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3814 Nichtamtlicher Theil. >1» 242, 16. October. Dan wir für besonders eilige Bestellungen auch Freitags mit Vergnügen bereit sind die unö anvertrauten Interessen durch separate Ein holung der empsoblenen Artikel bestens wabrzunehmen, haben wir am Schlüsse des CircularS ausgesprochen. Da indeß. wie dies auch aus Ihrem geehrten Schreiben hervergeht, von auswärtigen wie einzelnen hiesigen Firmen der eigentliche Zweck unseres Circulars einer uns fern gelegenen Auffassung unterlegen hat, so haben wir unsere sämmtlichen betheiugtcn hiesigen Herren College» zu der Er daß sie auch künftig Freitags die als besonders eilig em pfohlenen Bestellungen, soweit die verlangten Artikel vorräthig sind, nach wie vor sofort effectuiren werden. Geschäftsgang in allseitigem Interesse unserer Geschäftsfreunde zu regeln, empfehlen wir uns mit vorzüglichster Hochachtung und Ergebenheit Leipzig, den 30. September 1872. E. F. Steinacker. Franz Wagner. Franz Köhler. Fr. Volckmar. Indem wir unseren werthen Geschäftsfreunden in Leipzig für die Berücksichtigung unserer Bitte den wärmsten Dank aussprechen, bitten wir unsere Herren College» im Sortiment, obige Verein barungen streng einzuhalten. Der Borstand des Vereins der Deutschen Sortimentsbuchhändler. Nichtamtlicher Theil Zur Kunstindustric dcs Oclfarbcndrucks. Wenn man die Fortschritte, welche in neuerer Zeit der Öl farbendruck gemacht hat, recht würdigen will, so muß man einen Blick auf die Geschichte desselben werfen, welche allein uns über manche bei demselben obwaltenden Verhältnisse, die »ns sonst un verständlich erscheinen, den richtigen Aufschluß gibt. Der erste Aufschwung des Ölfarbendrucks begann in der Mitte des vorigen Jahrzehends und bald gelang es dem neucrstehendcn Zweige der reproducirenden Kunst, sich die Gunst dcs Publicums dergestalt zu erwerben, daß sich ihm auch die Macht des Capitals bereitwillig zur Verfügung stellte. Die damals thätigen Verleger benutzten dieses Zuwenden der Getdkraft aufs beste, indem sic rüstig in der Vervollkommnung des neuen Kunstzweiges vorwärts strebten und mit jeden. Bilde einen Fortschritt darzuthun suchten. Leider dauerte dieses Kunststreben nicht lange, indem der un erwartete Absatz, den die Artikel des Ölfarbendrucks auf dem amerikanische» Markte fanden, sehr viel zum Sinken dieser Kunst industric beitrug. Die amerikanischen Bildcrimportcure betrachteten ihr Geschäft durchaus bloß vom mcrcanlilen Standpunkt, indem sie massenhaft auskausten, aber nur das Wohlfeilste. Nicht in Hunder ten von Eremplaren machte» sie ihre Einkäufe; sie kauften gleich ganze Auflagen aus, natürlich nur zu den billigsten Preisen. Da durch drückte» sic die letzter» aufs äußerste und veranlaßten damit umsomehr ein Zurückgehe» der Güte des Kunsterzeugnisses, da sie gar nicht auf die artistische Aussührung, auf den Kunstwerth dcs Bildes achteten. In Berlin gibt cs infolge davon jetzt einige dreißig Anstalten, die fast all- ein riesiges Pressenmaterial beschäftige» und größten- theils für den amerikanischen Markt arbeiten. Sie sind für ge wöhnlich so beschäftigt, daß sic selten ein Blatt auf dem Lager haben. Dafür sind ihre Producte auch der Art, daß ein Wilder vor ihnen zurückschrccken könnte — Bilder, bei deren Besichtigung einem die Haare zu Berge stehen. Dieser Umstand, das Vor walten der Massenproduktion aus Kosten der Kunst, hat sehr unheil voll aus den ganzen Kunstzweig eingcwirkt, da nur wenige Verleger den Kunstsinn und den Muth behielten, in ihrer Production der Qualität den Vorzug vor der Quantität zu geben. Vorzüglich sind es die Verleger, welche für den deutschen Markt arbeiten und des halb in dem Fall sind, sich durch gute Arbeite» übertrefsen zu müssen, die unter der Ungunst der Verhältnisse zu leiden haben. Ein Hauptübcl, mit dem sie zu kämpfen haben, besteht besonders in dem durch die Schleuderarbeiten herbcigeführten Mangel an guten Arbeitern, solchen, die Sin» und Geschick für wahre Kunst haben und immer nur das Beste zu liefern sich bestreben. Die meisten Lithographen und Drucker sind nämlich durch die Akkordarbeiten ganz verdorben und dadurch, daß bei ihren Arbeiten nicht auf die Qualität gesehen wird, ganz unfähig geworden, ein eigentliches Kunsterzcugniß zu liefern. Desto größere Anerkennung verdienen daher die Drucker, welche sich vom guten Wege nicht abwendig machen ließe», sondern unbeirrt nach dem Bessern strebten. Zu ihnen gehören namentlich auch C. H. Gerold und Storch L Kramer. Ihnen vorzüglich verdankt man, im erfreulichen Gegensätze zu Amerika, die günstige Umwand lung, die sich in Geschmack und Leistung hinsichtlich der Oeldruck- bilder in der lehren Zeit in Deutschland vollzogen hat, wo infolge der neuesten Leistungen dcs Oclfarbcndrucks Farbendrucke, die noch vor zehn Jahren für ausgezeichnet galten, jetzt ganz unverkäuflich geworden sind; so sehr sind sie durch die neuesten Leistungen über flügelt worden. Mit solche» musterhaften Erzeugnissen hat uns in den letzten Jahren vor allen die erstere von de» eben genannten Firmen, die ausgezeichnete Gerold'sche Kunstanstalt bereichert. Wir hatte» schon mehrmals Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, wie jede neue Leistung dieser Anstalt einen Fortschritt gegen die srühern bekunde, und sind jetzt von neuem in der angenehmen Lage, auf sieben Knnstblätter, die aus derselben hervorgegangen, aufmerksam zu machen, von denen einige als wahre Musterarbeiten in ihrer Art betrachtet werden können: es sind dies „Faust und Gretchen ", nach Teschendorfs (10 Thlr.); „Iin Wei» gelände ", nach Burmeister, ein durch seine brillante Farbengebung ausgezeich netes Bild (10 Thlr.); „Parklandschast-Badcnburg bei München", nach Hennings (10 Thlr.); „Königsee", nach Feldhüttcr (10 Thlr.); „Haslithal", nach Mühlig, ein in jeder Hinsicht meisterhaftes Blatt (S THlr.); „Hochcalder, vom Weg nach der Ramsau aus gesehen", »ach Mühlig, ebenfalls ein treff liches Landschaftsbild (LTHlr.); und„Lauffcnburg am Rhein", nach Hennicke (5 Thlr.). Constituirung des „Allgemeinen Deutschen Gehilfen- Verbandes". In die Annalen des Buchhandels dürfte ein neues, nicht un wichtiges Ereigniß cinzutragen sein. Am 13. October hielt der „Allgemeine Deuts che Gehil fe »verband" seine erste Generalversammlung ab. Nachdem die Anmeldungen zum Verbände sehr zahlreich eingegangen waren, wurde vom Vorstande dcs Leipziger Vereins eine Generalversamm lung zur Constituirung des Verbandes einberusen. Die Versamm lung, welche im kleinen Saale der Buchhändler-Börse abgchalten wurde und außer von hiesige» Mitgliedern von Berlin, Halle und Weimar besucht wurde, eröffnete der Vorsitzende des Leipziger Ge hilfenvereins, Hr. Ed. Baldamus, fhlO Uhr, indem er seine Freude über den zahlreichen Besuch aussprach. Derselbe gab alsdann einen Bericht über die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Verbandes und theilte zugleich mit, daß sich 264 Mitglieder bereits