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63, 16. März 191». Nichtamtlicher Teil. «Srl-Nilatt s. d. Dtlchn. Buchhaud-I. 3435 wurde, was sich gerade bot. Von einer Auswahl und Sichtung der Werke ist keine Rede. Das ist auch ganz be greiflich, weil bei diesen öffentlichen Bibliotheken keine tech nischen Beiräte tätig sind.« Hiergegen bringt die zuständige Stelle eine längere Erwiderung, der ich folgendes entnehme: »Man hat in Berlin frühzeitig die Heranziehung technischer Beiräte erwogen, aber bei der Ausführung erwies sich das doch nicht als recht zweckmäßig, und die Berliner Bibliotheks- Verwaltung machte dieselben Erfahrungen wie die Bibliotheken anderer Städte. Die Ansragen blieben nämlich teils unerwidert, teils wurde die Auskunft so verzögert und in die Länge ge zogen, daß sie wertlos wurde. Wollen die Techniker heute gründlichen Einfluß auf die Ausgestaltung der Bibliotheken ge winnen, so ist der beste Weg, daß einige von ihnen dauernd in den Bibliotheksdienst als Hauptberuf übertreten. Nach einem kürzlich veröffentlichten Erlaß des Ministers der geist lichen und Unterrichtsangelegenheiten werden ja die Diplom ingenieure hinsichtlich der Befähigung zum Bibliotheksdienst den Personen gleichgestellt, die die theologische, juristische, ärzt liche oder philologische Staatsprüfung bestanden haben. Aber eine innere Notwendigkeit dazu liegt kaum vor. Wenn schon 1898 konstatiert werden konnte« ,mit am meisten Leser finden in der Lesehalle wie in der Volksbibliothek alle Erscheinungen der elektrotechnischen Literatur' jFestschrist, Seite 70), so deutet das doch nicht nur auf das erfreuliche Interesse der Berliner Lesewelt für technische Probleme hin, sondern auch auf die Befriedigung dieses Interesses durch hinreichend große und gute Literaturauswahl Ein Blick aus die ausliegenden Zeitungen und Zeitschristen bestätigt das voll. Im Lcseiaal der Stadtbibliothek liegen 20, in der Lesehalle der ersten städtischen Volksbibliothek in der Mohrenstroße sogar 2S tech nische Zeitschriften aus, und ähnlich sind die übrigen Lesehallen ausgerüstet.« Die gleiche Frage ist für die königlichen Bibliotheken in zwischen praktisch gelöst. Die schon erwähnten Bestimmungen, daß auch Nichtphilologen zum höheren Bibliotheksdienst zuzulassen sind, gibt das »Zentralblatt für die Unterrichts verwaltung« jetzt bekannt: Danach wird die Fähigkeit zur Anstellung im wissen schaftlichen Bibliotheksdienst durch zweijährigen Volontär dienst bei den bczeichneten Bibliotheken und durch die erfolg reiche Ablegung der bibliothekarischen Fachprüfung erlangt. Für die Zulassung zum Volontärdienst ist das Reifezeugnis eines Gymnasiums usw., sowie der Nachweis erforderlich, daß der Bewerber die erste theologische, juristische oder ärztliche Prüfung, die Prüfung für das Lehramt, die Diplomingenieur prüfung usw. bestanden und an einer deutschen Hochschule promoviert hat usw. Die theoretische Ausbildung erhält der Volontär in den bei der Universität Göttingcn gehaltenen bibliothekarischen Vorlesungen und Übungen. Die Fach prüfung erfolgt vor einer vom Kultusminister eingesetzten Prüfungskommission. Wer die Prüfung bestanden hat, muß bis auf weiteres den Bibliotheksdienst unentgeltlich fort setzen; er wird vereidigt und führt den Titel »Bibliothek- assistent». Der naive Kaufmannsverstand wird nicht recht verstehen, warum jemand, nachdem ec zwei akademische Prüfungen be standen hat, unentgeltlich arbeiten muß. Ebensowenig, warum die Erwerbung des Vr.-Titels, die doch Mühe und ziemlich viel Geld fordert, unbedingte Voraussetzung ist. (Es ist mir sonst keine staatliche Behörde bekannt, die den Nachweis dieses Titels verlangt.) Zu hoffen ist jedenfalls, daß die unentgeltliche Inan spruchnahme der Herren Vr.-Bibliotheksafsistenten nicht zu lange dauert, da sonst ein wissenschaftliches Proletariat ge züchtet oder der ganze Bibliotheksdienst zu einer Domäne der Wohlhabenden wird. Nicht weniger als 863 Lehrervereine gehören der Gesell schaft für Verbreitung von Volksbildung (Berlin HIV. 52, Lüneburger Straße 21) als körperliche Miiglieder an. Am stärksten ist die Provinz Brandenburg in der Gesellschaft vertreten, mit 125 Lehcervereinen. Dann kommen folgende Landesteile: Pommern (104), Provinz Sachsen (66), Hannover (65), Schlesien (56), Westfalen (44), Rhein provinz (38). Mecklenburg (37), Ostpreußen (29). Posen (29), Königreich Sachsen (27), Oldenburg (25), Weftpreutzen (24), Hessen-Nassau (24), Bayern (24), Schleswig-Holstein (21), Braunschweig (18), Anhalt (17), Elsaß-Lothringen (8). Auch 35 ausländische Lehrervereine, zumeist deuisidböhmische, gehören der Gesellschaft an. Viele von den Lehreroereinen nehmen für ihre Mitglieder und für ihre für das Publikum bestimmten Veranstaltungen die Einrichtungen der Gesellschaft in Anspruch. (Wanderbibliotheken, Lichtbilder, Apparate und auch Vorträge der Wanderredner.) Die Teschnersche Buchhandlung in Steglitz hatte zu einem weiteren Vortragsabend den Schriftsteller Georg Engel eingeladen, Ende März soll Otto Ernst vorlesen. Das »ckourual ä'ä.Il«magus«, eine in Berlin er scheinende französische Zeitung, treibt eine großzügige Re klame. Im Vorjahre hatte sie für die Schüler und Schüle rinnen höherer Lehranstalten einen Preisaufsatz ausgeschrieben und die Gewinner aus ihre Kosten eine Reise nach Paris machen lassen. Jetzt läßt die Zeitung eine Reihe französi scher Schriftsteller Vorträge über französische Literatur in Berlin halten: »Oaussriss kranyaisos«. Ein ähnliches von andrer Seite veranstaltetes Unternehmen, in dem Richepin und andere bekannte französische Schriftsteller zu Worte kommen sollten, mußte wegen mangelnden Interesses des Publikums bald wieder aufgegeben werden. Als etwas verspätet erwähne ich noch das äußerst ge schmackvoll ausgestattete und illustrierte Kalenderbuch der Druckerei Gustav Ascher, Berlin. Wenn die Textproben auch in erster Linie der Vorführung eigener Schriftarten dienen, so haben Aufsätze wie »Frhr. v. Biedermann, Urheberrecht an nachgelassenen Werken«, »Gustav Ascher, Der Katalog«, »Frhr. v. Biedermann, Von der Buchausstattung« u. a. m. doch auch selbständigen Wert. Ausstattung und Bilder schmuck rühren von dem Zeichner Hadank her, dem ein eigener Artikel von Hans Kaiser gewidmet ist. Mit weniger Sympathie wird der Buchhändler eine andre Art von Propaganda verfolgen: die Bücher prämien bei kaufmännischen Geschäften, die sonst mit dem Buchhandel nichts zu schaffen haben. Vor mir liegt der Prospekt einer Nährmitlelfabrik, in welchem Kunden, die eine größere Anzahl von neuen Kunden für das Institut werben, neben Geldmitteln im Werte von mehreren Tausend Mark folgende Prämien auf Grund einer notariellen Be urkundung angeboren werden: 1. 400 Exemplare des Werkes: Professor Bock: »Buch vom gesunden und kranken Menschen«, Ladenpreis a« 8.—. Gesamtwert 3200 2. 100 Exemplare des Werkes: Goethe« »Dichtung und Wahrheit«, Ladenpreis ^ 30.—. Gesamtwert 3000 3. 100 Exemplare des Werkes« Pros. Wilh. Walther: »Biblischer Bilderschatz s. d. christliche Volk«, Ladenpr. ^ 20.—. Gesamtwert ./t 2000 4. 100 Exemplare des Werkes: Alexander Freiherr von Bergenroth: »Album der Schweiz«, Ladenpreis ^ 36.—. Gesamtwert ^ 3600 zusammen > II 700 Ich bestätige, daß diese Werke tadellos neu sind, in Pracht band gebunden, daß es sich ferner, wie ich ermitteln konnte, um die neuste, revidierte Ausgabe dieser Werke handelt. Ich habe mich ferner überzeugt, daß die Firma vr. Arthur 447»