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./tz 109, 11. Mai 1912 Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. 5848 Oarl 8imon in Koriin. 0vei66w, ^ario van, Op. 21. iVlatines. ^nsx. L: k. 8opran- 8o1o n. 38tiinin. Odor m. Veello, Lite (06. Harke) u. Harm. 4 » // n. X. 8imroetc 6. m. d. H. in kerlin. 11 irn, 0 ar 1, Op. 4. Liorette. Valse p. Liano. 1 ^ 50 — Op. 5. Drei Xin<l6r8tüelL6 k. Lite. 2 c^. ^rrtlinr >Veber in vortmunä. 08termann, ^V., k1attkv1ni8ek6 Ooupletlieäer. ^Idum k. La. cioneon. 1 ^ 50 ^ ^ ^ 50 kiaedtlukt. IValLer. 50 Oarau8 k. 068LNA m. Lite: ^Viener Uädel. XValrerlleä. — Oer dleine Xorporai. >ValLerba11ade. ä 1 c//i 20 n. — k. Lkte: Lotpourri (m. lext). 3 ^/// n. wiener iMäel-VValrer. 1 ^ 80 „Z v. ^ 11/b ^ ' Ld 8°. ^2^n^^E Idema k. ktte. 2 ^ ri. Nichtamtlicher Teil. Aus dem englischen Buchhandel. ni. Die grausige, erschütternde Kunde von dem Untergang der Titanic hat in England die größte Bestürzung hervorgerufen und für den Augenblick alle anderen Interessen in den Hinter grund gedrängt. Unter den Verunglückten befindet sich auch Englands größter Journalist, der im Buchhandel wohlbe kannte und geschätzte Mr. W. T. Stead, der Herausgeber der vielgelesenen »lioviorv ok Rvviscvs«. Er wirkte hauptsäch lich als Förderer der Friedensbestrebungen, und seine Be mühungen um das Zustandekommen der Haager Friedens konferenz werden unvergessen bleiben. Stead war auch ein eifrigecBefllrworter des Einverständnisses mit Deutschland und machte verschiedene dahingehende Vorschläge. Von seinen be kannteren Werken sind zu erwähnen: »II Olirisl oams In LlrieaAO«, »Luroxo on Lvs ok karliainertt ok ?eaes« und »kssrs null I>sopts« usw. Sonderbarerweise war dieser kluge und weitausschauende Schriftsteller ein fester und überzeugter Anhänger des Spiritismus und ging sogar soweit, ein spiri tistisches Preßbureau mit der Welt des Jenseits einzurichten. Sein Korrespondent aus dem »Lande ohne Wiederkehr« war der Geist Julia. Das Merkwürdigste an dieser Geschichte war, daß er eine große Anzahl begeisterter Gläubiger fand, die mit Hilfe der »Julia« mit ihren abgeschiedenen Sieben korrespon dierten! Die Leichtgläubigkeit, Gutmütigkeit und Hilfsbereit schaft Steads wurden von allerlei Charlatanen zu ihrem eige nen Vorteil in empörendster Weise ausgebeutet. Eine eng lische Schriftstellerin, Ellinor Glyn, die sich ebenfalls auf dem untergegangcnen Schiff befand, wurde gerettet. Die Romane dieser ungemein begabten Dame wirbelten in den altmodischen Kreisen Englands und Amerikas viel Staub aus, ja in einigen öffentlichen Bibliotheken der Vereinigten Staaten wurden sie auf den Index gesetzt. Am bekanntesten sind: »Mis Visits ok Lliradktll« und »ütiimbotk Visits Io .Vmsn'jea«. Mit der Titanic ging auch das schönste und kostbarste Produkt des englischen Buchgewerbes unserer Zeit, eine illustrierte Ausgabe von Fitzgeralds Omar Khayyam von 'Elihu Vedder, unter. Sie war von den Kunstbuchbindern San- gorski und Sutcliffc in Holborn-London in Levanteleder mit reicher Goldberzierung und Edelsteineinlagen gebunden wor den. Zwei Jahre wurde an dem Einband gearbeitet, und 1500 in Gold gefaßte edle Steine zur Verzierung des Buches ver wendet. Vor einem Monat ungefähr versteigerten Messrs. Sotheby das wertvolle Werk, das ein amerikanischer Biblio phile für L 405 — 8500) erwarb. Der Buchhandel hatte im großen und ganzen eine ruhige Zeit. Während die Verleger durch den Kohlenstreik zu einer Verlangsamung ihrer Tätigkeit gezwungen waren, legte das Publikum eine geradezu rührende Bescheidenheit in seinem Verlangen nach Büchern an den Tag. Dieser Stillstand in der geschäftlichen Tätigkeit wurde vou einem Teil der Loolrssl- Isrv' ^.ssoeiation benutzt, um einer Einladung der französi schen Buchhändler nach Paris Folge zu leisten, um auch ihrer seits zur Befestigung des »iL„ts„ts cvrcliaw« beizutragen. Wenn Reden und Toaste wirksame Mittel zur Erhaltung der internationalen Freundschaft sind, dann haben die franzö sischen Gastgeber und ihre englischen Gäste das Menschenmög liche geleistet. Verschiedene große Leihbibliotheken, wie Mudie und Boots, hielten ihre jährlichen Ausverkäufe ab und sind, trotz der schlechten Zeiten, mit den Ergebnissen zufrieden. Die Verleger fangen jetzt an, das Versäumte nachzuholen. Wir hatten mal wieder ein sensationelles Memoirenwerk voll politischer und privaterEnthüllungen. DierührigeVerlagshand lung Evelyn Nash veröffentlichte die Memoiren der Madame Steinheil. Unsere Leser werden sich des Doppelmordes, dessen Opfer der Maler Steinheil und seine Schwiegermutter wurden, noch erinnern und auch der Tatsache, daß Madame Steinheil des Mordes angeklagt wurde. Sie mußte aber nach längerer Gefangenschaft mangelnder Beweise halber freigesprochcn wer den. Nun sucht sie sich in diesen Memoiren zu rechtfertigen, indem sie von ihrer Liaison mit dem Präsidenten Faure er zählt. Madame Steinheil mutet dem englischen Publikum ziemlich viel zu, wenn sie allen Ernstes berichtet, daß wahr scheinlich ein deutscher Spion die Morde begangen habe, um die Erinnerungen Faures, die dieser ihr anvertraut hatte, für die deutscheRegierung zuerlangen! Auch die Erzählung von dem wunderbaren Perlenhalsband, das der rätselhafte Deutsche ihrem Manne verkauft hatte, klingt mehr an »Tausend und eineNacht« als an einewahre Begebenheit an. Bemerkenswert ist, daß sich bis jetzt kein französisches Verlags Haus dazu verstieg, dieses Machwerk in französischer Sprache zu veröffentlichen. Das Boulevardblatt, das die ersten Kap mit großem Erfolg publizierte, stellte auf einen Wink seitens der französischen Behörden die weitere Veröffentlichung der Fort setzungen ein. Das Werk hat einen großen Augenblickserfolg, wird aber als historisches Quellenwerk schwerlich jemals in Betracht kommen. Ein Buch, das mit Interesse erwartet wurde, war eine authentische und, soweit mir bekannt, die einzige englische Bio graphie des unglücklichen Oscar Wilde. Diese Biographie, die A. Ramsome zum Verfasser hat, wurde von den großen Biblio theken und den Buchhandlungen aus dem Verkehr gezogen, da der Freund und Beschützer Wildes Lord Alfred Douglas den Verleger und die Verbreiter dieses Werkes mit einer Klage wegen Verleumdung bedrohte. Die eigentümlichen, sich ewig widersprechenden Entscheidungen in den Inbsl Cottons machen es manchem Schriftsteller unmöglich, die Wahrheit zu schrei ben; wurde doch sogar der Verleger von Burkes Peerage ver klagt, weil er in den Geschlechtsregistern einer hohen adligen Familie Englands nicht ausdrücklich angegeben hatte, daß der 7ü>.'