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25 . — Jahr | Datum | Betrag des stärksten Niederschlags. Characterisirung der zu Grunde liegenden Luftdruckvertheilung. 1883 14. Juli 47.4 mm Vom 13. zum 14. Juli hat ein flaches Aspira tionscentrum, gefolgt von einem Maximalge biete des Druckes, seinen Weg quer durch die Lausitz und jedenfalls in der Richtung von Süd nach Nord genommen. 1884 11. Juli 26.0 mm Ein Minimum, das sich im Alpen vorlande ge bildet hat, schlägt seinen Weg nordwärts ein; vom 10. Juli Abends bis 11. Juli früh geht dasselbe in einer fast genau von Süd nach Nord gerichteten Bewegung durch die Lausitzer Berge. 1885 1. Juli 48.4 mm Am 30. Juni ist nach den Morgennachrichten ein grosses, cyclonales Windsystem über Oester reich sichtbar, dasselbe barg jedenfalls meh rere locale Centren in sich, von denen eines unter Gewittern während der Nacht durch die Lausitz und herüber an das Biesengebirge gegangen sein muss. Die Windverhältnisse von Breslau und Krakau am Morgen des 1. Juli weisen deutlich auf diese Lage hin. 1886 10. Juli 44.2 mm Eine Depression wird am 7. Juli Abends am Südabhange der Pyrenäen sichtbar und wan dert in nordöstlicher Richtung quer durch Eu ropa. Die Karten vom Mittag und Abend des 9. Juli zeigen ganz deutlich den Durchmarsch dieses Wirbels durch die Lausitzer Berge. 1887 18. Mai 70.2 mm Die bedingenden Ursachen dieses Niederschlages sind im ersten und zweiten Theile der Arbeit ausführlich behandelt, sie sind in einem flachen Luftwirbel zu sehen, der in der Richtung von Süd nach Nord gehend, durch die Lausitzer Berge die eigenthümlichsten Modificationen seiner Bahn erfuhr und eine dementsprechende Regenvertheilung über diesem Gebiete hervorrief. Es wäre offenbar verfrüht, aus dieser Zusammenstellung Schlüsse über die Ursachen der stärksten Niederschläge in der Lausitz ziehen zu wollen, immerhin ergiebt dieselbe aber einige interessante Aufschlüsse über die Druck vertheilungstypen, welche die hervorragendsten Kegenfälle hier verursachen. Es sind nicht jene grossen, ozeanischen Wirbel, welche bei ihrer west-östlichen Bewegung die feuchten Nordwestwinde über das Binnenland ziehen und hier nothwendig zu verbreiteten Niederschlägen führen, die sich in Folge des ihnen entgegenstehenden, sächsischen Gebirgsstockes mit zunehmender Höhe der ein zelnen Stationen nothwendig vermehren müssen; sondern es sind jene localen, jedenfalls durch die Verschiedenheit in der Insolationsstärke über nahen Gebieten erzeugten Aspirationscentren, deren Wolkenmassen durch die Lausitzer Berg ketten getrieben werden müssen, wo sie durch Stauungs- und Expansionsvor gänge hier ganz besonders ergiebigen Regen herabschicken. Ausserdem scheint noch aus dieser Zusammenstellung hervorzugehen, dass diese localen Wirbel vorwiegend in der Richtung von Süd nach Nord über die Bergmassen fort geführt werden müssen, wenn sie besonders starke Regenfalle erzeugen sollen. Jene Luftdruckminima, die sich vorwiegend in den Frühjahrs- und Hochsommer monaten von einem nordwestlichen Hauptcentrum abzweigen, über Dänemark, die Ostsee herab nach Polen wandern und besonders über Sachsen hervorragende Perioden regnerischen Wetters bringen, haben, trotzdem sich dabei die nord westlich ziehenden Wolkenmassen ganz besonders an dem Lausitzer Gebirge stauen müssten, nicht jene verheerenden Niederschläge im Gefolge, wie die aus dem böhmischen Thalkessel herüberwandernden Luftwirbel. Die weitere Frage, ob die topographischen Verhältnisse der Lausitz nach den darüber bekannten Gesetzen vermehrend auf die gesammten dort fallenden Niederschläge zn wirken vermögen, würde nur auf Grund einer auf langjährigen Beobachtungen ruhenden Bearbeitung der Niederschlagsver hältnisse dieses und der angrenzenden Gebiete zu lösen sein. Die Stationen aber, welche in Sachsen seit 1864 Regenaufzeichnungen machen, sind gerade über der Lausitz wenig dicht vertheilt, so dass ein einigermassen sicheres Ergebniss gegenwärtig hierüber wohl noch nicht aufgestellt werden kann. Das 21jährige Beobachtungsmaterial dieses älteren Regennetzes habe ich bereits bearbeitet*). Die Stationen, welche zu Grunde lagen, variirten mit ihrer Höhenlage zwischen 99 m (Gohrisch) und 927 m (Oberwiesenthal), hatten also einen Höhenunterschied, der im Maximum 828 m betrug. Wenn man nun die Annahme macht, dass auf die Verschiedenheit der Regenmengen an den Stationen allein die jeweilige Höhenlage derselben bestim mend wirkt, so würde jede Regensumme s einer Station sich darstellen lassen in der Form s = so -)- X h wo so eine Constante ist, die die Regensumme im Meeresnivoau (Höhe 0 m) darstellt, während a ein Zahlenfactor ist, welcher die Zunahme des Nieder schlags bei einer Erhebung um die Maasseinheit darstellt. Zur Berechnung dieser Grössen so und X. aus den Regenbeobachtungen Sachsens würde sich das Material von 25 Stationen eignen, das sich durchschnittlich auf eine Beobachtungsdauer von 20 Jahren erstreckt. Die Rechnung nach der Methode der kleinsten Quadrate ergiebt hieraus für die Constanten und deren mittlere Fehler so = (494.2 + 28.52) mm A = (0.5281 + 0.0675) mm für 1 Meter Erhebung. Die Gewichte der einzelnen Beobachtungen waren dabei gleichgross angenommen worden. Der mittlere Fehler einer Beobachtung stellt sich auf + 74.4 mm. Mit Hilfe der Gleichung s = 494.2 + 0.5281 h wird man also für die einzelnen Höhenlagen h Sachsens gleichsam eine theore tische Regenvertheilung s construiren können, für welche der Einfluss der Höhenlage, wie er im sächsischen Gesammtnetz wirksam ist, ausschliesslich massgebend ist. Ein Vergleich dieser berechneten Niederschlagshöhe einer Station mit der beobachteten gestattet alsdann ein Urtheil, ob die jeweiligen Höhenverhältnisse der betreffenden Gegend die normalen Regenverhältnisse modifiziren oder nicht. In der folgenden Tabelle wird dieser Gegenstand zahlenmässig zum Ausdruck kommen: Vergdelchstabelle der berechneten mit den beobachteten Xiederschlagshölien an den sächsischen Stationen. Höhe der Station in m über d. Ostsee Zahl der Beob achtungs jahre Jährliche Nieder schlagshöhe Ab weichung beob.— berechn. beob achtet berech net 1. Gohrisch 99 21 506 mm 547 mm - 41 mm 2. Leipzig 119 23 7„ 593 „ 557 „ r 36 3. Dresden math. Salon 120 57 582 „ 558 „ - 24 99 4. Dresden math. Salon 120 21 558 „ b 15 n 5. Dresden-Neustadt . . . 128 21 560 „ 562 „ b 4 n 6. Zwenkau 134 2i y» 550 „ 565 „ - 15 n 7. Hubertusburg .... 185 22 y s 606 „ 592 „ + 14 >> 8. Döbeln 191 15 7l2 597 „ 595 „ + 2 9. Bautzen 218 21 y„ 589 ., 609 „ - 20 91 10. Tharand 221 15 '/„ 679 .. 611 .. 4- 68 11. Zittau 252 21 7.2 601 „ 627 „ - 26 99 12. Zwickau 280 21 7.2 633 ., 642 ., - 9 9 9 13. Chemnitz 311 21 7,2 720 ,. 658 ., - 68 99 14. Königstein 359 207 707 684 „ - 23 99 15. Plauen 307 20 7„ 517 ., 689 „ -172 99 16. Hinterhermsdorf . . . 370 21 7.2 889 693 „ -fl96 99 17. Grüllenburg 388 22 7, 671 „ 699 ., - 28 99 18. Freiberg 407 55 7» 650 ., 709 „ - 59 91 19. Freiberg 407 21 7.2 649 .. 709 „ - 60 91 20. Elster 500 21 7,2 650 ., 758 „ -108 91 21. Annaberg 607 20”/,, 756 ., 815 - 59 99 22. Rehefeld 089 21 958 „ 858 ., -100 99 23. Georgengrün .... 718 21 7» 981 „ 873 „ -108 99 24. Reitzenhain 778 22 7s 835 „ 905 ., - 70 99 25. Oberwiesenthal .... 927 21 7,2 995 „ 984 „ + 11 99 *) cf. Jahrbuch des Königl. sächs. meteorologischen Institutes 1885. Die Niederschlagsverhältnisse des Königreichs Sachsen. Vom Verfasser.