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3470 Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. ^ 90, 20. April 1904. 2) Rechnungsabschluß des Jahres 1903. — 3) Haushallplan für das Jahr 1904. — 4) Wahlen: a. Neuwahl des Vereinsausschusses; b. Neuwahl eines Mitglieds in den Ausschuß für Urheberrecht an Stelle des ausgeschicdenen Herrn R. Lienau jr. — 5) Anstalt für musikalisches Aufführungsrecht. — 6) Anregungen aus der Mitte der Versammlung. — Nach den Verhandlungen findet abends 8 Uhr ein gemeinschaftliches Abendessen der Musikalienhändler im kleinen Saale des Buchhändlerhauses statt. I. P. Bachem in Köln. — Die Firma teilt in einem Rund schreiben mit, daß sie neben den Herren C. Oklc, I. Schmitz und I. A. Seidenbcrg auch ihren bewährten Mitarbeitern, den Herren Jos. Schaefer und Herm. Sombetzki, für sämtliche Geschäfts zweige ihrer Firma: Verlag und Geschäftsstelle der Kölnischen Volkszeitung und des Kölner Local-Anzeigers, Akzidenz-, Buch- und Kunstdruckerei. Verlagsbuchhandlung, sowie für die Geschäfts stelle der Görres-Gesellschaft derart Kollektiv-Prokura erteilt genannten Herren ihre Firma rechtsgültig zu zeichnen berechtigt ist. Die bestehenden Unterschriften der Firmen-Teilhaber, der Herren Franz L. Bachem. Fridolin Bachem und Robert Bachem, bleiben unverändert in Geltung. Nichtachtung einer Beschlagnahme. — Aus der be schlagnahmten Zentrumsnummer (Nr. 42) des Simpli- cissimus hatte ein Berliner Blatt »Die sittliche Erziehung. Eine Fastenpredigt von Abraham a Santa Clara dem Zweiten« abgedruckt. Der Redakteur des Blattes ist nun kürzlich wegen Ver letzung des § 28 des Preßgesetzes, wonach während der Dauer der Beschlagnahme die Verbreitung der von derselben betroffenen Druckschrift oder der Wiederabdruck der die Beschlagnahme ver anlassenden Stellen unstatthaft ist, zu 200 ^ Geldstrafe verurteilt worden. Der Angeklagte erklärte, daß er allerdings von der Beschlagnahme Kenntnis gehabt, unmöglich aber habe annehmen können, daß dieser Artikel mit dazu Veranlassung gewesen sei. Der Staatsanwalt war der Ansicht, daß, wenn Kunsthistorisches Institut in Florenz. — Am 13. April hat die diesjährige Ausschußsitzung des kunsthistorischen Instituts in Florenz stattgefunden, das seit Jahren einen Mittelpunkt der kunstgeschichtlichen Forschung bildet und dank der Teilnahme des Deutschen Reichs sowie zunehmender Beteiligung aus kunstverstän digen Kreisen seine allen Interessenten zugängliche Bibliothek und Abbildunassammlung in letzter Zeit beträchtlich hat vermehren können. Teilgenommen haben der frühere Botschafter Freiherr von Stumm als Vorsitzender, Professor Heinrich Brockhaus als Direktor, sowie die Herren Gcheimrat Bode aus Berlin, vr. von Fabriczy aus Stuttgart, Reichsrat Freiherr von Hertling aus München, Prinz Franz von und zu Liechtenstein aus Wien, Ge heimrat von Ncber aus München, Professor Schmarsow aus Leipzig und Geheimrat Thode aus Heidelberg. Das Interesse der Versammlung wandte sich diesmal vor allem den Veröffent lichungen zu, mit denen das Institut demnächst hervortreten wird. Pers onalnachrichten. Samuel Smiles f. — Am 16. April ist in Kensington im Alter von neunundachtzig Jahren Samuel Smiles gestorben. Smiles, geboren 1816 zu Haddington in Schottland, war der Nestor der englischen literarischen Welt und einer der vielseitigsten Schriftsteller Großbritanniens. Nachdem er ursprünglich Wund- der praktischen Tätigkeit entsagte, um sich in London nur der^Schrift- stellerei zu widmen. Er hat eine Reihe von sozialpolitischen, öko nomischen, psychologischen Büchern geschrieben, die eigentlich ganz keinem dieser wissenschaftlichen Gebiete angehören, aber durch ihre vorherrschend praktisch-moralische Tendenz den Beifall einer breiten Leserwelt gewannen. Schon 1837 erschien -pb^sieal eäueation, or tllk n^ture ok ebilären«. Hierauf folgte »kail^a^ propsrt^, it8 oouäuet. (1860 und später; deutsch: 9. Tausend, Kolberg 1894; töeir norkg» (3 Bde., 1862; neue Ausgabe 1874, 5 Vde.); »Inve8 ok öoulton anck Watt (1865); »6üa racker, a compavion voluwe to 8e1k-belp (1871 und später; deutsch von Sieger, 6. Ausl., Leipzig deutschen Bearbeitungen); »ll'tirit'k« (1875; deutsch von M. Busch, »vuk^« (1880,^ deutsch von Pelz, Leipzig 1882 und in ReclaiuS (1884); »Inke ancl ladour« (1887; deutsch von O. Neugebauer, Leipzig 1889);^.Ludlisder^ s-nä dis trienäs« (1891, 2 Bde., t^as (1874) interessante Beiträge zur Geschichte der Hugenotten ver öffentlicht. Seine Hauptschriften sind auch in einer Auswahl für das deutsche Volk lin deutscher Sprache) bearbeitet in 12 Lieferungen ä 70 bei Georg Weiß in Heidelberg (jetzt Kassel) im Jahre 1892 (neue Ausgabe) erschienen. Sein berühmtestes Werk von der »Selbsthilfe« ist wohl in alle Kultursprachen übersetzt worden und kann als eine Philosophie der Lebenskunst bezeichnet werden. Dabei ist die »Selbsthilfe« ein durchaus modernes Buch im Sinne eines naturwissenschaftlich-technischen Zeitalters. Die Wirkung der schriftstellerischen Tätigkeit von Smiles ist eine dauernde geblieben, obwohl seine fleißige Feder nun schon längere Zeit geruht hatte. (Sprechsaal.) Bücherbettcleien. Eine Dresdener Verlagshandlung erhielt folgendes Schreiben: »W., den 21. Februar 1904. -Hochverehrtester Herr! »Vor einigen Jahren gründete ganz ergebenst Unterzeichneter »Die Gemeinde hat seither aus Ihrem geschätzten Verlage Werke (Romane rc.) im Buchhandel bezogen — Unterzeichneter ebenfalls für seine Privatbibliothek —, die unfern Bibliotheken zur Zierde gereichen. Auf 1—2 Jahre kann jedoch die Gemeinde Gelder für die Aolksbibliothek nicht zur Verfügung stellen. Der Schulhausneubau und die Ausstattung der Schule haben zu große Anforderungen an die Gemeinde gestellt. Der Gesamt bedarf für den Neubau mußte erborgt werden. Hohe Gemeinde- und Schulanlagen drücken den Ort. Für die Bibliothek hat die Gemeinde stets getan, was sie konnte. Haben wir in unseren fetten Jahren so reichlich bei Ihnen gekauft, so erlaube ich mir, Sie im Namen meiner Gemeinde ganz ergebenst zu bitten, uns in unseren 1—2 dürren Jahren ein- neigtes Wohlwollen wert ist. »Ganz ergebenst B D , Lehrcr.« Darauf vollständiges Stillschweigen, obwohl die Verlagshandlung eine Frist von acht Tagen zur Beantwortung gestellt hatte. Sie bittet nun um gef. Aussprache, ob es zur Vermeidung derartiger Täuschungsversuch scheint nach ihrer Meinung in diesem Fall vor- uliegen, und der gleiche Brief dürfte nicht nur an ihre Firma, andern wohl auch noch an eine Reihe von Kollegen gerichtet worden sein. Redaktion vor, darin heißt es: »Ich bestelle hiermit für Rechnung der Anstalt 5 Stück . . ' ' ' - ' ' " - - - dankbar sein.« Die Lieferung zum Buchhändlerpreis wurde natürlich ab gelehnt.