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131. 8. Juni 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 5855 durch die Post versandt wurden, im Finanzjahre 1882/83 152 in 91 558 Exemplaren und 4 054 694 Einzel-Nummern; im Jahre 1900/01 dagegen 302 in 459461 Exemplaren und 18917216 Nummern, 1905/06 gar 395 in 592674 Exemplaren und 22883000 Nummern. Rechnet man zu letzterer Zahl die durch die Provinzpostanstalten, durch eigne Boten der Blätter, unter Kreuzband und durch den Buchhandel verschickten Nummern hinzu, so wird das Ergebnis sein, daß im Jahre 1906 etwa 40 Millionen Nummern von Fachblättern und Zeitschriften in Dänemark versandt wurden. — Eine andre Tabelle gibt an, in welchem Verhältnis ungefähr die Anzahl der Fachblätter und Zeitschriften zur Volksmenge in den verschiedenen Staaten Europas steht. Sie ist verhältnismäßig am größten in Dänemark (wo heute im ganzen etwa 600 Zeitschriften erscheinen), danach folgen: Deutsch land, England, Österreich, Schweiz, Ungarn, Frankreich, Belgien, Holland, Schweden, Italien, Norwegen, Spanien, Portugal, Griechenland, Rußland und als letzter Staat die Türkei. Eine historische Abteilung mit alten und ältesten dänischen Fachblättcrn in Glaskästen, und eine Sammlung von Photographien dänischer Zeitschriftcn-Redakteure der Gegenwart füllen den übrigen Raum an dieser Wand. Der ganze übrige Platz gehört dem Ausland, dessen Presse aber nur nach Nationen, nicht inhaltlich geordnet ist. Letzterem Mangel hat aber die Leitung einigermaßen abgeholfen durch Veranstaltung von Sonderausstellungen, die alle zwei Tage wechseln. Die erste umfaßte eine in der Tat recht reich haltige (etwa 800 verschiedene Zeitschriften enthaltende) Schau von Landwirtschaftsblättern aller Länder; man kann nur be dauern, daß hierüber kein Katalog angefertigt ist. Deutschland ist, wie man erwarten durfte, in diesem ksnäsr- vou» der Nationen am stärksten vertreten: 82 Blätter haben sich, dem Katalog zufolge, beteiligt. Auch aus Österreich-Ungarn (mit 41 bezw. 14 Katalog-Nummern) und aus Norwegen (über 50) ist die Beteiligung der Zeitschriftenpresse gut; dagegen hat Schweden (mit nur 19), wie es scheint, immer noch gegen die Dänen politisch stark verstimmt, sich sehr zurückgehalten. Aus Finnland haben 9, aus der Schweiz 14, aus England 31, Frankreich 25, Italien 20 Blätter teilgcnommen, endlich noch ein paar spanische und russische, 1 portugiesisches, 1 serbisches; aus China der -Ostasiatische Lloyd-, dessen Name im Katalog, wie übrigens viele der ausländischen, sehr entstellt ist. Am zahlreichsten haben sich naturgemäß die Blätter des Handels, der Handwerke und Industrien eingestellt; streng wissenschaftliche Blätter, wie solche für Theologie und Medizin, sucht man fast ver gebens. — Eine wichtige Ergänzung erfährt diese Abteilung durch die im Nebensaal oben untergebrachte, ca. 4000 Nummern große internationale Sammlung, die Buchdrucker C. Lüthi Tschantz in Bern geliehen hat; an Reichhaltigkeit übertrifft sie die ganze übrige Ausstellung, wenn sie auch statt eines und zwar meist des neuesten Jahrgangs natürlich nur eine Probenummer oft ziemlich alten Datums von jeder Zeitschrift bietet. Leider konnte sie wegen Raummangels nur teilweise und wenig geordnet gezeigt werden. Ferner sind mit Hilfe der dänischen Konsuln aller Weltteile einige kleine Sammlungen zustande gekommen. Man bemerkt besonders eine erstaunlich große Gruppe jüdischer sowie hebräischer Zeit schriften aus aller Welt, weiter eine ganze Reihe orientalischer Blätter. Als Kuriosum sei erwähnt ein anarchistisches Organ aus Tiflis: es erschienen 21 Nummern, jede mit einem neuen Namen, und jede wurde beschlagnahmt. Zuerst hieß das Blatt »Wiedergeburt-, dann -das Kommen des Frühlings-, -die Um kehr-, »die Gerechtigkeit- usw., schließlich wurde der Redakteur erschossen, und damit ging das Blatt vermutlich ein. — Interesse erwecken ein paar Zeitschriften für Blinde in erhöhter Punkt- (Vraille-) Schrift: 1. -Oaii^ Nail-'s Witiou kor tbo Llinä. Vol. I. 1907; wöchentlich; London; Preis: 6 sü. 6 ä. pro Jahr. 2. »IVssirl^ Lawroar^-, gegründet 1892. Preis: 2 ck. (Ausland: 2'/, ä.) pro Nummer. Es erscheint zu Eltham, Kent, England. Es brachte seinerzeit, auch in erhöhtem Profil, eine Karte des russisch-japanischen Kriegsschauplatzes, und als -Oorouatiou- Lupxlsmsut- das Porträt König Edwards VII. » Im Anschluß an die Ausstellung wurde am 26. Mai in Kopenhagen, Hotel Bristol, ein Kongreß von Fachblattheraus gebern Europas abgehalten, an dem unter andern Redakteur Robert W. C. Kulka aus Wien, Sekretär des österreichischen -Fach-j schriftsteller-Verbands-, Redakteur Lichtblau aus Wien, Vorsitzender des Vereins der österreichischen Fachpresse; aus Ungarn Siegmund Lenket, Sekretär des -Landes-Verbands der ungarischen Blatt- Herausgeber-; aus Norwegen Redakteur Berg-Jäger, Kristiania, und Geschäftsführer Augustsson, Kristiania, teilnahmen. Man gründete einen -Weltverband der periodischen Presse« und wählte einen konstituierenden Ausschuß, dessen Vorsitzender Redakteur Sören Ringer, Kopenhagen (der Vorsteher des Vereins dänischer Fachblätter und Zeitschriften) wurde. Zu Vizevorsitzenden wurden die genannten Vorsteher der Fachpressevereine in Norwegen. und Österreich Berg-Jäger, Augustsson und Lichtblau ernannt. Ge schäftsführer Louis Henius in Kopenhagen, der an dem Arrange ment der oben besprochenen Ausstellung einen Hauptanteil hat, und Kulka-Wien wurden Sekretäre, Redakteur Korenn-Kristiania Kassierer. Die Herren aus Wien und Ungarn waren gekommen, nicht nur um selbst die Abteilung ihres Landes zu ordnen, sondern auch mit dem Plane, eventuell später eine ähnliche Ausstellung in Wien zu veranstalten. Schon jetzt kann es als gesichert angesehen werden, daß zum nächsten Frühjahr in der österreichischen Haupt stadt, und zwar in der großen Rotunde im Prater, eine inter nationale Ausstellung von Fachblättern und Zeitschriften, gra phischer Kunst und Reklame stattfinden wird, für die diese erste Ausstellung in Kopenhagen als Muster dienen soll. Die Kopenhagcner Ausstellung bleibt bis Mitte Juni geöffnet. Ihr Besuch kann jedem Buchhändler und ganz besonders jedem Verleger von Fachzeitschriften angelegentlich empfohlen werden. Sehr lehrreich ist z. B. auch die Durchsicht des Reklamematerials, mit dem verschiedene Blätter, so namentlich das große englische »Vüs Iron-LlonZsr- vertreten sind. G. Bargum. Besuch «uglischer Journalisten in Deutschland. (Vgl. Nr. 122, 123, 125, 128 d. Bl.f — Die englischen Journalisten haben in München am 2. und 3. Juni, darauf in Frankfurt a/M. am 4. Juni, in Homburg v. d. Höhe, in Rüdesheim am 5. Juni und zum Schluß in Köln (5. und 6. Juni) die gleiche herzliche Aufnahme gefunden wie in den vorher besuchten Städten Bremen, Hamburg, Berlin, Dresden. In München wurden sie im Fürstensaal des Hauptbahnhofs durch den Verleger der -Münchener Neuesten Nachrichten-, Herrn vr. Georg Hirth, namens des Empfangsausschusses begrüßt und in Automobilen nach den Hotels geleitet. Um 11 Uhr fand der offizielle Empfang im Künstlerhause und anschließend ein sehr belebtes Frühstück statt. Mittags gegen 2 Uhr wurden sie in Begleitung des Empfangsausschusses und des Vorstands des Münchener Journalisten- und Schriftstellcroereins im Herkulessaal der Residenz von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzregenten empfangen, der sich mehrere der Herren vorstellen ließ und sich mit ihnen in freundlichster Weise über englische Preßverhältnisse unter hielt. Die Gäste besichtigten darauf das Schloß, die Stadt und wohnten später einer Vorstellung im Prinzregenten-Theater bei. Abends fand im alten Rathaus ein ihnen zu Ehren von der Stadt München gegebenes Festbankett statt, an dem auch sämtliche Minister teilnahmen. Am folgenden Tage (3. Juni) besuchten sie gruppenweise die Sehenswürdigkeiten der Stadt und hielten u. a. auch im Hofbräu haus Einkehr. Gegen Mittag waren sie und die gesamte Mün chener Journalisten- und Schriftstellerwelt die Gäste der Verleger der »Münchener Neuesten Nachrichten-, der Herren Thomas Knorr und vr. Georg Hirth. Sie besichtigten die großen vor zwei Jahren neu erbauten Geschäftsräume und nahmen ein Früh stück ein, bei dem es an freundlichen und launigen Reden nicht fehlte. Um 1 Uhr wurde ein Ausflug nach dem Chiemsee ange treten, der bei schönem Wetter den befriedigendsten Eindruck machte. Gegen 11 Uhr abends am 3. Juni erfolgte die Abfahrt der Gäste nach Frankfurt a/Main. Die Ankunft dort erfolgte am 4. Juni früh. Auch hier fand am Hauptbahnhof ehrender Empfang statt. Bei dem um 12 Uhr von der Stadt Frankfurt den Gästen im Kaisersaal des Rathauses gebotenen Frühstück hielt Ober bürgermeister Or. Adickes eine warme Begrüßungsansprache. Mit ihrem Dank erwiderten die Herren Vyles und Hadfield (Oailz? Lxprsss). Vom Automobilklub zur Verfügung ge stellte Kraftwagen brachten die Gäste am Nachmittag zur Saalburg und hierauf nach Homburg. Auf beiden Rast? 766*