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26 Die uns in dieser Tabelle besonders interessirenden östlichen Stationen Bautzen und Zittau schliessen sich mit ihren beobachteten Regenmengen sehr eng an die berechnete Höhe an; wollte man also den Höhenverhältnissen jener Gegend ausserordentliche Wirkungen auf die Gesammtmenge des Regens zuschreiben, so wäre dies jedenfalls unrichtig. Die topographischen Verhältnisse der Lausitz haben auf die Jahresmenge des dort fallenden Regens durchaus keine anormale Wirkung. Die Ansicht, dass die Lausitz eine besonders regen reiche Gegend sei, ist irrig; es ist dieser Complex eher regenärmer als die Stationen gleicher Höhe in Sachsen. Eine ganz andere Frage ist es nun aber, ob die Terrainverhältnisse der Lausitz überaus starke Regenfälle in kürzerer Zeit begünstigen, ob also die Entstehung von Wasserkatastrophen hier mehr Wahrscheinlichkeit besitzt als über irgend einem anderen Terrain. Das Material, welches im Laufe der Jahre für eine eventuelle Lösung dieser vom praktischen, wie vom wissenschaftlichen Standpunkte aus gleichwichtigen Trage gesammelt worden ist, ist leider recht unzureichend. Es beruht dasselbe auf den Messungen der durchschnittlichen Ergiebigkeit des Regens und ganz besonders auf genauen Angaben über die Extreme der Regendichte. Zu deren Ermittelung ist aber neben der Regenmessung auch die Regenzoit erforderlich. Bisher hat man nun aber in Sachsen gar nicht, oder nur sehr unvollständig die Regenmengen kürzerer als 24stündiger Zeitperioden gemessen. Erst in aller- neuester Zeit sind, in richtiger Erkenntniss der hohen Bedeutung solcher Messungen für die Technik, auf directorielle Anregung von Seiten einer grossen Zahl unserer Gewittercorrespondenten, Regenfälle kürzerer Pausen nach Menge und Zeit genau fixirt worden. An der Centralstelle zu Chemnitz werden Tags über bereits seit Anfang des Jahres 1886 stündliche Regenmessungen aus geführt, mit deren Veröffentlichung in dem gegenwärtigen Jahrbuch (1887) vorgegangen worden ist. Es wird also noch der Zukunft Vorbehalten bleiben, die oben angeregte Frage endgültig zu entscheiden. Trotzdem aber wird man auch aus den bisher aufgelaufenen Aufzeich nungen über die stärksten Regenmengen 24stündiger Zeitperioden einigen Nutzen für die Lösung dieser Frage ziehen können. Die Maximalniederschläge fallen ja bekanntlich bei Gewitterregen; die verschiedenen Zeiten der Messung, wie sie von 1861 —1887 in Sachsen gebräuchlich waren (zunächst 2 h p. m., später 8 h a. m. und 8 h p. m.) machen auch, da die Gewitter vorwiegend sich am Nachmittag abspielen, eine etwaige Theilung der Menge eines Gewitter regens ziemlich unwahrscheinlich. Es werden also in den Publicationen der stärksten 24 ständigen Regenmengen diese mit grosser Wahrscheinlichkeit den jeweilig stärksten Gewitterregen des Jahres repräsentiren. Wenn man nun aber ermitteln will, ob über unserer Lausitz die Gewitterregen mit besonderer Ergiebigkeit niedergehen, so wird man die dortigen Messungen in Vergleich setzen müssen mit denen der übrigen Stationen Sachsens. Somit drängt diese Frage zu einer Untersuchung der Maximalniederschläge in Sachsen überhaupt. Ich habe nun eine solche auf Grund 24jähriger Beobachtungen an dom älteren Regennetze Sachsens geführt. Ich gebe zunächst die Uebersicht aller seit 1864 an den in Frage kommenden Stationen gefallenen, stärksten 24stün- digen Regenmengen wieder. Ich glaube mit dieser Tabelle auch unseren Wasserbautechnikern ein willkommenes Material zu bieten, aus welchem sie bei etwaigen Fragen über Canalisationsbauten, die bei verschiedenen Oertlich- keiten immer verschieden zu beantworten sein werden, in jedem einzelnen Falle selbst entscheiden können, welche Zahlenwertho sie ihren Entwürfen und Anschlägen zu Grunde legen sollen. Die 24stündigcn Maximal betrüge des Niederschlags an 23 sächsischen Stationen 1864 — 1887. Station: Gohrisch Leipzig Dresden Zwenkau Hubertus burg Döbeln Bautzen Tharand Zittau Zwickau Chemnitz König stein Nieder pfannen stiel Plauen Hinter hermsdorf Grüllen- burg Freiberg Elster bD t-t a> | q C3 •< Rebefcld Georgen grün Reitzen hain Ober wiesenthal Höhe in m: 99 119 120 134 185 191 218 221 252 280 311 359 359 367 376 388 407 500 607 689 718 778 927 1864 19.4 19.2 18.2 38.7 24.7 17.0 21.1 31.8 21.4 17.6 31.2 22.0 23.7 23.1 27.1 23.9 34.1 23.6 32.8 1865 25.5 20.7 40.6 23.9 70.1 25.5 29.3 24.7 42.0 19.7 29.8 44.1 51.1 54.6 16.7 32.8 69.6 79.9 32.8 1866 29.5 47.5 40.8 23.3 33.0 25.5 33.6 31.2 30.3 53.0 49.S 36.6 54.6 50.3 14.3 24.4 79.9 36.3 48.4 35.5 1867 36.8 22.0 21.7 17.6 31.4 32.0 29.0 18.9 20.7 35.2 15.1 49.0 24.4 18.4 35.7 29 5 38.2 31.4 25.8 32.8 1868 35.2 40.9 34.9 38.4 32.0 24.9 23.9 44.9 25.8 30.9 28.7 50.3 34.1 33.0 27.1 39.0 62.8 49.8 30.6 1869 26.6 29.3 16.2 17.3 30.3 36.3 26.6 27.1 26.0 25.2 41.4 22.2 21.7 22.5 26.3 24.9 37.6 37.0 31.0 32.0 1870 16.5 21.7 32.8 21.1 29.5 37.9 30.9 32.0 37.1 53.6 24.7 39.5 24.7 29.8 30.3 37.6 22.8 29.0 35.2 35.5 27.4 1871 38.4 55.2 30.6 56.4 20.2 21.7 26.0 19.2 47.0 29.0 24.8 24.0 35.6 27.8 23.4 22.2 44.8 55.4 45.2 38.1 43.7 44.7 1872 30.0 36.4 30.7 24.6 23.9 19.9 32.2 27.2 45.0 21.9 28.7 28.2 20.1 41.5 50.0 43.4 23.4 43.5 43.2 31.9 31.2 34.7 1873 37.1 43.1 18.3 31.9 40.2 47.6 54.1 20.6 45.7 42.3 38.2 28.5 69.4 21.1 25.6 28.4 43.0 24.5 23.8 32.8 47.8 39.1 1874 22.5 20.1 75.0 18.7 23.4 16.2 51.7 25.7 19.5 34.5 38.0 29.2 32.4 48.2 39.0 20.9 31.0 46.5 50.1 33.7 29.6 70.0 1875 34.3 28.0 32.2 48.5 62.1 34.8 63.1 38.3 36.9 41.3 29.6 39.6 29.9 44.1 45.0 32.1 33.4 28.6 34.1 49.7 31.5 34.3 1876 20.0 24.0 62.2 30.6 21.1 20.6 40.1 61.9 26.9 54.4 40.7 29.9 38.2 29.9 29.3 40.9 30.4 40.1 20.0 27.9 36.4 17.9 32.9 1877 27.8 44.6 57.7 33.8 36.7 40.0 27.1 35.6 24.7 35.4 43.9 30.9 39.5 34.0 27.5 23.2 26.7 65.6 43.6 32.5 51.0 27.7 45.4 1878 35.0 24.2 13.7 28.4 20.7 20.3 32.9 24.0 76.0 28.8 38.1 26.5 24.3 24.2 28.9 19.9 19.6 23.2 30.1 34.1 42.9 31.9 32.1 1879 27.5 36.1 33.5 24.1 31.8 55.3 30.0 50.1 35.9 29.3 45.7 55.8 36.6 26.6 49.9 44.6 37.3 24.4 45.1 53.5 62.8 59.9 49.7 1880 27.5 55.9 29.6 51.9 48.1 40.2 34.3 34.0 75.5 52.5 44.1 44.9 54.9 29.2 48.8 34.3 43.5 25.1 23.6 OD.D 55.7 36.4] 44.4 1881 37.8 42.4 31.4 29.9 18.0 22.0 31.3 78.7 48.8 46.7 34.4 40.0 40.9 32.8 36.3 56.7 37.5 43.9 38.0 49.8 38.9 49.0 52.3 1882 43.5 73.5 39.0 44.8 57.6 49.0 51.1 53.7 40.5 48.0 49.3 42.6 46.3 31.8 42.1 44.6 46.7 38.8 30.0 45.6 71.6 41.1 51.1 1883 42.7 28.1 35.8 23.3 27.5 26.6 46.1 31.0 47.4 34.6 32.4 43.5 24.2 31.9 33.6 31.8 35.0 26.3 37.2 26.6 27.8 35.8 46.5 1884 24.9 36.5 42.2 32.2 86.4 69.6 26.8 26.6 35.9 78.0 31.2 66.2 23.4 35.0 96.2 65.7 35.2 31.3 87.5 83.4 62.0 63.3 1885 23.5 32.3 30.3 41.3 31.0 30.2 29.7 35.8 48.4 47.0 28.2 24.5 40.2 40.2 45.0 29.5 42.0 23.2 21.8 65.8 50.3 27.6 26.0 1886 56.1 62.6 102.3 61.2 47.9 75.1 63.6 93.5 44.2 58.6 63.0 90.2 99.7 27.8 88.4 76.5 87.0 37.2 29.5 72.9 96.8 89.2 61.3 1887 27.1 35.5 29.5 26.6 32.8 26.4 37.1 40.3 70.2 20.2 20.2 33.7 27.2 35.9 33.8 29.2 34.4 32.5 19.4 33.0 40.6 48.0 44.4 Mittler© Grösse der 31.1 36.7 37.5 32.9 36.7 (36.3) 35.4 (40.5) 40.0 37.1 36.1 37.5 (44.8) 31.0 39.3 39.6 37.4 31.5 32.8 (45.3) (49.0) 41.8 41.5 niederschläge Mittlere Ver änderlichkeit ± 7.3 ±11.4 ± 13.3 ± 9.9 ±12.9 (±13.9) ±10.4 (±15.0) 4-12 3 — ± 9.9 ±10.3 ±10.0 ± 7.0j± 10.0 ±13.7 ±11.2 ± 8.7 ± 7.5 (±13.9)|(±14.9) ±13.2 ± 9.8 An diese Tabelle lassen sich interessante Allgemeinbetrachtungen knüpfen, deren Endergebnisse ich hier kurz wiedergeben will. 1. Das Gesetz der Zunahme der Niederschläge mit der Höhe, wie es in den Jahresdurchschnitten zum schar fen Ausdruck kommt, gilt nicht mehr oder nur in stark modifizirter Form für die Verhältnisse der Maxi malniederschläge. Es scheint auf diese die individuelle Lage der Station von ausschlag gebender Wichtigkeit zu sein; so kommt es, dass z. B. der mittlere Betrag der höchsten Niederschläge in Annaherg nur 32.8 mm beträgt, während das nahe Reitzenhain während derselben Jahre 41.8 mm als Mittel berechnen konnte. 2. In grossen Zügen scheint ein Wachsen der Maximal beträge beim Fortgang von westlichen nach östlichen Stationen zu bestehen.