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No. 18. Kränzelstraße 23. Firmenmarke in der beliebten Form der arabischen Vier mit dem in den senkrechten Strich eingeschlungenen Buch staben 0. No. 19. Dieselbe Marke, wie die vorige, nur stehend auf einem 11 und verziert mit einer Krone findet sich an der Heidloff'schen Gruft No. 12 des alten Kirchhofs. In Zittau haben wiederholte Feuersbrünste und zuletzt das Bom bardement von 1757 fast alle älteren Häuser und mit ihnen die daran befind lichen Hausmarken vernichtet. In neuerer Zeit sind durch Aufbau der zahl reichen, seit 1757 mitten in den Häuserreihen gelegenen „Brandstellen" auch die etwa noch stehen gebliebenen Thürportale der früheren Häuser beseitigt worden. No. 20. Bei sorgfältigem Absuchen aller Häuser der inneren Stadt fanden wir Badergasse 15 (Eckhaus uach dem Markt) eine Hausmarke reinster und ältester Gestalt. Sie befindet sich über dem wohlerhaltenen, bei dein Bombardement von 1757 stehen gebliebenen Renaissanceportale, welches erst 1862 von der Marktseite, wo früher der Eingang in das Haus sich befand, in die Badergasse verlegt worden ist. Die Marke ist eingeschlossen in einen Schild und begleitet von den Buchstaben II U. Dieselbe,: beziehen sich auf David Rodochs, der das Haus 1586 erneuerte. Dieser „Bierhof" war schon 1502 von seinem Großvater, Georg R., einem Tuchmacher, der iu demselben Jahre auch als „Rathsfreund" in den Rath gekommen war. er worben worden Dessen Sohn Johannes R., geb. 1497, gest. 1566, war 1517 in Leipzig daeealuuröu« pbilo8c»plüa8 und Anfangs „Cleriker" ge worden, infolge der Reformation aber in den weltlichen Stand übergetreten. Nachdem er längere Zeit Collaborator an der lateinischen Stadtschule gewesen war, kam er 1545 als „Fischherr" in den Rath. Als 1543 die letzten Fran- ziskanermönche zu Zittau ihren Besitz dem Rathe Übergaben, stellte er die betreffende Urkunde aus und unterzeichnete sich dabei als „UraKmmm ckioeksis elsricum, 86ptmu artium liberulium baoeulaurcms, publicum 8aeri8 upcmtolmu, cck impcwiuli uuto, itutibu8 uoturins". Da er seines Vaters Bierhof geerbt hatte, so führte er dessen Hausmarke auch in seinem „gewöhnlichen Notariats- Signet", das er der Urkunde beifügte *), und da er seit 1560 auch „Ober kirchvater" geworden war, wurde auf der großen, 1565 gegossenen Glocke der Klosterkirche neben seinem Namen dieselbe Hausmarke, als sein „Zeichen" be gleitet von den Buchstaben I U, gesetzt?) Sein Sohn war der obengenannte David R., geb. 1532, gest. 1603, der, seit 1568 Rathsherr, 1585 Bürger meister war und 1586, wie schon erwähnt, sein Haus erneuerte und an dem selben die alte Hausmarke wieder anbrachte, die sich bis jetzt daran erhalten hat. Es scheint, daß die Familie damals noch nicht das auf Leichensteiuen aus späterer Zeit vorkommende Wappen besaß, nämlich einen in weißem Felde aus schwarzen Mauerzinnen hervorwachsenden rothen Ochsen mit schwarzen 1) C arpzov, ^.naleotu I. 91. Anstatt der Buchstaben 8 R ist hier wohl zu lesen I R. Auch der eine Querstrich scheint in der Carpzoo'jchen Abbildung nicht auf der richtigen Seite des Hauptstriches zu stehen. 2) Carpzov, ^us.1. I. 89.