, die der Uni versität Leipzig aus der Neubegründung entstehen könnte. Er führt aus, daß die Schädigung eine doppelte sein würde, in sofern »das Königreich Sachsen nach Durchführung des Dres dener Projekts statt einer großen und leistungsfähigen zwei kleine Universitäten besitzen würde, von denen keine über die Mittelmäßigkeit hinauskommen könnte«. In dem Kapitel: »Die Organisationsfrage« wird in sehr eingehender Weise nachgewiesen, wie undurchführbar die Vor schläge sind, die darin gipfeln, die Vorlesungen der Tech nischen Hochschule mit den Universitätsvorlesungen zu ver quicken. Es sollte ohne weiteres verständlich fein, daß eine Vorlesung über Nationalökonomie ganz anders angelegt sein muß, wenn sie sich an Studenten der Technik wendet, als eine Vorlesung fürUniversitätsstudenten, und es ist kaum zu verstehen, daß die Befürworter des DresdenerProjektsVorschläge machen, die einer solchen allgemein anerkannten Wahrheit geradezu ins Gesicht schlagen. Auch der zweite Dresdener Plan, die Technische Hochschule zu einer »Gesamtuniversität« zu erweitern, die sieben Fakultäten enthalten soll, leidet an denselben Fehlern und Unklarheiten. Herr Professor Bücher weist noch darauf hin, daß der Finanzplan, der eine selbständige Universität in Aussicht nimmt, zu diesem zweiten Plan einer Gesamtuniver sität, gar nicht mehr paßt. Die Erwägungen über die künftige »Universitätsbiblio thek«, »die Entlohnung der Universitätslehrer«, kann ich über gehen. Ich möchte nur noch erwähnen die sehr zeitgemäße Mahnung, die Herr Bücher an Dresden richtet: »Die Herren müssen sich abgewöhnen, die Universitätssrage als eine kom munale Frage zu betrachten und zu behandeln, die man löst, wie man etwa das Verlangen nach einem Zoologischen Garten oder einem neuen Theater befriedigt«. EL handelt sich hier um eine »Landesfrage«, über die Regierung und Volksvertretung allein zu entscheiden haben, und in eminentem Sinne auch um eine »deutsche Frage«. Vom 6.-9. September 1912 feierte die »Sphyn x« , der Verein jüngerer Buchhändler Hamburg-Altonas, das seltene Fest seines 50jährigen Bestehens. Im Jahre 1862 ist die »Sphynx« begründet worden, und hat sich diese ganzen fünfzig Jahre nicht nur auf ihrer Höhe zu halten gewußt, sie ist auch stetig gewachsen, wenn auch innerhalb dieser Zeit Abschwä chungen der Milgliederzahl zu verzeichnen gewesen sind. Zu diesem schönen Feste hat der Vorstand der »Sphynx« eine Festschrift veröffentlicht, in der in ausführlicher Weise die Schicksale des Vereins verzeichnet werden.*) Sie beruht für das erste Vierteljahrhundert aus der Jürgensenschen Fest schrift, während das zweite Vierteljahrhundert nach den Ver einsprotokollen bearbeitet ist. Die Festschrift gibt ein interes santes Bild der Vereinstätigkeit, die auch stets bemüht war, die geistigen Bedürfnisse ihrer Mitglieder zu befriedigen. Der Anhang bringt eine ganze Anzahl literarischer Beiträge, die Gedichte und kleine Aufsätze enthalten, die zum Teil auch von dein Ton, der in der »Sphynx« herrscht, anmutendes Zeugnis oblegen. Dem Verein sei ein ferneres Gedeihen aufs herzlichste ge wünscht ! Obwohl das Buch von Herbert Beck »Über den ge mischten Betrieb im deutschen Verlagsbuchhandel«*) im Bör senblatt Nr. 275 vom 26. November bereits von kundiger Feder besprochen worden ist, möchte ich doch noch einmal ans das Buch zurückkommen, und zwar um die Folgerungen, die Beck zieht, in einigen Punkten noch schärfer hervorzu heben, insoweit sie mir für die heutige Lage des Verlags buchhandels wichtig und beachtlich erscheinen. Herr vr. Beck kommt zu dem Ergebnis, das ich auch für voll kommen richtig halte, daß eine Ausdehnung des gemischten Be triebes im deutschen Verlagsbuchhandel nicht sehr wünschens wert ist, aber auch nicht sehr vorteilhaft. So sind die An fragen, die er an verschiedene Betriebe, hinsichtlich der Vor teile, die die Nebcnbetriebe dem Hauptbetrieb gewähren in bezug auf Papierfabrikation, durchgängig negativ beantwortet worden. Die Angliederung einer Papierfabrik sei nicht zu empfehlen, weil man sich auf die in der Fabrik hergestellten Papiersorten beschränken müsse und — wie von einer anderen Seite hervorgehoben wird — weil es besser für jede Druckerei ist, ihr Papier daher zu beziehen, wo sie will, und keinerlei Rücksicht nehmen zu müssen. Nun ist freilich die Angliederung einer Papierfabrik eine Sache, die sich nur außerordentlich kapitalkräftige Firmen leisten können. Ein an deres ist es aber mit der Angliederung einer Buchdruckerei, die ja schon bei einer ziemlich erheblichen Anzahl von Verlags betrieben erfolgt ist. Die Kombination von Verlagsbuch handlung und Druckerei war im Jahre 1910 bei 2410 Ver lagsbuchhandlungen durchgeführt, wovon allerdings die Mehrzahl auch Zeitungsverlag haben. Immerhin ist dies eine recht erhebliche Ziffer. Auch hier findet Beck, daß ein in einer Großstadt betriebener Verlag in der Regel nur beim Betrieb einer Druckerei großen Umfangs ebensogut oder besser fahre als der Reinverlag, der günstige Preisbedingungen durch Ausnutzung der starken Konkurrenz unter dem Druckgewerbe erzielen kann. Beck kommt zu dem Ergebnis, daß auch bei Gesamt- betrieben niedrigere Produktionskosten kaum erzielt werden und daß die Gesamtbetriebe in immer prägnanterer Weise den Charakter kapitalistischer Großbetriebe annehmen. Daß eine solche Entwicklung für den Verlag ganz er hebliche Bedenken hat, liegt auf der Hand. Je größer der artige Betriebe, um so weniger ist ein Mann imstande, sic zu übersehen, und das persönliche Moment, das im Verlags buchhandel bisher ausschlaggebend gewesen ist, tritt immer mehr zurück und verflüchtigt sich in einer Anzahl von Per sonen, denen naturgemäß der Blick für das große Ganze fehlt, und die noch weniger imstande sind, das Geschäft im Hinblick auf den Gesamtcharakter des Buchhandels zu be treiben. Die sehr naheliegende Gefahr, daß die Angliederung einer Buchdruckerei den Verleger zu einer größeren Produktion veranlaßt, hebt auch Beck hervor, und es wäre nicht zu verken nen, daß ein großer Teil der Überproduktion hier seine Erklä rung findet. Worauf Beck nicht hinweist, wahrscheinlich weil eine statistische Erfassung dieses Problems unmöglich ist, ist die steigende Ziffer der Beteiligung von Verlagshand- lungen an Buchdruckercien, die nahezu dieselben Schattenseiten *> Beck, Herbert. Der gemilchte Betrieb im deutschen Beriagsbuchhandel. 8". Stuttgart 1812, I. G. Cotta'sche Buchst Rachs. Preis 2.—. *> Bgl. Bbl. Nr. 241.