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3440 DSrl-ndl-U f. d. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 63. 16. März 1912. »Aus Sonnenschein gold'ne Träume zu spinnen Und statt nach den Garben, den praktischen, reifen, Nach diesem und jenem Unkraut zu greifen, Das nebenbei am Wege steht, Nur Blüten bringt, die der Wind verweht«. Es mag sich gern »— — — — — — farbig gestalten Das flüchtige Leben mit bunten Ranken, Im Winde flatternden luft'gen Gedanken, Gern sich aus Mohn, Cyanen und Winden Und derlei Unkraut ein Sträußlein binden. 's ist harmloses Zeug, nützet nicht viel, Dienet den Schmetterlingen zum Spiel, Auf Feld und Wiesen gewachsen schlicht, Großen Anspruch erhebt es nicht « Soweit das Selbstbekenntnis des Verfassers. Aber trotz seines bescheidenen Auftretens hat sein »Unkraut« Gefallen gefunden, wohl deshalb, weil echtes Empfinden sich mit guter Form in diesen Liedern verbindet. Fröhliche, übersprudelnde, ja tolle Laune spricht aus einigen Gedichten, während andere schlichte, tief zu Herzen gehende Töne anschlagen. Das Büchlein ist vom Verlage sauber ausgestattet und bietet sich in seinem schlichten Lederbande sehr vorteilhaft dar. Der Inhalt gliedert sich in folgende Teile: »Von Feld und Rain, Liebfrauenminne, Cereoisia, Bunte Ranken, Über setzungen aus dem Französischen.« Ein Verzeichnis am Schlüsse des Bändchens belehrt darüber, daß manche daraus in Musik gesetzt sind, ein gutes Z-ichen für die Rhythmik des Verfassers; bei andern wieder stellt sich während der Lektüre unwillkürlich diese und jene bekannte Melodie ein, und die Vermutung geht wohl nicht fehl, daß sie seinerzeit auch bestimmt gewesen sind, in frohem Kreise gesungen zu werden. Leider verbietet es die Rücksicht auf den Raum, hier weitere Proben aus dem Büchlein zu bieten; wir müssen die Herren Kollegen auf die Lektüre des Buches selbst verweisen, die geeignet ist, manchem nach des Tages Last und Mühe eine Stunde angenehmer Erholung und Er heiterung zu bieten. Personalnachrichten. Gestorben: am 13 März 1612 infolge eines Schlaganfalles im 68. Lebens jahre Herr Friedrich Valentin Lintz, Inhaber der Fr. Lintzschen Buchhandlung, Friedr. Val Lintz, in Trier. Auf den Lebensgang des verdienten Kollegen, der sich auch im Vereinsleben hervorragend betätigt hat, kommen wir noch zurück. Lintz war lange Jahre im Vorstand des Kreisvereins der Rhein,sch-Westfälischen Buchhändler tätig und von 1897—1903 Mitglied des Wahlausschusses des Börsenvereins, dessen Vorsitz er von 1899-1903 führte. Wilhelm Dönitz -j-. — Einem Herzleiden ist der Vorsteher der wissenschaftlichen Abteilung am Institut für Infektions krankheiten Geheimer Medizinalrat Prof. vr. Wilhelm Dönitz in Berlin im 74. Lebensjahre erlegen. Aus Japan, wohin er sich 1872 zu Studienzwecken begeben hatte, verdankt man ihm vor allem zahl reiche wichtige anthropologische Beiträge, die zumeist in den Mit teilungen der Gesellschaft für Natur und Völkerkunde Ostasiens veröffentlicht worden sind. In seiner späteren Stellung arbeitete er dann über Tuberkulin und dessen Wertbestimmung und über Behandlung und Bekämpfung der Tuberkulose. Uber die Tätigkeit des Seruminstituts veröffentlichte er in den »Klin. Jahrbüchern« einen zusammenfassenden Bericht und schrieb über das Antitoxin des Tetanus und über die Grenzen der Wirksamkeit des Di- Phtherie-Heilserums. Eingehende Studien hat er der Leprabehand lung gewidmet und sich auch an den Arbeiten Kochs über die Malaria lebhaft beteiligt. Sprechsaal. Kaufmannschaft und Buchhandel. Lidliotdsk Korporation äer kallsmaoosedalt Lt>rliu 6 2, Kör86 8t. ^oIkxg.vA8l.r. am 4. März 1912. An den Verlag I. F. Lehmann München. Hierdurch bitte ich Sie, der Bibliothek freundlichst die bei Ihnen erscheinende »Zeitschrift der Kunststoffe« zu überweisen. Hochachtungsvoll Bibliothekar. Lidliotllelr korporstioo äsr ksufwaiosedaft von Usrlrn. Lsrlin 6. 2, 8ör8s 8t. ^Volkxsngetr. am 8. Februar (?) 1912. An den Verlag I. F. Lehmann München. Anbei folgt als Drucksache Ihre Zeitschrift der Kunststoffe zurück. Ich hatte um Gratisüberweisung gebeten, wie diese von allen bedeutenden Fachzeitschriften geschieht. Hochachtungsvoll Bibliothekar. Otto Teitz — Der Münchener Genremaler Akademie professor Otto Seitz, ein Schüler Pilotys, der sich die Manier der Altniederländer in sehr glücklicher Weise angeeignet hatte und mit 27 Jahren schon Lehrer an der Münchener Akademie ge-I worden war, ist im Alter von 66 Jahren gestorben. Seine s Bilder find sehr begehrt gewesen und gut bezahlt worden. , München, 13. März 1912. An die Bibliothek der Korporation der Kaufmannschaft für Berlin, z. Hd. von Herrn , Bibliothekar, Berlin 6 2, Börse St. Wvlfgangstraße. In Beantwortung Ihrer Zuschrift vom 8. Februar (?) stelle ich zunächst fest, daß Ihre Behauptung, daß Sie eine Gratis überweisung der in meinem Verlag erscheinenden »Kunststoffe« erbeten haben, unrichtig ist. Sie haben einfach um Überweisung gebeten. Ich gestehe offen, daß ich es für unmöglich gehalten habe, daß die Bibliothek der Korporation der Kaufmannschaft in Berlin sich eine Bibliothek zusammenbittet. Wenn irgend eine deutsche Gemeinde im Ausland, deren Mitglieder aus Bauern oder Handwerkern bestehen, zur Erhaltung des Deutschtums um deutsche Bücher bettelt, entspreche ich einem solchen Gesuche aus nationalen Gründen gerne. Wenn aber die Kaufmannschaft der Stadt Berlin glaubt, das Recht zu haben, mit dem Hut in der Hand sich eine Bücherei zusammenzubitten, so be zeichne ich das einfach als ungehörig. Ich kann übrigens nicht glauben, daß es mit Wissen dieser hochangesehenen Kor poration geschieht, daß ihre Bibliothek auf diese Weise vergrößert werden soll. Würde es mit Wissen der Korporation geschehen, wäre es allerdings noch bedauerlicher. Auch dieser Fall zeigt wieder, wie weite Kreise sich einbilden, daß Bücher keinen Wert haben und daß Büchereien einfach durch mildtätige Stiftungen der Verleger geschaffen werden sollen. — Welches Mitglied der Berliner Kaufmannschaft liefert z. B. einem Münchener Brauerverein oder der Münchener Schneiderzunft Teppiche oder Möbel, Beleuchtungskörper oder Vorhänge, Tische oder Ofen für ihre Vereinszimmer kostenfrei? Ein solches An sinnen würde mit Recht als ungebührlich zurückgewiesen. Hoffentlich dauert es auch nicht mehr lange, daß sich Korporationen, wie die Ihre, scheuen, derartige Gesuche um kostenfreie Über lassung von Zeitschriften usw. zu stellen. Wenn Sie Bücher beziehen wollen, so sind die Berliner Buchhandlungen mit Ver gnügen bereit, Ihre Bestellungen auszuführen. Das einheimische Gewerbe aber zu umgehen und auswärts sich die Werke gratis zu verschaffen zu suchen, ist meines Erachtens der Korporation der Kaufmannschaft für Berlin auch nicht angemessen. Mit vorzüglicher Hochachtung I. F. Lehmann.