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14, 19- Januar 1904. Nichtamtlicher Teil bedeutungsvolle Werke handelt. Mein Vorschlag soll nur den Redaktionen die Möglichkeit schassen, eine unparteiische Besprechung auch solcher Werke zu bringen, die einer Be achtung wert sind. Will ein Verleger sich aber oo» dem herkömmlichen Waschzettel nicht lossagen, weil er eben seinen Vorteil dabei hat, da ja manche Redaktionen, namentlich der General anzeiger-Presse in der Provinz, so bequem sind, alles un verändert in Druck zu geben, so möge er außer dem -Waschzettel« einen zweiten Zettel mit der genauen Titel angabe und einer rein objektiven kurzen Inhaltsübersicht ohne jedweden lobenden Zusatz beilegen. Dann könnten die Redaktionen zwischen den beiden wählen. Jedenfalls wäre dann den Redakteuren, die zu gewissenhaft sind, um die Waschzettel abzudrucken, die Arbeit erheblich erleichtert, und es wäre damit beiden Teilen gedient. Manche Verleger gestatten den Abdruck eines Aus zugs aus dem eingesandten Werk oder bitten sogar darum. Das ist unzweifelhaft eine gute Reklame für ein Buch, denn oft weckt die Lektüre eines kurzen Abschnitts das Interesse des Lesers so sehr, daß er sich das Werk selbst zu beschaffen wünscht. Die Zeitungen und Zeitschriften sollen dabei aller dings nicht so weit gehen, daß sie etwa aus einem Buch alles Wissenswerte herausholen oder — was auch zuweilen geschieht — ein umfangreiches Kapitel abdrucken, das ein abgeschlossenes Ganzes bildet und ihnen lediglich Ersatz für ein Originalfeuilleton bietet. Wenn ein Verleger »m Abdruck eines Auszugs ersucht oder solchen auch nur anheimstellt, so möge er auch den be treffenden Ausschnitt oder mehrere Ausschnitte zur Auswahl beilegen. In einem mir vorliegenden -Waschzettel« befindet sich unter der Besprechung folgender Zusatz: Der Abdruck einzelner kleiner Abschnitte mit vor stehenden Ausführungen als Anmerkung oder Einleitung ist gern gestattet. Besonders zum Abdruck sei empfohlen: -Die europäische Auswanderung im 19. Jahrhundert« iS. 84—94). -Vevölkerungsfragen der Gegenwart insbesondere Deutsch lands-, von S. 103, Z. 15: »Hergebrachtermaßen spricht man von einer Überbevölkerung . . .« bis S. 111: -...ist mit jenem Hinweis nicht widerlegt.« Die Bevölkerungspolitik der Gegenwart», S. 115, Z. 8: »In den europäischen Ländern finden wir, daß schon bei Beginn . . .- bis S. 117: >. . . und noch an ihr weiter arbeiten.« dazu von S. 124, Z. IS: »Dabei ist besonders noch zu beachten die stark internationale Seite, die die Bevölkerungs frage hat. Die Betrachtung dieser Seite. . .« bis S. 126: ». . . eine internationale Machtpolitik aus läuft.« oder bis Schluß. Für einen vielbeschäftigten Redakteur ist es immerhin unangenehm, einen so nach Zeilen abgezählten Passus heraus zusuchen. Aber noch schwerer wird er sich entschließen, das Buch in die Setzerei zu geben, aus der doch nichts sauber wieder herauskommt. Die Beschmutzung einer Satz-Vorlage läßt sich mit dem besten Willen nicht vermeiden, und ein Redakteur, der auf saubere Bücher hält, wird deshalb lieber auf den Abdruck eines Auszugs verzichten, selbst wenn es sich nur um ein Buch im Wert von einer Mark handelt. Ein großes Leipziger Verlagshaus hat die Gewohnheit, aus seinen großen illustrierten Reisewerken jeder Redaktion mit dem gebundenen Rezensionsexemplar einige Blätter zu übersenden, auf denen ein Auszug mit einer aufgeklebten Überschrift nebst Quellenangabe angestrichen ist Da man aus einem großen Werk eine ganze Anzahl solcher Auszüge ent- Bvrsenblatt für den deutschen Buchhandel. 71. Jahrgang. nehmen kann, so ist es leicht, solchen Zeitungen, die als Kon kurrenzblätter zu betrachten sind (Zeitungen in derselben Stadt oder größere Provinzialblätter mit sich berührendem Ver- breitnngsbezirk), inhaltlich verschiedene Auszüge zu senden, so daß sic mit dem Abdruck nicht in Kollision geraten. Die er wähnte Leipziger Verlagshandlung hat meines Wissens mit dieser Methode bisher gute Ergebnisse erzielt. Dabei ist sie auch bei der leihweisen Abgabe von Klischees aus ihren Reisewerkcn zum Abdruck in Sonntagsblättern, Zeitschriften, Kalendern u. dergl. durchaus nicht engherzig. Sie gewinnt dadurch das Vertrauen der Redaktionen und der Zeitungs verleger und nicht zuletzt auch des lesenden Publikums, das aus den dargebotenen Proben sofort ersieht, daß die lobende Kritik der Zeitungen auf Wahrheit beruht. Daß die Verleger darüber wachen, daß ihnen von allen Werken, die besprochen werden oder deren Titel in den Büchcreingängen verzeichnet worden sind, Belege gesandt werden, ist durchaus billig. Die meisten führen ja auch ein Buch über den Versand von Rezensionsexemplaren und den Eingang der Belegnummern. So wie es aber Redaktionen gibt, die mit den Rezensionsexemplaren nicht gewissenhaft umgehen, so gibt es auch Verleger, die die eingcgangenen Belege nicht regelmäßig buchen und dann die Redaktionen mit oft recht dringenden Reklamationen, denen immer wieder -Waschzettel- beigefügt sind, belästigen. Diese Reklamationen erfolgen oft erst nach langer Zeit, so daß es dann für die Redaktionen außerordentlich zeitraubend ist, in umfangreichen Quartalsbänden nachzuschlagen, wann die be treffende Besprechung erschienen ist. Zudem sind ältere Nummern meist gänzlich vergriffen, so daß es ihnen un möglich ist, nochmals ein Belegexemplar zu senden. Dadurch entstehen dann zwischen Verlegern und Redaktionen Un annehmlichkeiten, die sich leicht hätten vermeiden lassen, wenn der Eingang der Belegexeniplare gebucht worden wäre. Kleine Mitteilungen. Remittendenfakturen O.-M. 1904 (vergl. Nr. 2, 10, 12, 13 d. Bl.) — Ihre oorgcdruckten Remittenden- und Disponenden- fakturcn zur O.-M. 1904 versandten die Firme» I. C. B. Mohr (Paul Siebeck) und H. Laupp'sche Buchhandlung in Tübingen. Wir schließen hiermit die Verzeichnung von Versendungen dieser Vordrucke. Es kam uns nur darauf an, einige dankens wert früh erfolgte Versendungen zur Kenntnis zu bringen und damit zur Nachfolge anzuregen Weitere Verzeichnungen erfolgen hier nicht. Wir bitten uns keine bezüglichen Einsendungen mehr Erfüllungsort. — Die Ältesten der Kaufmannschaft in Berlin beschäftigten sich in einer ihrer letzten Sitzungen mit der Frage der Bedeutung des Erfüllungsorts im geschäftlichen Verkehr. Die Ältesten haben aus ihrem Verkehr mit den Inter essenten verschiedener Gewerbszweige, sowie aus ihrer gutachtlichen Tätigkeit für die Gerichte die Überzeugung gewonnen, daß in den Fällen, wo die Parteien den Erfüllungsort für die beiderseitige Leistung nicht ausdrücklich bestimmt haben, vielfach Zweifel über diesen Punkt austreten. Sie hatten eine Kommission mit der Prüfung der Frage betraut) diese legte eine Ausarbeitung vor, die die rechtliche Bedeutung des Erfüllungsorts, die gesetzlichen Bestimmungen und die Möglichkeiten der Abänderung der letzter» durch Vereinbarung erschöpfend darstellt. Die Ältesten werden diese Ausarbeitung durch ihre »Korrespondenz- veröffentlichen, sowie in einem besonder» Druckheftchen den Mitgliedern der Korporation, der Presse und jedermann, der sich für die Arbeit interessiert, zugänglich machen. Handelshochschule in Berlin. — Die Ältesten der Kauf mannschaft von Berlin nahmen in ihrer Sitzung vom 11. d. M. Kenntnis von dem Schreiben der Herren Minister für Handel und Gewerbe und für geistliche, Unterrichts- und Medizinal-Augelegen- heiten, in dem der Korporation der Kaufmannschaft die Ge nehmigung zur Errichtung einer Handelshochschule in Berlin er- Verhandlungen mit der Regierung, die schließlich zu einem Er gebnis geführt hätten, das den Interessen des Kausmannsstands entspreche. Der Korporation erwachse aus der Errichtung und der 79