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Redaktioneller Teil. X° IIS, 25. Mai 1918. Die Neuwahl des Vcrbandsvorstandes hat wegen der Fortdauer des Krieges immer noch nicht zu einer Ablösung des alten Vorstandes geführt. Der 1916 auf der Herbst versammlung angenommene Antrag des Herrn Albert Diebe- rich-Pirna, daß der jetzige Vorstand sein Ami bis zur O.-M. nach dem Frieden fuhren soll, besteht noch zu Recht. Aus der Herbst versammlung IS17 in Goslar ist nach eingehender Besprechung der alte Vorstand nochmals ersucht worden, vorläufig noch weiter im Amt zu bleiben. Der Vorstand hat sich dazu bereit erklärt, aber mit der ausdrücklichen Erklärung, daß er allerhöchstens noch ein Jahr die Geschäfte führen werde. Dann trete er unter allen Umständen ab, umsomehr, da ein Nachfolger im Verein Hannover-Braunschweig gefunden ist, der sich zur Übernahme der Vorstandschaft bereit erklärt hat. Die im vorigen Jahresbericht von uns erwähnte Stel lenvermittlung für die aus dem Kriege zurück, kehrenden Gehilfen ist inzwischen Tatsache geworden. Auf eine Einladung des Vorsitzenden des Verbandes kamen am 6. Dezember 1917 im Sitzungszimmer der Korporation der Ber liner Buchhändler, nachdem schon am 25. Oktober 1917 eine Vorbesprechung stattgefunden hatte, Vertreter folgender buch händlerischer Vereine zusammen: Verband der Kreis- und Ortsvereine, Korporation der Berliner Buchhändler, Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsenvereins, Deutsche Buchhändler-Gilde, Allgem. Deutscher Buchhandlungsgehilfen-Verband, Krebs, Verein jüngerer Buchhändler, Berliner Sortimenter-Verein, Zentralverein der Buch- und Zeitschriftenhändler, Allgemeine Vereinigung deutscher Buchhandlungsgehilfen, Verein der Buchhandlungsgehilfinnen. In dieser Sitzung wurde beschlossen, eine Stellenvermittlung auf paritätischer Grundlage zu gründen. Es wurde ein Vor stand unter paritätischer Verteilung der Ämter gewählt. Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: Vorsitzender: Herr vr. Pickardt (Vereinigung der Ber liner Mitglieder des Börsenvereins), Stellv. Vorsitzender: Herr Kupfer (Allgem. Deut scher BuchhandlungS-Gehtlfen-Verband), Schriftführer: Herr Bernhard Staar (Verband der Kreis- und Ortsvcreine und Berliner Sortimenter-Verein), Stellv. Schriftführer: Herr vr. Pfirrmann (All gem. Vereinigung deutscher Buchhandlungs-Gehilfen), Schatzmeister: Herr Radke (Korporation der Berliner Buchhändler), Stellv. Schatzmeisterin: Fräulein Lesser (Verein der Buchhandlungsgehilfinnen). Dieser Vorstand unter der tatkräftigen Leitung des Herrn vr. Pickardt hat alsbald seine Tätigkeit ausgenommen und unter dem Namen »Stellennachweis für den deutschen Buchhandel und verwandte Berufe auf paritä tischer Grundlage« das neue Unternehmen ins Lebe» gerufen. Der Vorstand des Stellen-Nachweises hat sich an alle maßgebenden buchhändlerischen Vereine mit der Bitte um Unter stützung gewandt und hat bis auf ganz geringe Ausnahme freundliches Entgegenkommen gefunden. Ferner hat er die Satzungen beraten und festgesetzt sowie kürzlich Fragekarten an die Firmen im Buchhandel versandt, um über ossene und zu besetzende Stellen zur Zeit der Demobilmachung eine Übersicht zu bekommen. Der Verbandsvorstand begrüßt diesen Stellen-Nachweis auf das herzlichste und bittet alle Vereine, dieses wahrhaft so ziale Unternehmen zu fördern und bei Bedarf zu benutzen. Wir können damit unfern tapferen Feldgrauen bei ihrer Rückkehr in die Heimat einen kleinen Teil des Dankes abstatten, den wir ihnen alle schulden, wenn wir ihnen auf diese Weise die Wieder aufnahme ihrer bürgerlichen Tätigkeit erleichtern Helsen. Aber nicht nur unseren Feldgrauen, auch den übrigen deut schen Buchhandlungsgehilfen und den Geschäftsinhabern will die Neugründung dienen und eine dauernde Einrichtung wer- 288 den, die der Buchhandel bisher entbehrt hat, während andere Berufe sie längst besitzen. Am 15. Januar 1918 ist Justus Pape in Hamburg dahin geschieden. Ein aufrechter Mann in seinem Berufe, treu seinen Berufsgenossen, seinen Freunden ein treuer Freund. Justus Pape verwaltete 6 Jahre lang zugleich mit Otto Meißner und Hermann Seippel die Vorstandschaft des Verbandes; unsere Amtszeit schloß sich der Hamburger an, und wir müssen auch heute rühmend hervorheben, in welcher vor- bildlichen Weise die Hamburger den Verband geleitet haben. Mit Justus Pape hat der deutsche Buchhandel, der Ver- band der Kreis- und Ortsvereine im Deutschen Buchhandel, der Hamburg-Altonaer Buchhändlerverein einen seiner besten Män ner verloren, einen wackeren Kämpen, der stets offen und furcht los für seine Meinung eingetreten ist. Möge ihm die Erde leicht seinl Auch freudige Ereignisse haben wir im vergange nen Geschäftsjahr zu verzeichnen. Den 69. Geburtstag beging vr. Erich Ehlermann in Dresden am 30. Mai 1917; den 50. der frühere Schriftführer des Verbandes Paul Nitschmann in Berlin am 19. Oktober 1917; am 5. Dezember 1917 konnte Wilhelm Ko ebner, der Vorsitzende der Vereinigung der Berliner Mitglieder des Bör- senvereins, auf eine 25jährige Tätigkeit als Mitarbeiter in der I. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachf. zurückblicken. Wir haben allen drei Herren die herzlichsten Glückwünsche des Verbandes ausgesprochen und wiederholen sie hiermit. Hoffen wir, daß sich der Frieden im Westen bald dem im Osten anschließen möge, daß wir nach mehr als öjährigem Rin gen endlich wieder den Friedensarbeiten uns zuwenden und unsere Brüder und Söhne ruhmgekrönt wieder im Vaterlande begrüßen können! Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsenvereins. Bericht über die Hauptversammlung am 18. April 1918. Die gut besuchte Versammlung genehmigte den Jahres- und Kassenbericht nach dem Vorschläge des Vorstandes und wählte zu dessen Vorsitzenden anstelle des Herrn Koebner, der von seiner Wiederwahl abzusehen bat, Herrn vr. Pickardt. Auf Grund eines Berichtes des Herrn Prager wurde der Berufung des Herrn Siegfried Jacobsohn, Herausgebers der »Schaubühne«, gegen die Ablehnung seines Aufnahmegesuches nicht stattgegeben, da auch die Versammlung der An sicht war, daß ein buchhändlerischer Vollbetrieb nicht vorliege. Den wesentlichen Teil der Verhandlungen nahm die Frage der Teuerungszuschläge ein, deren augenblick lichen Stand Herr Nitschmann in eingehender Erörterung darlegte. Er berichtete insbesondere über die beiden Sitzungen des Ausschusses und behandelte und begründete im weiteren einen neuen Antrag für die Hauptversammlung des Börsen vereins, der in seiner unumstößlichen Meinung gipfelte, daß ein Schutz der Zuschläge unumgänglich sei und daß auch ein be deutender Teil des Verlages dem zustimmen würde. Der Vorstand des Börsenvereins hätte allerdings erklärt, daß er selbst im Falle der Annahme der Anträge eine abwartende Hal tung einnehmen und es auf eine Klage des Verlegervereins ankommen lassen werde. Er hält diesen Standpunkt für un möglich, da auf keinen Fall eine Satzungsverletzung Vorlage. Auch die Gegnerschaft der Behörden, insbesondere der Kriegs- wirtschaftsamtcs und des Kriegsernährungsamtes, erachtet er nicht für stichhaltig, da die Gerichte sich nicht auf deren Stand Punkt stellen können. Bücher seien mit Vielleicht ganz geringen Ausnahmen nicht Gegenstände des täglichen Bedarfs. Auch Herr Geheimrat Siegismund ist der Ansicht, daß der Staatssekretär des Retchswirtschafisamtes seinen Standpunkt nicht aufrechterhalten kann, der Schutz der Teuerungszuschläge müßte unbedingt herbcigeführt werden. Er glaubt daher nicht an die Möglichkeit, daß der Vorstand des Börsenvereins seinen ihm unbekannten Beschluß aufrecht erhalten könne. Im Verfolg seiner Darlegungen bei den Unterredungen mit den zuständigen