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Redaktioneller Teil. IIS, 25. Mai 1918. Verband der Kreis- und Ortsvereine im Deutschen Buchhandel. Jahresbericht über das Vereinsjahr 1917/18, erstattet in der 4V. ordentlichen Abgeordneten versammlung des Verbandes Sonnabend, den 2 7. April 1918, vom Vor stände. Auch dieses Jahr hat uns den ersehnten Frieden nicht ge bracht. Noch stehen unsere Heere wie eine eherne Mauer im Westen, und die letzten Erfolge, die das blutige Ringen den deutschen Heeren und seinen Verbündeten gebracht hat, geben uns die Hoffnung, daß der Frieden endlich erscheinen werde. Im Osten hat uns dieses Jahr den Frieden beschert; Ruß land, die Ukraine, Finnland und Rumänien haben mit den Mit telmächten ihren Frieden gemacht. Die Wünsche des Sortiments nach Erhöhung des Bcrlegerrabatts haben bis jetzt nur teilweise Erfüllung gefunden. Der Ausschuß, der zur Beratung der Nitschmann- schen Anträge O.-M. 1917 gebildet worden ist, sollte sich auch mit dieser Frage beschäftigen. Leider war der Erfolg negativ. Die Beratung zeitigte aber wenigstens die Anerkennung eines Teue rungszuschlages für den Sortimenter, um ihm in etwas die erhöhten Spesen zu erleichtern, die der Krieg dem ganzen Buch handel, Sortiment wie Verlag, auferlegt. Tie erste Sitzung dieses Ausschusses fand am 8. Sep tember 1917 in Leipzig statt. Es lvar eine stattliche Versammlung, und wahrscheinlich ist dieser der an Zahl größte Ausschuß gewesen, den der Börsen- vereiu bis jetzt kennen gelernt hat. Erschienen waren einige 30 Personen, während der Ausschuß einige 40 umfaßt. Die Meinungen über die Erhöhung des Rabatts gingen bei dem Verlag und Sortiment außerordentlich weit auseinander. Wäh- rend das Sortiment eine allgemeine Erhöhung des Rabatts auf 30"/,, auch auf wissenschaftliche Bücher forderte, verhielt sich der wissenschaftliche Verlag gegen diese Forderung durchaus ab lehnend, und man mußte sich bemühen, wenn die Versammlung nicht gänzlich ergebnislos auseinandcrgehen sollte, wenigstens ein Entgelt zu bieten für die erhebliche Erhöhung der Spesen und die Verteuerung der Lebenshaltung, um so zu versuchen, Einnahme und Ausgabe in etwas in Einklang zu bringen. Der Teuerungszuschlag, der früher so lebhaft be kämpft und von Verlegerseite als ein Angriff auf tz21 des V.-G. erklärt worden war, wurde ausersehen, diesen Ausgleich zu bieten. Einstimmig nahm die Versammlung eine Entschließung an, daß es mit Rücksicht auf die wirtschaftlichen Verhältnisse dem Sortiment freistehen soll, Kricgsteuerungszuschläge in Höhe von 107° zum Ladenpreis zu erheben. Der Börsenvereinsvorstand wird ermächtigt, in Verbindung mit dem Deutschen Verleger- Verein und dem Verbände der Kreis- und Ortsvereinc den Zeitpunkt zu bestimmen, an dem dieser Teuerungszuschlag fort- sallcn soll. Ein Schutz des Börsenvereins steht dem Teuerungs zuschlag nicht zur Seite. Am 6. und 7. Oktober 1917 fand inGoslareineVor- sitzenden-Versammlung des Verbandes statt. Der 3. Punkt der Tagesordnung bildete die Beratung der An träge Nitschmann und Genossen über Zuschläge und Nabatt- crhöhung. Nach einem ausführlichen Referat des Herrn Bern hard Staar und nach eingehender Besprechung einigte man sich auch hier, die Erhebung eines Teuerungszuschlages von 107» auf den Ladenpreis dem Sortiment zu empfehlen. Dieser Teuerungszuschlag hat sich außerordentlich leicht in ganz Deuischland eingeführt, und es sind nur ganz wenige Ver eine, die sich nicht entschließen konnten, dem Beispiel des gesam ten Buchhandels zu folgen. Das Publikum sieht die Berechti gung dieses Zuschlages ein und zahlt ihn willig. Widerstand gegen die Erhebung eines Sortimenter-Teue- rungszuschlages von 107» ist fast nur von Leipzig und einigen Stuttgarter Sortimentern erhoben worden. Namentlich die Stuttgarter Verleger-Vereinigung hat in äußerst scharfer Weise den Teuerungszuschlag bekämpft und sich auch nicht gescheut, in ihrer Antwort aus die Erklärung des Verbandsvorstandes die Person des Vorsitzenden in die Debatte zu ziehen. Mit Rücksicht 286 darauf, daß ein Vorstandsmitglied der Stuttgarter Verleger- Vereinigung diesen Ausfall auf den Vorsitzenden diesem per sönlich gegenüber mit der Abwesenheit verschiedener Vorstands mitglieder von Stuttgart entschuldigt hat, will der Vorstand auf diese Angelegenheit nicht Weiler eingehen. Diesem Beschlüsse eines Sortimenterzuschlages folgte sehr bald die Einführung von Teuerungszuschlägen seitens der Ver leger in außerordentlich großem Umfange. Wohl waren schon früher schüchterne Anfänge seitens einiger Verleger gemacht worden, Teuerungszuschläge auf ihre Verlagsartikel zu erheben, aber dies geschah doch immer nur in bescheidenem Maße und überschritt selten 10—157° des Ladenpreises. Nunmehr setzte aber, vielleicht durch das Beispiel des Sor timents ermuntert, eine Neueinführung und Erhöhung die ser Verlegerzuschläge ein, und zwar wurden diese Zu schläge größtenteils vom Ladenpreis erhoben und dem Sorti ment die Gewährung von Rabatt von diesen erhöhten Preisen , entzogen. Dar Schlimmste aber war, daß bald niemand mehr wußte, was ein Buch kostet, der Ladenpreis drohte vollkommen ^ in die Brüche zu gehen, und unser Katalogmaterial schien un- j rettbar wertlos zu werden. Stürmisch forderte das Sortiment die Einberufung des Nitschmannschen Ausschusses, um dieser Desorganisation Herr zu werden. Der Börsenverein entschloß sich, den Ausschuß wieder einzuberufen, und cs fand die 2. Ta gung dieses Ausschusses am >1. und 12. März 1918 statt, an der 35 Mitglieder dieses Ausschusses teilnahmen. Der Wunsch des Sortiments ging in diesen Verhandlungen dahin, 1. seinen Tcue- rungszuschlag ungekürzt zu erhalten, 2. eine Einheitlichkeit der Teuerungszuschläge der Verleger zu erreichen, 3. diese rabattiert zu bekommen. Nach langer lebhafter und teilweise stürmischer Diskussion einigte man sich schließlich zu folgender Erklärung, die mit allen gegen 3 Stimmen angenommen wurde: »Die Verleger werden in Zukunft ihre durch die Not der Zeit gebotenen Teuerungszuschläge, soweit sie 107» über schreiten, rabattieren oder dem Sortiment gestalten, auf un- rabattierte Teuerungszuschläge seinerseits einen dem Grund rabatt des Buches entsprechenden Ausschlag zu machen. Die Rabattierung des Verlegerzuschlages erscheint dem Sortiment als das Wünschenswertere. Dem Sortiment bleibt es sreige- stellt, auf diesen so gebildeten Preis einen Sortiments-Teue rungszuschlag zu erheben. Das Sortiment wünscht, daß sein eigener Zuschlag auch vom Verleger bei direkter Lieferung an das Publikum de- rechnet wird.« Eine Gleichmäßigkeit der Verleger-Zuschläge war nicht zu erreichen, da die Verleger erklärten, daß die Verhältnisse der ein zelnen gar zu verschieden seien, um einen gemeinsamen Satz zu ermöglichen. Der Vorstand konnte im vorigen Jahr die erfreuliche Mit teilung machen, daß die Abschaffung des Privat! un- den-Rabatts im Gebiet des Deutschen Buchhandels bis^ auf die eine Ausnahme in Leipzig, das an einem Skonto von 27° bei Einkäufen von -kk 20.— aufwärts glaubte festhalten zu müssen, restlos durchgeführt ist. Ebenso ist nun auch noch der Behörden-Rabatt von 57°, nachdem die Reichs- und- Preußischen Staatsbehörden auf diesen Rabatt verzichtet haben, im ganzen Reich und bei den einzelnen Bundesstaaten in Fort fall gekommen. Es bleibt nur noch der Rabatt von 7!4 7» bei den Bibliotheken bestehen, die einen Vermehrungs-Etat von 10 000 -kt und darüber haben, der bis zum Jahre 1920 fortge währt werden muß. Damit ist ein weiterer Schritt zur Gesundung der wirt schaftlichen Lage des Sortiments getan, was um so wichtiger ist, als die durch den Krieg bedingten geschäftlichen Schwierig- keilen auch nach dem Frieden sicher noch längere Zeit andaucrn 1 werden. Auch in diesem Jahre konnte im Herbst eine außerordentliche Abgeordnetentagung wegen der Kriegslage nicht einbcrufen werden. Deshalb fand am K./7. Oktober 1917 wiederum in Goslar eitie Vorsitzenden-Zusammenkunft statt, zu der Gäste in beschränkter Zahl Zutritt erhielten. Über diese Tagung, die trotz des Krieges recht gut besucht war, ist