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246, 24. October. Nichtamtlicher Theil. 4679 Wessely, I. E., Aus der Kleinsrauenwelt. Eine Erziihlg. s. das Mädchen- u. erste Jungsrauenalter. 8. Cart. » 3. —; geh. 4. — — Aus der Kleiuinännerwelt. Eine Eezählg. s. das Knaben- u. erste Jünglingsalter. 8. Cart. * 3. — Nichtamtlicher Theil. Die tviirttembergische LandrS-Gcwerbcausficllung und der Buchhandel. (Fortsetzung aus Nr. 242.) b. Firmen, welche nicht ausstellten. Besonders zu beklagen bleibt es, daß eine große Reihe be kannter Firmen die Ausstellung nicht beschickte. Wir vermissen Cotta, Engclhorn, Enke, Fues, Göschen, Heitz, Krabbe, Gebr. Kröner, I. Maier, Schmidt L Spring, Schweizerbart, Spemann, Ulmer u. A., sodaß man fast versucht sein könnte, über den Verlag derer zu berichten, die nicht vertreten sind. Natürlich müssen wir cs uns versagen, den Gründen nachzugehcn, welche bestimmend aus die Entschließung der Genannten einwirkten; soviel aber dars behauptet werden, daß auf solche Weise der württcmbergische Buchhandel nahezu ungenügend repräsentirt ist und das Vorhandene kein Bild seiner Stellung und Macht bietet. Fr. Pccht sagt in der Allgemeinen Zeitung vom ü. Aug.: „Daß in Stuttgart die Industrie der vervielfältigenden Künste einen Glanzpunkt der Ausstellung bilden werde, ließ sich vor aussehen!", ein Wort, das, wie dies bei Pecht säst immer der Fall, mit mehr Sicherheit als sachlicher Wahrheit dem lauschenden Erdkreis zugerufen wurde. Wenn er später mit einer bei ihm nicht befremdenden contraüiotio in nckjooto sortsährt: „Nichts destoweniger ließ gerade die Ausstellung der polygraphischen Ge werbe an Geschmack des Arrangements am eheste» zu wünschen übrig!", so wird jeder Verständige wissen, was er davon zu halten hat. Die Abwesenheit so vieler und großer Firmen, deren Hr. Pecht sich zur Stunde nicht erinnerte, mußte aus die Gesammt- wirkung von Einfluß sein, und es ist gerade deshalb mit beson derer Betonung anzuerkenncn, daß trotz allem das Arrangement einen gewissen Reichthum, eine Fülle des Gebotenen zu fingiren vermochte; das bunt Schreiende, was der vielschreibende und leicht fertige Münchener Kunstkritiker tadelt, war in Ansehung des Stuttgarter Jugendschristenverlags nicht zu vermeiden: Loelve- Efsenberger, Nitzschke, Schreiber-Eßlingen und G. Weise pflegen die Umschläge ihres Verlags in lebhafte» Farben zu drucken »nd thun Recht daran. Daß eine Collectiv-Ausstellung nicht zu ermöglichen war, bleibt zu bedauern, da wohl angenommen werden darf, daß in solchem Fall der Buchhandel einen günstigeren Platz erhalten haben würde: seine Räume auf der Galerie beschränkten das Arrangement wesentlich. So wird auch glaublich, daß eine große Firma sich schließlich nicht bethciligte, weil ihr, wie man sagt, der beantragte Raum um die Hälfte gekürzt wurde, was allerdings um so auffälliger erscheinen muß, als die verschieden artigsten Branchen sich in Raumverhältnissen ausbreitcten, welche die Frage nahe legen, ob denn die Installations-Commission die größten und schönsten Verlage nicht nur Württembergs, sondern der Welt geringer schätzt, als einen beliebigen Confiseur, Spiel- waarenhändler u. dgl. Die Abwesenheit so vieler Firmen macht dem Interessenten ein Urtheil über die Gesammtheit des württembergischen Buch handels nahezu unmöglich. Zum Einzelnen aber darf bemerkt wer den, daß z. B. die I. G. Cotta'sche Buchhandlung, wenn sie ihren Plan ausgesührt und eine historische Ausstellung ihres Verlags Vom 17. Jahrhundert an inscenirt hätte, geradezu eine über Vcrbate. Auf Grund de« Socialistengesetzes ist verboten: Der Vetter aus Amerika. Eine Erzählung für Landleute, erbau lich zu lesen. Ohne Bezeichnung des Druckers und Verlegers. wältigende Wirkung erzielt haben würde. Wer die Schätze des jetzigen Besitzers der Firma an seltenen Ausgaben, Hand schriften und Handzeichnungen kennt, die ausgezeichneten Portraits berühmter Autoren, nicht minder z. B. die Documente von des Deutschen Bundes schützenden Privilegien, der wird mit uns be dauern, daß diese älteste und berühmteste Firma im letzten Augenblick ihre Betheiligung aufgab. Aehnliches dars von Göschen gesagt, dabei auch an Krabbe gedacht werden, welche Firma vor und in der Mitte unseres Jahrhunderts eine Anzahl der besten Romanciers zu ihren Autoren zählte, von Engelhorn, Gebr. Kröner und Spemann, in deren Besitz sich ungemessene Schätze von Handzeichnungen der ersten neueren Künstler be finden. Und in wie interessanter Art hätte die vorletzte der genannten Firmen als erste Lohndruckerei Süddeutschlands und bedeutende Buchhandlung die doppelte Thätigkeit dem Publicum vor Augen führen können! Rohmaterial, Schriftzeug, Stereo typen, Holzstöcke, Galvanos, Druckproben und fertige Bücher wären uns in der Reihenfolge ihrer Entwicklung vorgesührt worden, während wir jetzt ihre typographischen Leistungen, die anerkannt mustergültig sind und ein beredtes Zeugniß von dem künstlerischen Geschmack des Druckereichcss Paul Kröner oblegen, verzettelt da und dort suchen müssen. Besonders bleibt endlich zu bedauern, daß Enke nicht ausstellcn mochte, da doch ein Vergleich seiner Thätigkeit mit der seiner norddeutschen Eon- currenten, Hirschwald und Vogel, außerordentlich interessant und gewiß für ihn nicht von Nachtheil gewesen wäre. Doch Hilst hier kein Klagen und Wünschen; die fehlenden Firmen werden geglaubt haben, auf diese Weise ihre Interessen besser wahrzunehmcn, und es ist nur zu wünschen, daß sie sich nicht täuschen; daß die Ausstellung selbst und die Gesammtheit des Buchhandels die außerordentlich große Abstinenz bedauern muß, wird keinen Widerspruch erfahren. o. Der Buchhandel in der Ausstellung. Indem wir nun zu den Firmen, welche die Ausstellung beschickten, übergehen, wenden wir uns zuerst zu jener, welche allein sich nicht der Reihe der übrigen anschloß, sondern in an- erkennenswerth origineller Weise das Nützliche mit dem Ange nehmen verband und ihre Bücher in dem Kindcrzimmer der Vereinigten Werkstätten zum Brudcrhaus in Reutlingen aus- stellte. Wir meinen Thienemann's Verlag (Jnl. Hofsmann). In dem in deutschem Renaissancestil hergerichteten Zimmer finden wir den reichen Verlag dieser Firma, die wenigstens aus dem Gebiete der Illustration weitaus die erste im Jugendschristen- Verlag ist. Thienemann's Bilder sind seit längerem in vollen detster Aquarellmanier ausgesührt; man empfindet, daß der feine Sinn des Besitzers sie mit besonderem Fleiße Pflegt. Blätter wie „Die Ruinen von Paestum", „Die Lagune in den Pampas" u. A. aus dem „Neuen Buch der Welt" entsprechen den höchsten Anforderungen und Hunderte reihen sich diesen beiden würdig an. Es ist kein Buch, das äußerlich nicht aus das würdigste aus- gcstattet wäre ; eine Reihe der besten Autoren- und Künstlernamen gewährleistet den inneren Werth. Aus dem Gebiete des Jugend- schristcn-Verlags, speziell aber de« mit Farbendrucken versehenen, nimmt Thienemann heute weit über die Grenzen seines Landes hinaus eine erste Stelle ein, die zu behaupten sein Besitzer, der S46*