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228, Oktober 1831. Redaktioneller Dell. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. der Wirtschaftlichkeit her Buchbesprechung für Verlag mkd Zei tung. Es ist zunächst zu unterscheiden zwischen tzen verschiedenen Formen der Buchbekanntmachung in. der Presse: Buchinserat, Buchanzeige (Bibliographische Notiz) und Buchbesprechung. Weiter sind zu beachten der Ort der Besprechung und die Lite ratursparte. Vor allem aber ist scharf zu trennen zwischen der Rezension als Reklame und als Kulturberichterstattung. Der Presse ist vorzuhaltcn, daß in letzterer Hinsicht für sic zweifellos eine Verpflichtung besteht genau so wie auf anderen Gebieten des geistigen und kulturellen Lebens. In den Auseinandersetzun gen ist auch zu beachten, daß es sich nicht nur um Interessen des Verlages und der Presse, sondern auch des Publikums handelt. Es wurden ferner noch erörtert die Formen der älteren und der neuen Buchkritik und die Eigenwerte, die eine Besprechung haben kann. In historische Zusammenhänge führte von hier aus ein Re ferat über die»BuchanzeigenimFränkischenMer- kur von 18 3 7«. Einleitend wurde die Geschichte dieser Zeitung behandelt. Dann die wichtigsten inserierenden Ver lage, Form und Inhalt der Anzeigen und die Marktqualität des Buchinserates. Es ist interessant festzustellen, daß in der Ge staltung der Buchanzeigen zweifellos eine gewisse Zwangs läufigkeit besteht, übrigens entfielen damals in der genannten Zeitung 38 Prozent aller Anzeigen aus Buchanzeigen, und zwar vorwiegend auf belehrende Literatur. Unmittelbar fortgeführt wurden diese Untersuchungen in einer Betrachtung über die »Entwicklung des Insera te s i m B ö r s e n b l a t t«. Es zeigt sich eine nur sehr lang- same Entwicklung zu individueller Gestaltung der Inserate. Dies ist allerdings hier stark bedingt durch die einengenden Vor schriften. Erst 1885 wird die Anzeigengestaltung soweit frei- gegeben, daß größerer Raum verwendet wird und ganzseitige Anzeigen zu erscheinen beginnen. Alles rein Reklamehafte bleibt aber noch untersagt. Erst in der Inflationszeit werden die Be stimmungen weiter gelockert. In den fünfziger Jahren brachte das Börsenblatt übrigens Listen von Buchbesprechungen. Die Betrachtungen wurden abgeschlossen mit einem Vergleich der In serate verschiedener Verlage in den Jahren 1913, 1924 und 1930. Im Rahmen der Verlagsgeschichte wurde das Thema »>D e r Insel-Verlag als Spiegel der literarischen Entwicklung« behandelt. Allgemeine Erörterungen über Verlagsaufbau und Verlagsplangestaltung schlossen sich hier an, insbesondere auch die Frage, inwieweit die Literatur vom Ver lag beeinflußt werden kann und umgekehrt. Als allgemeine Aufgabe war diesmal gestellt die »Ana lyse von Vergleichszahlen aus einem Sorti ment s be t r i eb«. Im Gegensatz zur Bilanz und zur Er folgsrechnung geben die Betriebszahlen laufend einen Überblick über die Entwicklung des Geschäftes bzw. des Betriebes. Darin liegt ihr besonderer Wert für die Betriebspolitik. Es handelt sich dabei besonders um die Fragen der verschiedenen Unkosten bestandteile und ihre Einzelwirkung. Das Seminar hatte im letzten Semester 17 Mitglieder <4 davon weiblich), 8 gehörten dem Seminar im ersten, 3 im zwei ten Semester an; 6 drei Semester und länger. 7 Mitglieder ivaren berufstätig (3 im Sortiment und 4 im Verlag). 10 Mit glieder waren Studierende der Universität oder der Handels hochschule. Neben den Übungen des Seminars standen folgende Vor lesungen: Buchhandelsbetriebslehre Teil I »Herstellung« und Das in- und ausländische Zeitschriftenwesen Teil II: »Die Fach presse und ihre Stellung in der Wirtschaft«. Die Vorlesungen des kommenden Winter-Semesters 1931/32 umfassen: Buchhandelsbetriebslehre Tl. II: »Vertrieb«, und Das in- und ausländische Zeitschriftenwesen Teil I: »Geschichte und Aufbau«. Die letzte Vorlesung steht gleichzeitig im Rahmen der Studienabteilung für Wirtschafts-Journalismus und Zeitungs betriebslehre. Über den Beginn der Vorlesungen erfolgt noch rechtzeitig Bekanntmachung im Börsenblatt. Über Studienangelegenheitcn 870 erteilt das Seminar Auskunft (Leipzig C 1, Ritterstraßc 1/3). Auf Wunsch steht ein Merkblatt über das Studium der Buch handelsbetriebslehre zur Verfügung. Ein Teil der Seminar arbeiten wird ausgeliehen, soweit die Arbeiten in Schreib- maschinenmanuskripten vorliegen. Über diese Arbeiten liegt eine Liste vor, die angesordert werden kann. Vorlesungsverzeich nis, Prüfungs-, Promotions- und Gebührenordnung können durch das Sekretariat der Handelshochschule (Leipzig C 1, Ritter- straße 6/10) bezogen werden. G. Sch. Wunschzettel des Buchbinders für den Zeitschriftenverleger. Von Heinrich Schreiber. Die Zeitschrift ist beinahe in allen Kreisen das beherrschende Element im Literaturkonsum geworden. Der Gelehrte, der den Fort schritt seiner Wissenschaft verfolgt, der Gebildete, der mit den bren nenden Fragen des ösfcntlichen und geistigen Lebens in Verbindung bleibe» will, der Nur-Lescr, der von Fortsetzung zu Fortsetzung hastet allen wird die Zeitschrift immer mehr zur überwiegenden und vordringlichen Lektüre und bald wird man das Mah der Vcrant Wartung eines Menschen »ach dem Stotz von Zeitschriften beurteilen, der ihm Tag für Tag aus den Schreibtisch flattert. Der Wunsch aus seiten des Lesers, bas Neue stets möglichst rasch und in nicht zu großen Mengen geboten zu bekommen, ist der Entwicklung der Zeit schrift ebenso förderlich wie die größere Sicherheit, die sie der ver- legerischcn Kalkulation bietet. Und wenn auch von diesem sich immer noch steigernden Zettschristenkonfum ein großer Teil Tageslitcratur ist, der so schnell zerstoben ist, wie er gelesen wird, so verbleibt doch noch eine große Reihe von periodischen Erscheinungen, die des Aus Hebens für wert gehalten werden; und wem an einer dauerhaften Ausbewahrung gelegen Ist, der kann die Hilfe des Buchbinders nicht entbehren. Nicht nur das Uberwiegcn der Zeitschriftcnerschcinungen vor dem eigentlichen Buch macht sich aber in dieser Weise sür den Buchbinder geltend. Auch die immer reichlichere Ausstattung der Einzelerscheinungen mit Vcrlegereinbände» ist schuld, daß der Buch binder immer häufiger vor die Ausgabe, Zeitschriften zu binde», ge stellt wird. Schon vor dem Kriege war dies eine so regelmäßig wieberkehrende Ausgabe, daß ein gedruckter Tarif sür die häusigsten Zeitschriften und ihre Einbandpreise hergestellt werde» konnte. Heute ist die Zahl der Zeitschriften so gewachsen, daß ei» solcher Tarif aus erhebliche Schwierigkeiten stoßen würde. Aber alles wirkt zu sammen, daß der Buchbinder mehr als je sein Augenmerk den Zeit schriften zuwendei. Noch ist die Stetigkeit in der Erscheinungsweise der Zeitschriften, wie sie vor dem Kriege weithin bestand, nicht wieder eingekehrt; Titeländerungen, Kormatwcchsel, Abweichungen in der Ausstattung, Unregelmäßigkeiten des Erscheinens sind an der Tagesordnung. Nicht immer ist sich der Hersteller bewußt, welche Schwierigkeiten er damit einem anderen Zweig des Buchgewerbes, der Buchbinderei, bereitet. Die Kenntnisse, die für die Buchhcrstellung heute nötig sind, sind so vielfältig geworden, daß cs kaum möglich ist, jederzeit alle Rück sichten zu üben, die von anderer Sette erwartet werden. Trotzdem muß mehr als je gegenseitige Rücksichtnahme der einzelnen Zweige des Buchgewerbes erstrebt werden. Wen» tn New Aork Kurse für Drucker gehalten werden, was sie vom Binden wissen müssen, so zeigt dies, daß auch dort ein solches Bedürfnis empfunden wird und daß wir mit solchem Streben nicht allein stehen. Freilich ist der Buchbinder, soweit er nicht im Auftrag des Verlegers arbeitet, ein nicht tm engeren Sinne an der Buchherstellung Betelltgter. Aber auch dann steht er nicht allein; mit ihm gehen all die Zettschristen- abonnenten, die Im eigenen Interesse dem Buchbinder möglichst wenig komplizierte Arbeit zu geben wünschen — und als besonders schwer wiegende Gruppe unter Len Abonnenten die Bibliotheken, die, wolle» sie ihre Aufgabe recht erfüllen, gehalten sind, alle Zeitschriften binden zu lassen und dabei Vorarbeit des Verlegers sehr zu schätzen wissen, die darin besteht, daß der Buchbinder klare Verhältnisse bei den Zeitschrtftenhestcn oorfindet. Die Wünsche, die der Buchbinder vorzubringen hat, sind also weitgehend die Wünsche des Konsu menten an den Hersteller; er ist aber besonders berechtigt, die Wünsche auszusprechen, da er alle Unregelmäßigkeiten am härtesten zu spüre» bekommt. Die buchhändlerisch ideale Zeitschrift beachtet die Vorschläge zur Normung hinsichtlich Format und Zitierleistc. Die Vereinheitlichung der Formate wird freilich dem Buchbinder nicht so erwünscht sein wie dem Bibliothekar: immerhin ist es sür die Heftmaschine von wesentlichem Vorteil, wenn viele Bande gleichen Formats zu binden