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^ 177, 1 August 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn, Buchhandel. 7569 in wesentlichen Punkten falsch und oberflächlich ist. Authentische Mitteilungen von Professor Heiberg selbst finden sich in der Ber liner Zeitschrift -Hermes«; außerdem würdigt Professor Zeuthen (Kopenhagen) den Fund von der mathematischen Seite in der Leipziger Zeitschrift -Libliotbses mstüsmstios«. Die Handschrift, ein Palimpscst des zehnten Jahrhunderts, stammt aus dem Kloster des heiligen Sabba bei Jerusalem. Die darübergeschriebene wertlose Schrift des dreizehnten Jahrhunderts hat den alten Text glücklicherweise nur wenig beschädigt. Die Handschrift enthält großeStücke von Archimedes'erhaltenen Schriften, die Professor Heiberg für die Neubearbeitung seiner Ausgabe dieses Schriftstellers verwerten wird. Sie enthält ferner seine ver lorene Abhandlung -Stomachion« (— Vexierspiel), wovon Marius Victorinus uns eine Beschreibung unter dem Titel looulus Lreüi- mockius gibt und woraus sich auch ein arabisches Fragment erhalten hat. Es wird darin die geometrische Grundlage dieses Figuren spiels erörtert. Nicht diese, wie der Pariser Bericht sagte, sondern eine in dem Palimpsest voranstehende große Abhandlung -Me thodenlehre der mechanischen Theoreme« war an den berühmten Eratosthenes gerichtet. Diese neue und höchst wichtige Schrift ist vollständig im griechischen Wortlaut im -Hermes« veröffentlicht und in der »lüibliotüsvs ms.tbsms.tieg.« ins Deutsche übersetzt. Über die Wichtigkeit seiner Entdeckung spricht sich Heiberg folgendermaßen aus: »Die Bedeutung der neuen Schrift liegt nicht nur in dem direkten Gewinn, den die Bekanntschaft mit der Arbeit eines so genialen Forschers wie Archimedes immer mit sich bringt. Es ist eine alte Klage, daß die griechischen Mathematiker in ihren Schriften immer in voller Rüstung an- trcten, ohne von den Vorbereitungen etwas zu verraten, so daß nur durch mühsame Kombination zu erschließen ist, auf welchem Wege sie zu ihren Resultaten gekommen sind. Hier liegen nun zum ersten Male authentische Aufzeichnungen eines grie chischen Mathematikers, und zwar des größten und eigenartigsten von allen, über seine Methode vor, so daß wir jetzt ziemlich klar überblicken, wie er seine epochemachenden Ergebnisse ge wonnen hat und welchen Gang seine Forschungen genommen haben. Allem Anschein nach ist Archimedes, der Sohn des Astronomen Pheidias, von der Mechanik ausgegangen; durch die dahin gehörigen Schwerpunktsbestimmungen ist er aus Areal- und Volumenbestimmungen krummliniger Figuren und Körper geführt worden. Während er, was das Beweis- versahren betrifft, in seinen streng wissenschaftlichen Schriften sich an die hergebrachte, sozusagen offizielle und kanonische Form hält, die er allerdings mit der größten Virtuosität handhabt, aber ohne prinzipiell Neues hinzuzutun, hat er sich ge wissermaßen zum Privalgebrauch, für die vorläufige Untersuchung und Auffindung der Ergebnisse eine übersichtliche und handliche Methode ausgsbildet, die auf den Sätzen der Statik aufgebaut ist. Diese seine Methode teilt Archimedes in der vorliegenden Schrift mit, in vollem Bewußtsein ihrer Neuheit und Fruchtbarkeit und mit dem ausgesprochenen Wunsche, die Fachgenossen zu ihrer Ausnutzung anzuregen. Er erläutert sie an Beispielen, zuerst an dem schon früher bewiesenen Satz vom Flächen-Jnhalt eines Parabelsegmcnts, sodann an einer Reihe von neuen Sätzen über Volumina und Schwerpunktslagen, zum Teil aber solchen, die er schon den Alexandrinischen Mathematikern vorgelegt hatte und für die er die strengen geometrischen Beweise erst in seinen spätern Schriften »über Kugel und Zylinder», »Über Sphäroide und Konoide- veröffentlicht; zum Schluß gibt er noch einen Satz ohne Beweis mit der Anweisung, den Beweis mittels der neuen Methode zu finden; auch dieser Satz ist in der Schrift -über Sphäroide« bewiesen. Die übrigen als Beispiele ausge führten Sätze handeln alle von der Lage von Schwerpunkten; von ihnen war der erste in dem Werke -Vom Gleichgewichte« be wiesen, und dasselbe wird für die andern gelten. Die neue Methode des Archimedes ist tatsächlich mit der Integralrechnung identisch. Während man früher nur sagen konnte, das Beweis verfahren des Archimedes vertrete und ersetze ihm die Jnfinitcsimal- Rechnung, zeigt die vorliegende Schrift, daß er den entscheidenden Schritt voll und mit Bewußtsein getan hat.« (Wiener Zeitung.) Noräisk Nusilckorlss, Kopenhagen. — In dem großen dänischen Musikverlag und -Sortiment »Noräislr NusilrkorlsZ», Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. Aktiengesellschaft, in Kopenhagen ist dieser Tage ein Wechsel in der Leitung eingetreten. Direktor H. Gleesen ist ausgeschieden. Das Geschäft wird von dem ursprünglichen Direktor und Senior chef, Henrik Hennings, der als Gleesens Mitdirektor ein wenig in den Hintergrund getreten war, fortgesetzt. Gleichzeitig tritt als neuer Direktor Buchhändler Ejnar Jesperson aus Nakskov ein. Jesperson, aus dem bekannten alten dänischen Buchhändler geschlecht, hat seine dortige Buch- und Musikalienhandlung (Firma: Thierrys Boghandel), neben der er eine Kunsthandlung in die Höhe zu bringen verstanden hat, die in der dänischen Provinz ihresgleichen sucht, an Richard Edelmann verkauft. Er ist sehr musikalisch und war in Nakskov die Seele des musikalischen und dramatischen Lebens der Stadt. (Nach -Danncbrog-, Kopenhagen.) * Reur Nüch«c, Katalog« ie. für Buchhändler: Lsrtissrtiüsl-Kstslog von Tbsockor ^.olrsrmsnn, Ir. üok-8uoü- bsvälang vsbst ^.vtignsrist in Nüvvüon. (Nsvuslrript kür Lusbbsuäler.) Nit Nsttoprsissu. 8". 15 sivssitig bsäruoirts Llsttsr. * Gedeuktafeln für Theodor Montane. (Vgl. Nr. 175 d. BI.) — Die Nationalzeitung ergänzt ihre (hier wiedergegebene) Mit teilung über die Anbringung einer Gedenktafel für Theodor Fontane am Hause der Bazar-Aktiengesellschaft (Berlin Potsdamer Straße 134 o) wie folgt: Nicht eine, sondern zwei Gedenktafeln für Theodor Fontane befinden sich an dem Neubau Potsdamer Straße 134 e. Nach dem Hinscheiden des Dichters ließ der Magistrat an dem alten Johanniter-Hause, an dessen Stelle sich jetzt das monumentale Gebäude der Bazar-Aktiengesellschaft erhebt, eine eiserne Gedenktafel anbringen, die schmal und ziemlich lang war. Als der Neubau vollendet war, stellte es sich heraus, daß diese Tafel an dem Vorderhause bei dessen eigenartiger Struktur nicht Platz finden konnte. Da man sie nicht verwerfen wollte, wurde sie an dem auf dem Hofe stehenden Quergebäude angebracht, wo sie sich noch jetzt befindet. Für das Vorderhaus ließ der Magistrat bereits im vorigen Jahre eine mehr hohe als breite Gedenktafel aus Bronze Herstellen, die, wie gemeldet, dieser Tage aus dem Märkischen Museum nach der Potsdamer Straße geschafft und an der linken Seite des Hauses befestigt wurde. Eine Ludwig Richter«Sammlung. — Herr Otto Budde, Mitglied des Direktoriums der Firma Fried. Krupp, hat der Stadt Essen die von seinem Bruder, Professor vr. Karl Budde in Marburg, mit großer Liebe und Sachkenntnis zusammen getragene Ludwig Richter-Sammlung zu dauerndem Besitz über wiesen. Die Sammlung, die dem Städtischen Museum einoerleibt wird, verfolgt und belegt das Wirken des Meisters nach den ver schiedensten Seiten hin. Vorerst sind in einer sonst nicht erreichten Vollständigkeit vorhanden die Reproduktionen der Zeichnungen Richteis in illustrierten Büchern, in Folgen und Einzelblättern in Kupferstich, Holzschnitt, Stahlstich, Steindruck, Photographie usw. Dazu kommen annähernd 100 Originale des Meisters in allen von ihm gepflegten Manieren und Ausführungsarten; ferner etwa 150 Originalbriefe, zum Teil mit Federskizzen geschmückt, eine kleine Anzahl von Originalholzstöcken, eine Anzahl Porträts und eine umfassende Literatur über den Künstler und seine Zeit, namentlich auch Werke von Menzel, Schwind, Kaulbach, Speckter, und endlich Werke einiger französischen Illustratoren. Durch diese Sammlung hat die Kunstabteilung des Städtischen Museums in Essen eine hervorragende Bereicherung erfahren. T. Kellen. Personalnachrichtew Jubiläum. — Herr Curt Stoltze, Prokurist im Hause H. Haessel Commissionsgeschäft in Leipzig, blickt am heutigen I. August auf vollendete fünfundzwanzig Jahre bewährter, treuer Mitarbeit in diesem hochangesehenen Hause zurück. Seinem verstorbenen Chef, der seine unermüdliche, gewissen hafte Arbeii hochschätzte, war er durch lange Jahre — wie jetzt dessen Nachfolgern — eine zuverlässige Stütze in dem großen, wachsenden Betrieb, und vielen der zahlreichen Geschäfts freunde ist seine liebenswürdige, bescheidene, ehrenwerte Persönlich keit bekannt. Früher erster Gehilfe im Hause Hermann Kirchner in Leipzig, ist er beim Übergang dieses Geschäfts an Hermann Haessel am 1. August 1882 bei diesem cingetreten und hat sich 988