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1244 Zu beachte«. Häufig werden antiquarische Verzeichnisse und Listen herabge setzter Bücher versandt ohne Bemerkung, wie viel Provision davon beim Verschreiben gegeben wird; auch werden öfter, ohne solche zu versenden, Zeitschriften beigchcftet, von denen kein Sortimcntsbuch- händlcr weiß, ob oder wie viel er Gewinn davon haben wird, wenn er Aufträge darauf erhalt. Das ist in der Thal ein großer Ucbclstand, denn der Besteller besteht auf den Preis, den er gefunden, und wird etwas pro studio und Isborv von dem beauftragten Buchhändler darauf geschlagen, so weiß man nicht, wie weit man dabei gehen kann, und cs ist das eine Quelle vielen Verdrusses. — Möchten doch die dergleichen Anzeigen verbrei ten oder versenden, das bemerken und abstcllcn! Misccllcn. Neueste russische Literatur. Die schönwissenschaftliche Literatur Rußlands ist zu Anfang dieses Jahres durch zwei (in Karls ruhe gedruckte) Bände Gedichte des verdienstvollen Jukovskji berei chert worden, von denen der erste unter anderem eine nach Fr- Rückert bearbeitete Episode des Schach-Nameh „Rustem und Zohrab," der zweite die Uebecsetzung der ersten zwölf Gesänge der Odyssee im Vers maß des Orginals enthalt. Die Russe» hatten bereits eine vortreff liche Version der Ilias von dem verstorbenen Gne'vitsch, der sich Ju- kovskji's Odyssee würdig zur Seite stellt, welche einen Beweis von dem ungeschwächten Dichtertalent des sechsundsechzigjährigen Greises lie fert. Ein anderer Veteran der russischen Literatur, Fürst Wja- semskji, ist mit einem Werke ausgetreten, das unter der Form einer Biographie des geistvollen Dramatikers von Wisin fff 1792) ein leb haftes und in hohem Grade interessantes Bild der literarischen Bewe gung gibt, durch welche die Regierung Katharinas II. sich auszeichnete. In Moskau sind neulich zwei Werke erschienen, die sowohl durch ihre wissenschaftliche Bedeutung, als durch ihre prächtige Ausstattung bemerkenswerth sind. Das erste ist die auf kaiserlichen Befehl veranstal tete Ausgabe der Alterthümer des russischen Reichs (Dre>v- nosti llossijsk'axo Kosudarstn's), deren beide erste Lieferungen hundert und fünfzig Zeichnungen in großem Format enthalten, die in höchst rühmlicher Weise die Fortschritte der Kunst in Rußland beurkunden. Die Maler Solnzev und Dreger haben ihre Kräfte dieser Unterneh mung gewidmet. Das zweite Werk, russische Alterthümer aus dem Gebiete der Kirchen- und Eivilba ukunst (llusslcasa slarina pamjatnikaeli rerkovngAO i »rajdan8>ca§o sodtscbesUva) wird von Herrn Marty- nov herausgegeben und ist mir einem Text von dem bekannten Mos kauer Archäologen Snegirev versehen. Die Journalistik ist noch immer der blühendste Zweig der russi schen Literatur. Es erscheinen in Rußland gegenwärtig 156 Zeitun gen und Journale, und zwar 110 in russischer, 30 in deutscher, 8 in französischer, 3 in englischer, 3 in lettischer, 1 in polnischer und 1 in italienischer Sprache. Von diesen kommen 63 in St- Petersburg, 14 in Moskau, 9 in Riga, die übrigen in Odessa, Tiflis, Kasan, Kiev, Reval u. s. w. heraus. Das Königreich Polen und das Groß fürstenthum Finnland sind hier nicht mit einbegriffen. Das-jetzt bei vielen unsrer Zeitgenossen im Vordergrund stehende sogenannte deutsch« Streben scheint nicht voctheilhaft auf deutsche Literatur einzuwirken. Die seit langer Zeit bestandenen und bewähr ten Literarischen Organe scheiden und schwinden nach und nach ganz dahin. So sehen und sahen wir im Laufe dieses Jahres: Menzel's Literarurblalt, vr. Brandes Literarisch?Zeitung, die Jenaische und end lich auch die Hallesche Literaturzeitung zu Grabe tragen. —Dicß alles geschah im zweiten Jahre des neu erwachten deutschen Be wußtseins! — 101 Ein einziges Literarisches Organ hat gewiß mit vielen und großen Aufopferungen des Herrn Verlegers die Feuerprobe der Revolution bestanden u. das ist: Gersdorf's Repertorium. Möge der deutsche Buch handel dazu beitragen, daß diesRepcrtocium die gerechte Anerkennung u. gewünschte Beachtung und Verbreitung finde, von Seite des deut schen Publikums, von Seite des deutschen Buchhandlungs personals. Im December wird zu London bei Puttick L Simpson eine Autographenversteigecung stattsinden, worin vieles für die deutschen Sammler höchst Interessante: Von Goethe ein drolliger Brief an Lan ger vom 5. Mai 1774 in Bezug auf Goetz von Berlichingen. Von M- Mendelssohn ein Brief an Homberg, einen frühem Hofmeister seines Sohnes Joseph, mit Gedanken über Erziehung und einer Lob rede auf den Ehestand.— Ferner Handschriften von Ehr. Wolff, Lich tenberg, Gans, Rotteck, Engel, Fcrnow, Platen, Voß, H. v. Kleist, Paulus, Klopstock, M. Claudius, Hebel, Rückert, A. W- Schlegel, Ehamisso, Wieland, Herder u. a. m. ' Das so eben von Prof. Max Duncker erschienene Werk: „Zur GeschichtederdeutschenReichsversammlunginFrank- furt" gehört unstreitig mit zu den bedeutendsten Erscheinungen, die diesen dem deutschen Herzen so theuren Gegenstand berühren. Es gibt in 8 Abschnitten kacta, die theilweise bis jetzt unbekannt geblieben sind es handelt ausführlich über die auswärtige Politik, die Verfas sung, das Reichsoberhaupt, die Entscheidung der Oberhauptsfcage, das Annehmen oder Ablehnen, und den traurigen Ausgang. Die Schrift aus der Feder dieses Mannes wird sicher Epoche machen bei allen De nen, die sich und Deutschland noch nicht aufgegeben haben, und ihrer ist doch noch eine große Zahl. — Das Gesetz gegen Nachdruck in England erlaubt den Verkauf von Kalendern mit Copicn englischer Originalien nicht ohne Einwilligung der betreffenden englischen Künstler, und weigern sich, dieselben, die nöthigc Erlaubniß zu erthcilen, so entsteht Strafe. So wurden in einem komischen pariser Kalender aus dem Punch mehre Holzschnitte copict und die Eigenthümer des Verlagsrechts haben den Verkauf dieses Kalenders untersagt; und cs existirt kein Zweifel, daß, sollte diesen Verboten zuwider gehandelt werden, die Eigenthümer nicht allein einen Proceß machen würden, sondern daß nach englischen Gesetzen sie ihn t^uch gegen jeden Verkäufer dieser Almanachc gewinnen würden, und zwar mit einem Kostenauf wand für die Ucbcrtreter von circa 50 bis 70 6, ohne des etwa zu fordernden Schadenersatzes zu gedenken. Von Dr. C. Schnaase's bekanntem Werke: „Geschichte der bi ldend en Künste " wird, wie'wir so eben hören, der 4. Band (Mittelaller) zu Anfang künftigen Jahres die Presse verlassen. Hildreth's Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika ist jetzt in 3 Theilen vollständig erschienen. Der kürzlich zu New - Jork erschienene neue Theil von United States Lxplorin§ Expedition enthält: „Ibe Daoes ok Kan, and tkeir lleograpkieal Distribution von C. Pickering, K. D., Gr. 4., 412 Sei ten und 12 Tafeln. „Ille Oler^ ok America" heißt.der Titel eines nicht nur für Geistliche, sondern für.jeden, der sich für menschliche Zustände und Ent wickelungen interefsirt, empfehlenswerthen Buches von I- Welcher, welches vor Kurzem in Philadelphia die Presse verlassen hat.