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Redaktioneller Teil. 180, 22. August 1919. 5. Für die Zeit bis zum 15. September 1919 ist den Angestellten auf die in dem alten Tarifverträge festgesetzten Gehaltssätze ein Zu schlag von 40°/, zu gewähren. Soweit bei einzelnen Angestellten höhere Gehaltssätze bereits gezahlt werden, sind diese nicht herab zusetzen. 6. Die Arbeit ist sofort wieder aufzunehmen. Die infolge der Arbeitsniederlegung vorgenommenen Kündigungen und Entlassungen sind rückgängig zu machen. Maßregelungen wegen der Arbeitsnieder legung dürfen von beiden Seiten nicht erfolgen. 7. Tic Parteien haben bis zum 22. d. M. mittags 12 Uhr schrift lich beim Schlichtnngs-Ansschns; zu erklären, ob sie sich dem Schieds spruch unterwerfen. Zulassung und Kontrolle der Fachzeitschriften im besetzten Rhein land 1. Die Genehmigung zur Einfuhr in das besetzte Gebiet kann ge wissen, regelmäßigen Veröffentlichungen der unbesetzten Zone, die rein technischen Charakter haben, erteilt werden. 2. Diese Genehmigungen werden erteilt auf das Gesuch des Ver legers durch den General-Kontrolleur der Verwaltung der Nheinlande nach Prüfung und nach Benachrichtigung der Wirt schaftsabteilung und des Pressedienstes der Armee. 3. Der Verleger ist verpflichtet, um die Kontrolle zu ermöglichen, dem Pressedienst der Armee ein Exemplar zu liefern. Nach einer- kurzen Prüfung des Inhalts, um sestznstellen, ob keine politischen Artikel darin enthalten sind, wird dieses Exemplar der Wirt- schaftsabtcilung (Statistischer Dienst), wo es zum Zwecke des technischen Belegs aufbewahrt wird, übersandt. 6. Die von Privatleuten gestellten Anträge, die eine oder die an dere Zeitschrift zu beziehen, werden ihnen zurückgcgeben. Cs ist Sache der Verleger, die notwendigen Förmlichkeiten zu er füllen. Sobald die Einfuhrgenehmigung für eine Zeitung er teilt ist, ist jedermann berechtigt, sie zu beziehen. 6. Das Pressebureau benachrichtigt die Verleger von der erteilten Genehmigung und teilt alle Entscheidungen des General-Kon trolleurs der -Verwaltung der Nheinlande, der Post-Kontroll kommission, der Wirtschaftsabtcilnng und den Ober-Administra toren mit. Im Postvcrkchr mit der belgischen Bcsatzungszone ist die Angabe des Gesamtinhalts eines Pakets auf dessen Außenseite und auf der Paketkarte nicht mehr erforderlich. Im Merkblatt über den Post- usw. Verkehr zwischen dem unbe setzten Deutschland und den von belgischen usw. Truppen besetzten deutschen Gebieten ist in Abteilung »/V. Postverkehr« unter »I. der belgischen Besatznngszone« im Absatz »Vorschriften für Pakete«, Zeile 1 und 2, die Angabe von »sowie« bis »Außenseite« durch die Worte »müssen auf der Außenseite des Pakets« zu ersetzen. Kolportagelitcratur, die wissenschaftliche Abhandlung neben dem Koch buch und dem Traumbuch, Jahrgänge von Zeitschriften, gebunden oder nur lose mit einer Schnur zusammengehalten und einzelne Num mern. Vielfach tragen diese Bücher die Spuren eines eifrigen Ge brauchs, sind zerlesen und mit Randbemerkungen versehen. Oft, und das ist das Merkwürdige dieses neuartigen Straßenbuchhandels, findet man unter den feilgebotenen Büchern ganz neue Exemplare, die ent weder, wie man aus verschiedenen Gerichtsverhandlungen hat fest- stellcn können, ans Diebstählen herrührcn oder als »Besprechungs exemplare« den Weg von der Schriftieitnng zum »Antiguar« antraten, oder aber auch Bücher, die auf reguläre Weise erworben sind. Tie Polizei ist gegen diese wilden Straßenhändler machtlos. Schreitet sie wirklich einmal ein, so ist es sicher, daß das Publikum für den Händler Partei nimmt, oder aber dieser zieht seinen Karren ein paar Straßen weiter und beginnt aufs neue, die Passanten anzu- lockcn. Die gesetzlichen Bestimmungen bieten eine genügende Hand habe zur Unterbindung dieses Straßcnhandels. Abgesehen von den schweren gesundheitlichen Gefahren, die für den etwaigen Käufer in diesen, dem gröbsten Straßenstanb der Großstadt tagtäglich ausge setzten Bücher liegen, stellen diese wandernden Bücherkarren eine ernste Schädigung der Sortimenter dar, svdaß die berufenen Standes- vcrtretungcn des Buchhandels energisch gegen den Straßenbnchhandel Front machen sollten. Früher hatte der Straßenbnchhändler seine Stätte hauptsächlich in der näheren Umgebung der Universität und wurde von den straßenpolizeilichen Aufsichtsorganen geduldet. Heute dagegen findet man die Wagen mit der verschiedenartigsten Geistcsfracht ebenso in den verkehrsreichen Straßen des Zentrums wie im vornehmen Westen Berlins oder in den Arbcitergcgenden. Im Jittcresse des ohnehin schwer um seine Existenz kämpfenden Sortimenters sollte mit allen verfügbaren Mitteln gegen diese Schädigungen eines regulären Ge schäftsbetriebs eingeschritten werden! Berlin. Walter Thielemann. Lehrgänge für den höheren Bibliothcksdienst. — Die Universität Leipzig hat eine überaus erfreuliche Einrichtung getroffen, indem sie Lehrgänge für den höheren Bibliotheksdicnst eingerichtet hat, deren Vorlesungen zum Teil weit über den engeren Kreis hinaus von Interesse und Bedeutung sind. Buchhändler und Bnchgewerbler wer den es vor allem mit Freude begrüßen, daß nun die Möglichkeit gegeben ist, über buchgewerbliche Themata Vorlesungen zu hören. Für das Winter-Semester 1919/20 sind angekündigt: Professor Du. Nörig, Schrift- und Buchwesen, 1. Teil: Dr. Goldsriedrich, Geschichte des Buchhandels: Professor Dr.' Schramm, Buchkunst und Buch- illnstration. Außerdem trägt Gehcimrat l)r. Boysen über Geschichte und Einrichtung der Bibliotheken und Professor Dr. Minde-Ponet über Enzyklopädie und Bibliographie vor. Tagung des Deutschen Werkbundcs. — Der Deutsche Werkbund ladet seine Mitglieder nach dreijähriger Panse zum erstenmal wieder zu einer Jahresversammlung ein, die vom 6.-9. September in Stutt gart abgehalten werden soll, um eine Klärung wichtiger grundsätz licher Fragen des künstlerischen und gewerblichen Schaffens, wie sie sich nach dem Kriege gestaltet haben, herbeizuführen. Eine allge meine Aussprache soll sich an ein Referat des Stadtbaurats Prof. Hans Poelzig (Dresden) über Werkbnndanfgaben anschließen. Ferner wer den sprechen Prof. Richard Niemcrschmid (München) über deutsche Kunst, Di-. Theodor Heuß (Berlin) über Wirtschaft, Staat, Kunst, Prof. Paul Bonatz (Stuttgart) über öffentliches Bauwesen, Stadt baurat H. Mnesmann (Stuttgart) über städtische Siedelungen. Der letzte Tag soll ein »Farbentag« sein: Prof. Ostwald wird über die Entwicklung des Farbproblems sprechen, Prof. Adolf Hoclzel (Stutt gart) »Zur Theorie der Farblehre«, Peter Martin Schalter »Zur Pädagogik der Farbenlehre«, Dr. Hildebrandt (Stuttgart) über »Die Anwendung der Farblehre auf das Knnstgewerbe«. Neben den Vor trägen soll der »Farbentag« hauptsächlich die Demonstration praktischer Beispiele bringen. PersonalliMWen. 80. Geburtstag. — Am 23. August vollendet Herr Theodor 'Lißner, zurzeit in Witt stock, sein 80. Lebensjahr. Als In haber der Firma Theodor Lißner, Geschäftsstelle fiir Büchervcvision i und Verkanfsvermittlnng in Charlottenbnrg, sowie als Geschäftsführer des Adler-Verlags G.m.b.H. in Berlin hat der Jubilar mit zahlreichen Berufsgenossen in Verbindung gestanden und in dieser Tätigkeit wohl auch einen tieferen Einblick in die Nöte des Buchhandels erhalten. Als eine Folge dieser Einsicht ist sein warmes Eintreten für eine bessere bnchhändlerische Ausbildung, namentlich des Jnngbuchhandels, anzu- sehcn, das sich in zahlreichen Fachblattartikeln niederschlug. Auch eine Zeitschrift für den Jnngbnchhandel, die freilich nicht lange Be stand hatte, ist auf diese Bestrebungen znrückzuführen. Ein kleiner § Verlag, den er unter seinem Namen getrennt von der 1885 ge gründeten Geschäftsstelle für Bücherrevision und Verkaufsvermittlung Billige Bücher. — Seit den Tagen der November-Revolution und dem Aufblühen des wilden Straßenhandels begegnet man allenthalben in den Straßen Berlins Bücherwagen, kleinen, mehr oder minder ge brechlichen Karren aller Art, die weithin sichtbar eine Aufschrift tragen »Billige Bücher«. Tritt man näher an diese Wagen heran und be trachtet die anSgelegten Bücher, so erkennt man bald, daß das Schild eigentlich nur ein Lockmittel ist. In kunterbuntem Durcheinander, mitunter aber auch sorgfältig anfgebant, stehen sie da, die gebundenen und gehefteten Bücher, der Roman eines bekannten Schriftstellers neben > führte, ging im April d. I. zusammen mit dieser durch Kauf an Herrn Bruno Hagenau über. Für weitere Kreise gab Lißner unter dem Pseudonym Th. Weylcr eine Reihe Jugend- und Volksschriften heraus, von denen nur die »Kleine Hausbibliothek für die Jugend« und »Für frohe Feste« genannt seien. Möge dem fleißigen Manne ein sorgen freier Lebensabend beschieden sein! Adolf Bonhocffcr P. — In Stuttgart ist der Vorsteher der Wiirt- tembergischen Landesbibliothek Prof. Dr. Adolf Bonhocffcr im Alter von 60 Jahren gestorben. Außer einigen Monographien über den 'griechischen Stoiker Epittet bearbeitete er 1912 die 3. Auflage von W. ! Windelbands »Geschichte der griechisch-römischen Philosophie« für Iwan I Müllers Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft.