Volltext Seite (XML)
1339 38 1340 khcils veranlaßtcn. Herr Reimer legt in seiner jüngst im Börsenblatts erschienenen Erklärung auch einen großen Werth darauf, daß man jetzt 4, 0, 7, 8 Neu - oder Silbcr- groschenpreisc machen könne, und findet diese 'Ansätze be quem, obgleich solche sich nicht ins Verhältnis mit 30 brin gen lassen. Die preußischen Herren Collegcn rcducirten gleich bei Einführung ihres Münzfußes den Thlr. B. Z. in 1 Thlr. Pr. Et., aber es fiel ihnen nicht ein, ihren Collegcn über der Grenze eine Silbergroschcn-Rechnung aufzudringen, obwohl sie nach der Größe ihres Landes, nach der entschieden sehr großen literarischen Productivität ihrer Buchhandlungen cs hätten thun können. Eine gewisse Pietät gegen das enge Band des Buchhandels, welches bis jetzt noch allein diesen Stand vor völligem Verfall bewahrt, hat sie abgehalten, die Initiative einer Neuerung zu ergreifen, die namentlich für den süddeutschen und österreichischen Buchhändler so ver letzend ist, daß man glauben möchte, Sie.hiclten den Buch handel Süddcutschlands gar keiner Berücksichtigung wcrth. Herr Reimer in Berlin und die 13 ehrcnwcrthen Firmen in Leipzig, dem Platz, der vor allen andern die so bedeutende Begünstigung der Fracht- und Emballagc-Freihcitgenießt, su chen die neue sächsische Münzfuß-Veränderung zum Umsturz der bisher bestehenden Usancen auszubeuten. Statt aufAus- wegc zu sinnen, wie den sich durch diese Neuerung ergebenden Nachtheilen zu steuern sei, suchen Sic solche stab i l zu machen, und sich selb st einBeneficc zu gewähren, das bisher demSorti- mentshändlcr zuflosi, und worauf sich dessen Geschäft mit sei nen Verhältnissen gegen die Käufer seit langer Zeit basirte. Wir fragen die bezeichnetcn Herren Verleger: ist dieses col- lcgialisch?billig? — ist dieses recht? Haben Sie, die Sic Ihre Voctheile so gut zu wahren verstehen, wohl bedacht, daß der Sortimentist, wenn ec die alljährlich steigenden Handlungskosten, die vermehrte Concurrenz und den gegen früher so erschwerten Geschäftsbetrieb, bei welchen er keine Preis-Erhöhungen, sondern gar oft Rabatt-Erhöhungen cintreten lassen muß, um einen Absatz zu erzielen, erwägt, auf den Fortgcnuß der bisherigen 4s^ "/o hinarbeitcn muß, um seine Existenz zu erhalten? Wir bitten zu bedenken, daß Bücher zum größten Theil als Luxuswaare betrachtet wer den, und der Buchhändler gewöhnlich später als alle anderen dringenderen Bedürfnisse befriedigt wird; daß er mit Ver lusten und Unannehmlichkeiten zu kämpfen hat, die ein an- dererDetailhändler gar nicht kennt. Nicht der Käufer suchtjetzt den Buchhändler, sondern dieser muß den Erstercn suchen, um einen Absatz zu finden. Sie würden sich wundern, wenn Sie in den Stratzcn die 3—4 Folioseiten ausfüllcndcn Namenreihen aller derLeute aufgeführt sähen, welchen wirz.B. Ihre neue heftweis erscheinende Ausgabe des Conversations-Lcxicons zur Ansicht gesendet, und wie gering der Erfolg ist, gegen den Aufwand an Zeit und Leuten, also an baarcn Auslagen. Der Umsatz unseres Geschäftes ist seit den letzten zehn Jahren wohl nicht geringer als früher, aber die Arbeiten er fordern die doppelte Anzahl von Gchülfcn und Markthel- fcrn, die Remittendcnmassen, welche wir den Leipziger Her ren alljährlich, und noch dazu auf unsere Kosten, zu- fectigen müssen, betragen das Doppelte an Gewicht, und wie bei uns, so ist cs bei allen andern Handlungen- Früher brauchte man dieses lästige Vüchcrzertheilungs-System nicht einzuschlagen, das wissen Sie recht gut, darum lassen Sie jetzt selbst recht freundliche Einladungsbriefe drucken, um einen Absatz zu erzielen, der sich ehedem so leicht ergab. Fast jedes, namentlich populäre und encyclopädische Unternehmen hat jetzt mehrfache Eoncurrenzen, wenn nun der Sortimcntist noch durch eine Bestcurung von 4^ welche oft nach Abzug der großen Betriebskosten und der nur zu häufigen Verluste sich mit dem reinen Gewinn balanci- ren, cntmuthigt wird, so werden die 13 oder 14 Herren bald sehen, wie Sie Ihre Vortheile gewahrt, denn man wird sich fürdieAnhängcrdes col legi alischen alte »Systems nach Kräften verwenden. Daß uns aber durch die Neugroschen- Rechnung diese Besteuerung unseres Einkommens, und zwar nur zu Gunsten Ihrer Tasche aufgebürdct wird, ist klar, denn das Publikum kann auch rechnen, und die oben angeführte Münchner Scala kann sich nicht lange erhalten. Gegen eine solche unerhörte, dem langbestehcnden Ge brauche ganz entgegcnstrebendc Willkür von Ihrer Seite müssen wir bis zum letzten Athemzuge ankämpfen. Wenn wir Sic auch nicht zwingen können, von einer Neuerung abzugchen, die Ihrem Nutzen so sehr hold ist, so werden Sic uns andererseits nicht länger zumuthen wollen, Ihnen die Remittendcn künftig auf unsere Kosten und Gefahr ins Haus zu liefern, Ihnen zur O. M. persönlich oder durch den Commissionär den baaren Saldo in guter, dort ange nehmer Münze auszuzahlcn, also die theueren Commissions- Wechsel-Reise- und Meß-Spesen zu tragen, denn Sie be stimmen uns den Verkaufs-Preis Ihrer Verlags-Artikel nach wie vor, tarisicen aber durch Ihre neuereMaxime ein seitig die Valuta und bringen uns dadurch in einen Nach theil, den Sic noch auf keinerlei Weise zu repariren gedach ten, und den abzuwenden unsere Selbsterhaltung fordert. Bedenken Sie ferner, daß solche Manipulationen auch nicht geeignet sind das Interesse Leipzigs aufrecht zu erhal ten; jetzt wo ein sich alljährlich ausbreitcndcs Eisenbahnnetz die bedeutendsten Handelsstädte Deutschlands einander nä hert, könnte leicht der seit Jahrhunderten bestehende Stapel platz des Buchhandels verlegt, oder gar aufgehoben werden. Jeder versendet dann auf Kosten des Empfängers und erhält die Remittendcn auf seine eigne Kosten, und die Saldi nach abgeschlossener Rechnung. Dies ist im s. g. Reiche der Fall, und so wird's auch dorten, wenn die Herren nicht ablasscn, den auf gegenseitige Convention so lange bestehenden, ja fast nur zum alleinigen Vortheile der Leipziger bestehenden Buch händler-Verband zu untergraben. Dann wird jeder Leipzi ger den anderwärts wohnenden Verlegern gleichgestellt sein, was die bestehenden Verhältnisse ganz über den Haufen sto ßen würde, aber anderwärts vielleicht den Nutzen nach sich ziehen dürfte, daß dort und in der Umgegend auch der Sorti- mentshandcl gedeihen kann, und nicht große Verleger das Sortiment mit25"/o u. m. anPrivatc verkaufen,berechnend, daß, weil sie dessen Betrag doch mit ihrem Verlag decken, noch ein guter Nutzen bleibt, wodurch der Schwächereerdrückt wird. Doch genug über diese und ähnliche hinlänglich bespro chene Calamitäten. Es rcducirt sich die Lebensfrage des süddeutschen Sortimcntshändlers sowie des ganzen Buchhändlervcrbandes auf folgende Alternative: Entweder man bleibe bei dem bisherigen Gebrauch, nach welchem seit