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I1Ü78 VIrs-nblE f. d. Dtschn. »uchhonb-i. Nichtamtlicher Teil. 234, 7. Oktober ISIj Nichtamtlicher Teil. Sächsisch-THUringischer Buchhändler Verband. xxvill. ordentliche Verbandsversammlung am Sonntag, den 17. September lgII, vormittags !l Uhr im Saale des .Centralhotels' zu Magdeburg. Gemäß einer Anregung in der vorjährigen Hauptver sammlung hatte bereits am Abend vorher im Saale des Casö Hohenzollern eine Besprechung der Mitglieder stattgcfunden. Hierbei war jedem Gelegenheit gegeben, Dinge, die ihm am Herzen lagen, allerlei »kleine geschäftliche Mitteilungen» — sonst ein Gegenstand der Tagesordnung der Hauptversammlung, für den sich aber dort meist nicht die genügende Zeit fand — bekannt zu geben und zur Diskussion zu stellen. Es wurden denn auch während einer 2^stündigen Verhandlung eine Menge geschästlicher Vorkommnisse und Beschwerden ver schiedener Art mitgeteilt und erörtert, die dann der Vorsitzende teils zustimmend, teils berichtigend oder widerlegend, weiter in Behandlung nahm. Die Tagesordnung der am anderen Tage stattfindenden ordentlichen Verbandsversammlung, an der 48 Mitglieder teilnahmen, war die folgende: I. Ausführlicher Gefchäflsberrcht des Vorsitzenden. s. Berrchl des Schatzmeisters über die Rechnung I8IÜ/I1. 3. Voranschlag desselben für das Jahr 191 l 12. 4. Antrag des Vorstandes: Die Versammlung wolle die Julnläninsspende zum Unterstützungsvereur nachträglich genehmigen. 6. Neuwahl des Vorstandes. 5. Warst des Ortes der nächstjährigen Verbandsversammlung. Der Vorsitzende, Herr Max Kretschmann, Magde burg, erösfnete die Sitzung kurz nach II Uhr und begrüßte die Anwesenden in herzlicher Weise. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete als Punkt 1 der Tagesordnung der Geschäftsbericht. Aus dem reichen Inhalt desselben soll nachstehend das wesentliche teils nach dem Wortlaut des Berichtes, teils im Auszuge wiedergegeben werden. Mitglieder waren beim Beginn des Geschäftsjahres 189 vorhanden. Neu eingetreten sind 13 und ausgeschieden 10 Mit glieder, so daß der gegenwärtige Bestand des Verbandes die Zahl 192 erreicht hat. Durch den Tod wurden ihm die Mitglieder Oskar Schütze in Köthen, Georg Alsa in Magdeburg und Or. Niemeyer inHalle entrissen. Des letz teren Tätigkeit fürdenVerband,die erdiesem seit dem Tage seiner Gründung, Ende September 1883 bis Ostern 1892 in reichem Maße angedeihen ließ, wurde im Geschäftsbericht mit Dankes- wortenhervorgeh oben. Ferner gedachte derVorsitzende des unver geßlichen Adolf Kröner, des Begründers unserer Organisation. Abgelehnt werden mußten neun Gesuche um Mitglied schaft, da die Vorbedingungen für eine Aufnahme nicht ge geben erschienen. Zum Beginn des Geschäftsberichtes wird nach lang jähriger Gewohnheit zunächst der K a m p f um den Laden preis behandelt. Es wurden 25 Anklagen wegen Sortimenter- schleuderei erhoben, von denen sich nur acht als unbegründet herausgestellt haben. Die anderen Fälle sind sämtlich teils mit, teils ohne den Börsenvereinsvorstand in herkömmlicher, ordnungsgemäßer Weise gesühnt und die Übertretungen ans der Welt geschasst. Demgegenüber stehen zehn Fälle von Verlegerschlcuderei, von denen nur einer unbegründet war. Auch diese sind vom Börsenvereinsvorstande satzungsgemäß erledigt, während ein Fall noch in Behandlung ist. Aus dieser kurzen statistischen Gruppierung geht klar hervor, daß die Ver- lagsschleuderei wohl durch die K 11—13 der Verkaussordnung, zum größten Teile aber durch die üble wirtschaftliche Lage, die durch die ungeheuere Konkurrenz und Überproduktion hervorgerufen worden ist, ganz erheblich zugenommen hat. Der Börsenvereinsvorstand hat deshalb eine Kommission zur Beratung etwaiger Verbesserungen an der Verkaufsordnung gebildet, die^im Oktober zusammentreten und darüber be raten wird. Aber die Tabelle zeigt doch auch ein starkes^Anjchwellen der Schleuderei in Sortimenterkreisen, und das ist ebenso bedauerlich wie unverständlich. Denn es schleudert niemand ungestraft. Vorteile erwachsen ihm daraus nicht, wohl aber können ihm wesentliche Nachteile daraus erwachsen. Dagegen hat zweifellos die regelmäßige Versendung unseres Zugabenzirkulars an alle Buchhändler und Auchbuchhändler unseres Bezirks einen guten und erfreulichen Ersolg gehabt, denn die hieraus rührenden Anklagen sind zweifellos, auch gegen Auchbuchhändler, geringer an Zahl geworden, trotzdem die letztere Kategorie, die Auchbuchhändler, doch zweifellos an Zahl gewachsen ist. Ich empfehle daher, die Versendung auch in Zukunst regelmäßig am 1. Februar vornehmen zu lassen. Erwähnen möchte ich noch, daß man deshalb der billigen Schülerkalender als wichtigen Bestandteils der Schulbücher agitation nicht zu entraten braucht. Diese werden, soweit sie keinen festen Ladenpreis haben, in den meisten Städten nach vorheriger Übereinkunst der Ortskollegen zum Einkaufs preise ausgestellt und finden zu diesem Preise auch willige und widerspruchslose Abnahme seitens der Schülerkreise. Gewissermaßen hierher gehören auch die Bestrebungen der Schristenvertriebsan st alten, die den Be ziehern, meist kleinen Städten oder Landgemeinden, bei dem Bezüge einer Bibliothek, sagen wir von 150 weitere Bücher im Werte von 50 .K kostenlos überlassen. Diesem Gebaren hat der Börscnvereinsvorstand in seinen Entscheidungen damit einen Riegel vorgeschoben, daß er fordert, daß solcheStistungen in keinerlei ursächlichem Zusammenhang mit den Bestellungen des Austraggebers gebracht werden dürfen. Damit wären wir auch zu unserem Kampfe mit den Vereinsbuchhandlungen gekommen. Wie Sie sich erinnern werden, hatte der Börsenvereinsvorstand als Frucht seiner Unterredung mit den Vorsitzenden der Kreis- und Orts vereine vom 26. September 1910 zu Leipzig den Kampf mit diesen ausgenommen und einer Reihe von ihnen, die ihren Reingewinn ihren Mitgliedern in irgendeiner Form zukommen ließen, seine Anstalten und Einrichtungen gesperrt. Diese ausgeschlossenen Vereine taten sich zusammen und schickten die »Arztebuchhandlung« als erste im Kampfe vor, die sofort einen Prozeß mit dem Börsenvereinsvorstande einleitete. Das Gericht hat jedoch die Klage gegen den Börsenvereinsvor stand abgewiesen. Es bleibt also nun so, wie der Börsen vereinsvorstand es hinsichtlich der Vereinsbuchhandlungen ent schieden hat, falls nicht die Revisionsinstanz anders entscheidet. Ein besonderes Kapitel bedeuten die Christlichen Vereinsbuchhandlungen. Es ist eine bekannte, nicht geleugnete Tatsache, daß jeder christliche Verein, der einen Bücherschrank besitzt, sich auf seinen Wunsch als Buch handlung des LL-Vereins auftnn kann, und dann unschwer Anschluß in Leipzig findet. Berichterstatter hat sich zur Be seitigung dieser unhaltbaren Zustände an den »Verband evan gelischer Buchhändler« gewandt, der prinzipiell durchaus aus unserem Standpunkte steht, aber Maßnahmen gegen die vorhandenen Übelstände in erster Linie nur von der Ver tretung des Gesamtbuchhandels erwartet. Die hierüber ge pflogene Korrespondenz wird verlesen. Der Zeitungsbuchhandel, der empfindliche Schädling am Buchhandel, wird nach meiner Überzeugung ebensowenig verschwinden, wie der Warenhausbuchhandel,