Volltext Seite (XML)
Nr. 2S7. j jährlich srei Seich^tsstells od^Z^Narl! äl^ostü^-rwcijung»! sür /^6.17 DU statt 18 M. St^/en^esuche werden mit 10 <ps. pro ^ ^j?hrMh.^a^Anhand ^ «aum 1^Ps^^6.^L50>2^'>^!2SM^.^S^0M-; sürMch" ^ MAMäraLMörlWKMsNrMN^ Leipzig, Mittwoch den 23. Dezember 1914. 81. Zahrganq. Redaktioneller Teil. Leipzig, den 23. Dezember 1914. Diejenigen Firmen, deren Inhaber oder Verantwortliche Leiter nicht Mitglieder des Börsenvereins sind und ihre Bestellung auf das Nrsesblitt siir des MtWsAWsdel IchWU MZ noch nicht eingesandt haben, werden hierdurch höflich gebeten, es umgehend zu tun. Wir weisen wiederholt darauf hin, daß das Börsenblatt Nichtmitgliedern nur auf deren besonderes Verlangen ge liefert wird. Mitglieder des Börsenvereins erhalten ein Exemplar als Vereinsorgan unverlangt und kostenfrei. Hochachtungsvoll Geschäftsstelle des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Von den Grenzen des Reichs. XII. (XI siehe Nr. 295.) Posen. Es ist gewiß keine leichte Aufgabe, dem Wunsche der Redak tion nachzukommen und aus einer »Festung« Erfahrungen und Eindrücke seit Ausbruch des Krieges zu schildern, zumal wir hier strenge Zensur haben und daher auf Wiedergabe mancher inter essanten Einzelheiten vorläufig verzichtet werden mutz. Außer dem sind ja bereits unser Provinzial-Buchhändler-Verband (Bbl. Nr. 245) und Kollege Philipp in seinem »Poscner Kricgs- brief« (Bbl. Nr. 259) als Berichterstatter aufgetreten, so daß eigentlich viel Neues nicht mehr zu sagen ist. Nach vielen auswärtigen Zeitungsberichten, besonders nach den Berichten aus Zeitungen uns feindlicher Staaten könnte man glauben, daß Posen bereits von der Zivilbevölkerung ge räumt und von den Russen belagert, ja sogar eingenommen ist. Es ist wunderbar, wie sich derartige Gerüchte fortpflanzen und auch von ernsthaften Personen geglaubt werden. So passierte es mir, als ich kürzlich ein paar Tage in Berlin war, daß ich von zahlreichen Personen gefragt wurde, ob es denn wirklich so schlimm in Posen stehe, daß ich nach Berlin hätte flüchten müssen, ob es sich bewahrheite, daß Flieger Bomben beim königlichen Schloß geworfen hätten, und dergleichen Unwahrheiten. Es war daher für uns Posener von größter Wichtigkeit, daß all diesen Gereichten die Spitze abgebrochen wurde durch eine amtliche Ver öffentlichung des Oberpräsidenten in Posener Zeitungen sowie durch die nachher erfolgte offizielle Nachricht in der »Nord deutschen Allgemeinen Zeitung«, daß nach menschlichem Ermessen die Provinz Posen einen Einfall der Russen nicht zu befürchten habe. Daß diese Veröffentlichung noch vor den großen Siegen Hinbcnbnrgs bei Lodz erfolgte, war natürlich eine um so größere Beruhigung für die Bevölkerung der Stadt und Provinz Posen. Wir Posener fühlen uns hier ganz sicher, auf den Straßen pul siert das Leben wie in Friedenszeiten, ja vielleicht noch stärker, da Posen zahlreiches Militär beherbergt. Während man früher auf den Straßen nur deutsch und polnisch spre chen hörte, kann man jetzt noch die verschiedenen Dialekte der braven bayerischen, sächsischen, rheinischen usw. Land sturmmänner hören, und es macht viel Freude, sich mit ihnen zu unterhalten, wenn sie in die Buchhandlungen kommen, um dort ihren geistigen Bedarf zu decken. Auch einige Kollegen haben mich bereits ausgesucht, und es braucht nicht erst erwähnt zu werden, daß wir uns dieser ganz besonders annehmen. Natürlich müssen wir auch in einer Festung einige Unannehmlich keiten mit in den Kauf nehmen, so die zeitweilige Sperre des Telephonverkehrs, die Verordnung über das Abblenden der Schau fensterbeleuchtung, ferner die fünftägige völlige Abschließung des gesamten Postverkehrs, die mangelhafte Straßenbeleuchtung, die Schließung der Restaurants und Kaffees bis auf wenige Aus nahmen um 11 Uhr und die leider noch nicht behobene lang wierige Expedition der Frachtgüter und Postpakete nach Posen. Buchhändlerisch interessant ist das Erscheinen einer polnischen Kriegszeitung (Oarstts. vojenna), die von unseren Truppen in Russisch-Polen in Mengen verteilt worden ist. Es sind davon bisher sieben Nummern erschienen, von denen die erste völlig vergriffen ist, während die Nummern 2—6 nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden, aber nicht im Handel sind. Sehr inter essant ist auch eine offizielle Broschüre, betitelt »^martn^eü- Tvstanis Uolsüi« (Polnische Auferstehung). Dieses schön ausge stattete, mit zahlreichen Illustrationen versehene Büchelchen hat den Abgeordneten Erzberger zum Verfasser. Es ist nicht käuflich zu haben und wurde ebenfalls zur Aufklärung von unseren Trup pen, Fliegern usw. in Russisch-Polen usw. verteilt. Der Posener polnische Verlagsbuchhandel ist bisher noch nicht mit Kriegs literatur hervorgetreten. Von deutschen Erscheinungen sei die Illustrierte Ostdeutsche Kriegszeitung erwähnt (Verlag der Ost deutschen Buchdruckerei), die auch im Buchhandel zu haben ist. Sie berücksichtigt besonders die Teilnahme der posenschen, schle sischen, pommerschen, West- und ostpreutzischen Korps am Welt kriege in Wort und Bild. Die vorliegende erste Nummer ist sehr schön ausgestattet und enthält interessante Beiträge. In sehr großzügiger Weise wurde hier die Einrichtung von Lazarettbibliotheken betrieben. Noch lange bevor die Verteilung des Lesestoffs zentralisiert wurde, stellte die hiesige Pro- dinzial-Wanderbibliothek einen größeren Beitrag zur An schaffung geeigneter Literatur zur Verfügung und hat da mit den Grundstock für die zu errichtenden Lazarettbüchereien unter Zuhilfenahme geeigneter Bestände der Wander bibliothek gelegt. Durch zahlreiche Schenkungen von privater Seite und dem Buchhandel, wobei sich der hiesige polnische Ver lagsbuchhandel besonders hervorgetan hat, ist nun eine ungeheure Menge Bücher, Zeitschriften usw. zusammengebracht worden. Unter Leitung des Herrn Geheimrat Professor vr. Focke, Direk tors der Kaiser Wilhelm-Bibliothek, trägt der Arbeitsausschuß dem Lesebedürfnis unserer Soldaten in weitestgehender Weise Rechnung. Gesammelt werden Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Kriegskarten, Liederhefte, Bilder, Spiele und Sprachführer, die an die Lazarette unserer Stadt und Provinz, an die Soldaten der Garnison und auch an unsere Feldtruppen abgegeben werden. ls-jOl