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schaftlichen Verlusten durch Beschlagnahme der versandten Exemplare drohte natürlich mit jedem Stück, das aus dem Hause ging, Ver derben; denn über die Methoden des Korsen war sich kein Mensch der damaligen Zeit mehr im unklaren. Die Auslieferung einer solchen Schrist stellte hohe Ansprüche an die vaterländische Hingabe eines Menschen und die Kunst und Klugheit eines Buchhändlers. »Tun Sie«, — befahl Napoleon, — »dem Rat der Stadt zu wissen, daß, wenn er nicht sofort den Buchhändler 'verhaftet und all diese Broschüren verbrennen läßt, ich die Stadt Nürnberg, ehe Deutschland geräumt wird, exemplarisch bestrafen werde» und an Marschall Berthier: »Ich denke, Sie haben die Augsburger und Nürnberger Buchhändler verhaften lassen. Mein Wille ist, daß sie vor eine Militärkonrmission gestellt und innerhalb 24 Stunden erschossen werden«... Wir sehen, der Korse inszeniert das, was wir heute einen prunkvollen Scheinprozeß nennen, denn um nichts anderes handelte es sich bei dem sogenannten Verfahren gegen die An geklagten, unter denen sich Johann Philipp Palm befand. Man hat ganze Arbeit mit der Schrist gemacht: nur wenige Stücke find bis auf unsere Tage gekommen. Palm wurde verhaftet, mit ihm fünf andere — darunter drei Buchhändler. Man schasste sie nach Braunau. Braunau, der Geburtsort unseres Führers, sollte der liefen Erniedrigung Deutschlands ewiger Zeuge werden. Aus der ersten Seite des Buches aller Deutschen, »Mein Kampf«, sagt der Führer: Vor mehr als hundert Jahren hatte dieses unscheinbare Nest — als Schau platz eines die ganze deutsche Nation ergreifenden tragischen Un glücks — den Vorzug, für immer in den Annalen, wenigstens der deutschen Geschichte, verewigt zu werden. In der Zeit der tiefsten Er niedrigung unseres Vaterlandes siel dort für sein auch im Unglück heißgeliebtes Deutschland der Nürnberger Johann Philipp Palm, bürgerlicher Buchhändler, verstockter .Nationalist und Franzosen feind'. »In diesem von den Strahlen deutschen Märtyrertums ver goldeten Städtchen«, so beschreibt es der Führer, »starb Johann Philipp Palm für Deutschland am 26. August des unglückseligen Jahres I8Ü6.« Die übrigen Mitangeklagten kamen nach mehr oder minder kurzer Zeit frei. Palm wurde am Tage nach dem Aufzug des Scheinprozesses von der Mitteilung überrascht, daß er nur noch drei Sie Sitzung ves In der Reihe der Arbeitstagungen nahm auch in diesem Jahr die Sitzung des Gauausschusses, die den ganzen Freitag-Nachmittag ausfüllte, eine wichtige Rolle ein. Der Leiter des Deutschen Buch handels, Pg. W. Baur, konnte in seinen Begrüßungsworten fest- stellcn, daß sämtliche Gaue ohne Ausnahme vertreten waren. Er wies ferner, bevor er auf das eigentliche Thema seiner Ansprache einging, noch einmal kurz auf den glänzenden und nachhaltig wirkenden Verlauf der Oberstdorfer Schulungswochcn hin. Dann behandelte er in zwang loser Folge eine Reihe wichtiger beruflicher Fragen, auf die er das besondere Augenmerk der Gauobmänner lenkte. An der Spitze stand die Sorge um unseren Nachwuchs, die bereits bei der Einstellung der Lehrlinge einsetzen muß. Der Buchhandel wird, wie andere Be- rufszweige es bereits tun, in Zukunft mehr darauf achten müssen, daß feine Lehrlinge durch die Schule der HI. gegangen sind. Nur so wird zu erreichen sein, daß der Nachwuchs auch in politischer und weltanschaulicher Beziehung seine Aufgabe von vornherein erfüllen kann. Als eine andere dringliche Ausgabe bezeichnete Pg. Baur die strenge Auswahl der vom Sortimenter in seinen Auslagen zur Schau gestellten Literatur. In keinem anderen Geschäftszweig könne man so leicht von der ausgestellten »Ware« auf die Haltung des Geschäftsinhabers schließen wie im Buch handel. Will sich das Sortiment vor falscher Beurteilung -bewah- Stunden zu leben habe. Bereits gefesselt, schaffte man ihn auf einem Leiterwagen zur Richtstätte. Unter der Beteiligung der Soldateska des Festungsstädtchens nahm der Schluß dieser Tragödie seinen Fortgang. Die Salve krachte — es wurde ein zweitesmal ge schossen — und da das abscheuliche Werk auch damit noch nicht vollendet schien, mußten zwei Soldaten ein drittesmal feuern. Brust und Haupt waren zersetzt vom Blei der französischen Gewehre. Was sich am Boden wand, was da blutete und verröchelte, war Deutsch land. — Aus Deutschland hatte der Kaiser der Franzosen schießen lassen; er wollte es treffen, wollte es sich in seinem Blute winden sehen. Und er traf es. Was Napoleons Soldateska in das Grab über dem Inn legte, wurde frei: Der Glaube an das gemeinsame Vaterland aller Deutschen, an seine eigene Kraft und Sendung. Buchhändler aus allen Gauen des Reiches, das der Führer uns neu schuf und schenkte, seid stolz auf Johann Philipp Palm als einen der Eurigen in des Wortes höchster Bedeutung! Möge sein Geist den Buchhandel des neuen Staates beherrschen. Er ist der Größte unter uns, ebenbürtig den größten Helden auf den Schlachtfeldern, eben bürtig allen Männern, die je und je den Namen Deutschlands in die Welt hinausgetragen — in unsere Geschichte hincingetragcn haben. Palms Vermächtnis ist schlicht und damit echt deutsch: Treu zu sein bis in den Tod! Treu dem Volk und Vaterland, treu den Pflichten des Berufs! — Wenn mit dem heutigen Tage Johann Philipp Palm , in diesem Festsaal zur ewigen Wache für Sie alle aufzieht, fo vergessen Sie nie, daß das, was er ersehnte, worum er stritt und wofür er litt bis in seinen bitteren Tod, uns der Führer nach einer neuen, nach einer letzten Erniedrigung wiedergegeben hat. Wir sind frei und wir sind stark und haben ein einiges, großes deutsches Vaterland. Lassen Sie uns vor diesen Ewigkeitswerten die kleinen Gedanken des Tages vergessen. Seien Sie stark: Treue ist Pflicht! In diesem Zeichen enthülle ich die Büste Johann Philipp Palms: Ihm zum Gedächtnis, unserem Führer zum unauslöschlichen Gelöbnis, uns allen aber und denen, die nach uns kommen, zum immerwährenden Erlebnis, zur klaren Verpflichtung. Übernehmen Sie, Parteigenosse Wilhelm Baur, das Mahnmal nunmehr in die Obhut eines einigen deutschen Buchhandels. tZauauslckulses ren, so habe es, wie sich aus gemachten Stichproben ergebe, einen strengeren Maßstab bei der Auswahl des von ihm geführten und ausgestellten Schrifttums als bisher anzulegen. Bei Besprechung der Jahresberichte der einzelnen Gauobmänner hob Pg. Baur diejenigen hervor, in denen sich das gute Zusammenarbeiten des Buchhandels mit der Bewegung, eine vorbildliche Gemeinschafts arbeit innerhalb des Gaues oder die enge persönliche Fühlung nahme des Gauobmannes mit den Mitgliedern widcrfpicgelt. Ein besonderer Hinweis galt dem Dietrich-Eckart-Heim in München, das sich die Angehörigen der Reichsschrifttumskammer dort ge schaffen haben und das ein gesellschaftliches Leben im heutigen Sinne und einen persönlichen Kontakt der Angehörigen der Reichs schrifttumskammer untereinander ermöglicht. Die Schaffung ähn licher Einrichtungen auch in anderen Städten wäre wünschens wert. Das von Herrn Baur gestreifte Verhältnis zur Reichsschrift tumskammer besonders in seinen finanziellen Auswirkungen wurde später vom Geschäftsführer der Reichsschrifttumskammer, Herrn Or. Heinl, aijssührlich behandelt. Die sich an die Ausführungen des Leiters des Deutschen Buch handels anschließende ausgiebige und lebhafte Diskussion, in der zahlreiche Fragen gestellt und beantwortet wurden, wurde vom Stellvertreter des Leiters des Deutschen Buchhandels, Pg. Mar ti?« Nr. 96 Dtenötag, den 27. April 1987