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13656 BvrjenblaU f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 275, 26. November 1908. ausgeteilt an^die Freunde . . .HDie 40 Bände der Sedez-Ausgabe in einer Reihe vor mir aufgestellt zu sehen, machte mir ein dank bar anerkennendes Vergnügen. Ich hatte das zu erleben nicht gehofft.» . Es handelt sich hier um die »Ausgabe letzter Hand», die feit 1827 erschienen war und nun durch die Bände 36 bis 40 abgeschlossen worden war. Die Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens von Johann Peter Eckermann erleben jetzt ihre achte Originalauflage. Diese ist nach dem ersten Druck und dem Originalmanuskript des dritten Teils mit einem Nachwort und Register herausgegeben von De H. H. Houben. (Mit 28 Jllustrationstafeln, darunter 3 Dreifarbendrucke, und 1 Faksimile. Leipzig 1908, F. A. Brockhaus.) Diese Ausgabe ist für uns besonders bemerkenswert wegen des umfangreichen Nachwortes, das uns ein gehend Auskunft gibt über die Beziehungen Eckermanns zu Brock haus und anderen Verlegern. Goethe hatte Eckermann zu sich kommen lassen, als er die große Ausgabe seiner Werke vorbereitete. Eckermann half ihm aber nicht bloß, die Manuskripte zum Druck vorzubereiten und Material zusammenzusuchen, sondern er wirkte auch fördernd und anregend auf ihn ein. . .^1823 hatte Eckermann an Goethe Manuskript gesandt: Beiträge zur Poesie mit besonderer Hinweisung auf Goethe. Dieses Werk fand den Beifall Goethes, der es mit empfehlenden Worten an I. G. C o t t a in Stuttgart sandte. Wie des Dichters Sohn, August von Goethe, am 10. Juli 1823 Eckermann mitteilen konnte, hatte Cotta das Werk sofort zum Verlage angenommen und deshalb an Frommann in Jena zum Druck abgehen lassen; er hatte dabei ge beten, das Honorar »nach dem wirklich unbedeutenden Absatz in Deutschland billig bestimmen» zu wollen. Als nun Eckermann zu Goethe nach Weimar kam, begann er als bald die Gespräche mit dem Dichterfürsten aufzuzeichnen. Goethe wußte davon, und er las auch einen Teil davon durch. Eine Ver öffentlichung war wohl schon damals erwogen worden, doch unter blieb sie noch zunächst. Am 6. Juni 1824 schrieb Eckermann: »Goethe, dem ich vor einigen Tagen die ersten Gespräche zeigte, ist sehr erbaut davon und findet die Arbeit vortrefflich. Ich werde damit sicher ein großes Glück machen und nicht allein in Deutschland, sondern auch EDie Beziehungen Eckermanns zu Brockhaus datierten übrigens schon von 1821. Er hatte als Student der Rechte eine Sammlung seiner Gedichte auf eigene Kosten drucken lassen und damit einen für seine bescheidene Lage erfreulichen Erfolg gehabt. Um das Bänd chen über den Kreis seiner Bekannten und Freunde, wo es seinen Ab satz gefunden hatte, hinaus an ein größeres Publikum zu bringen, Absatz von den Gedichten versprach. : .^-Elf Jahre später trat dann einer der Besitzer des Brockhausschen Verlages zuerst persönlich mit Eckermann in Verbindung. Auf die Nachricht von der geplanten Ausgabe des Goetheschen Nachlasses, an dessen Redaktion Eckermann nach dem Testament des Dichters beteiligt war, reiste Heinrich Brockhaus nach Weimar, um, wenn möglich, den Verlag dieses Werkes an sich zu bringen. Eckermann versprach ihm dabei seine Unterstützung, doch wurde aus dieser Ver lagsübernahme nichts. Zwischen Verleger und Autor war aber damit eine persönliche Anknüpfung gegeben, die sich für die Folge fruchtbar erwies, da die beiden Männer Gefallen aneinander gefunden hatten. Und so war es Brockhaus, dem Eckermann in Erinnerung an jene erste Begegnung, bei der sein Plan schon gemeinsam überlegt worden war, am 5. Dezember 1835 zuerst den Verlag der Gespräche anbot. »Verschiedene ansehnliche Buchhandlungen haben sich be reits im stillen um das Manuskript beworben, ich würde aber bei der großen Solidität Ihres Namens Ihnen vor manchem andern den Vorzug geben.» So erklärt er in seinem Briefe und er erbat sich »mit umgehender Post» eine Antwort; das Manuskript stände sofort zur Verfügung. Den Inhalt des Werkes und die Grundlagen eines Verlags- *) Der Wortlaut des Briefes Seite 628 f. Vertrages hatte Eckermann in einem besonderem »Plan» ausgearbeitet, den er seinem Schreiben an Brockhaus beilegte*). Eckermann erwies sich darin als ein kluger Geschäftsmann. Er hob den großen Wert der Gespräche hervor, die gewissermaßen eine Ergänzung von Goethes Werken seien. Dann wies er auch auf das Interesse hin, das man in England und Frankreich dem Werk entgegenbrachte. Schon 1826 hatte Murray in London sich bereit erklärt, eine Übersetzung in Ver lag zu nehmen, und später ließ auch eine Pariser Buchhandlung zu gleichem Zwecke bei ihm anfragen. Eckermann glaubte, daß Thomas Carlyle in London und Ampere in Paris sicher bereit sein würden, die Gespräche zu übersetzen oder wenigstens die Übersetzung zu fördern. Dabei schlug er vor, die Aushängebogen den Übersetzern zuzusenden, so daß die Übersetzungen ungefähr gleichzeitig mit dem Original er scheinen könnten. Dann heißt es: »Den hieraus zu hoffenden Gewinn würde ich mit meinem deutschen Verleger teilen. Die Aushänge bogen von Goethes Briefwechsel mit einem Kinde, welches Werk für die Engländer nur von geringem Interesse sein konnte, waren den noch einem englischen Buchhändler für 100 Pfund Sterling verkauft, wiewohl die Sache nicht zur Ausführung kam, weil deutscherseits die Bedingungen nicht erfüllt worden». Eckermann schlug vor, von der ersten Auflage nur 3000 Exemplare zu drucken, damit er bei einer zweiten Auflage den Text noch ver bessern und vervollständigen könnte. Außerdem wollte er nach Ab satz der ersten Auflage wieder frei über das Werk verfügen können, so daß es ihm freistände, die neue Auflage demselben Verleger wieder zu überlassen oder sie einem andern zu übergebeu. Am 8. Dezember 1835 übersandte Eckermann das Manuskript des ersten Teils an Brockhaus. Als Honorar verlangte er 3000 Taler. Man einigte sich dahin, daß Eckermann ein einmaliges Honorar von 1000 Talern erhielt und außerdem von jedem verkauften Exemplar 1 Taler 8 Groschen erhalten sollte. Er überließ dem Verleger das Recht, von dem Buche 3000 Exemplare zu drucken. Die Ausgabe des ganzen Werkes (d. h. des ersten und des zweiten Teils) erfolgte zur Ostermesse 1836. Um das Buch Eckermanns auch äußerlich als einen Nachtrag zu Goethes Werken zu bezeichnen, war das Format der 1827 begonnenen Oktavausgabe letzter Hand der Goetheschen Schriften gewählt worden.**) Brockhaus hatte die etwas zu hochgespannten Erwartungen Eckermanns nicht geteilt. Er konnte sich dabei auf den geringen Er folg berufen, den der kürzlich erschienene »Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796—1832» (herausgegeben von Riemer, 1833/34) gehabt hatte. Seine Voraussage traf auch völlig zu, denn der Erfolg des Buches stand in keinem Verhältnis zu seinem Wert, und die ausländischen Verleger beeilten sich schon gar nicht, Übersetzungen davon zu veranstalten. Die öffentliche Meinung war zu sehr durch die Streitigkeiten des jungen Deutschlands in Anspruch genommen, als daß sie sich mit diesem Buche gebührend hätte be schäftigen können. Die Kritik erkannte jedoch die Bedeutung des Werkes rückhaltlos an. Der vorsichtige Verleger hatte vorläufig nur 1500 Exemplare gedruckt. Im Oktober 1836 waren 1400 Exemplare verkauft, und nun ließ Brockhaus die zweiten 1500 Exemplare drucken und zwar mit der Aufschrift »Zweite Auflage», zu der Eckermann seine Zustimmung gab. Dieser Auflage wurde ein Register neu beigefügt. 1837 ver handelte Eckermann mit Brockhaus wegen der Herausgabe eines dritten Teiles; allein er war noch auf Jahre hinaus durch den Nach laß Goethes in Anspruch genommen. Erst 1841 gestand Eckermann, daß seine Aufzeichnungen für einen dritten Teil nicht hinreichten. Er wollte noch das Manuskript Svrets dafür verwenden, und er ver langte als Honorar für diesen Teil 3—4000 Taler. Brockhaus sagte ihm aber lediglich dieselben Bedingungen wie für die beiden ersten Teile zu, da er wohl mit Recht vermutete, daß der dritte Teil nicht wertvoller sein werde als die beiden ersten. Bald darauf wurde Eckermann mißtrauisch gegen Brockhaus, von dem er sich übervorteilt glaubte. Der Verleger hatte ihm nämlich keine Mitteilung davon gemacht, daß er anfänglich nur 1500 Exemplare gedruckt hatte, weil er ihn nicht kränken wollte. Als er nun die zweiten 1500 Exemplare drucken ließ, mußte der Satz neu hergestellt werden, jedoch erhielt der Verfasser keine Korrektur. In diese zweite Auflage schlichen sich aber Druckfehler ein, und als Eckermann später dies *) Dieser Plan ist abgedruckt Seite 630 f. **) Diesem Vorgang folgend ist auch der endgültige Neudruck der Gespräche im Format der Weimarer Sophienausgabe der Goethe schen Werke gedruckt worden.