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ganz guter Anfang, auf den sich in unseren Tagen, wo Gott Lob! der Staat selbst als mächtiger Streitgenosse für Volksbildung und Volks wohlfahrt eintritt, die schönsten Hoffnnngen bauen lassen; denn so viel erhellt wohl aus der vorstehenden Skizze, daß nicht nur die Buchhändler und Schriftsteller, sondern auch die Civilisation und die Wissenschaft in Zukunft bessere Geschäfte machen werden, wenn der „Pegel am Unterthor" der Leipziger Buchhändler-Schlenße den doppelt oder dreifach höheren Stand zeigt als heute. München. Or. Georg Hirth. Miscellen. Eine Berliner Privaldepesche des Rheinischen Kurier meldet: „Das Ministerium hat sich entschlossen, die Zeitungsstempel steuer vom 1. Januar 1873 an fallen zu lassen. Der Finanz minister hat darüber bereits vor einigen Tagen in einer Commissions sitzung des Abgeordnetenhauses feste Zusag« gegeben." Eine Stimme aus Süddeutschland. — ... Ich habe mich s. Zt. beim Lesen des Artikels „Saling's Börsenpapiere" höchlichst ergötzt und bedaure alle diejenigen Leser, welche den harm losen Scherz nicht verstehen können. Sollten nicht auch unsereBörsen- vorstLnde selbst einiges Wohlgefallen an der Sache gefunden haben? Die Würde des Amtes wird doch den Herren nicht den Humor voll ständig aus dem Gemüth getrieben haben! Wenn der Verstand, den Gott der Herr mit dem Amte, wie es im Sprichwort heißt, verleiht, so schlimmer Art ist, dann muß ja jeder Christenmensch die achte Bitte zum Himmel schicken: „Bewahre mich vor einem Amte!" — Wenn ich den Artikel mit größter Peinlichkeit durchnehme, kann ich nur ein einziges Wort entdecken, welches ich an Ihrer Stelle mög licherweise (aber auch nur möglicherweise, gewiß sage ich's nicht) beanstandet rcsp. gemildert haben würde: ich hätte den im Artikel redend eingeführten Redacteur vielleicht statt „dumm" lieber „un klug" sagen lassen. Immerhin aber muß man dazu lächeln, wenn Herr Weidling sich das an dieser Stelle ganz harmlose Wörtchen „dumm" so zu Herzen nimmt, daß er Sie darum beim Vorstand verklagt. Ucber die Folge, welche der Vorstand der Klage gegeben hat, bin ich ganz derselben Ansicht wie Hofrath Petzholdt und unter schreibe seine Aeußerungen mit vollster Ueberzeugung. . . . Zur Abwehr. —Es sei mir gestattet, zu der Kritik, welche die in Nr. 59 d. Bl. veröffentlichte Rüge des Börsenvorstandes gegen den Redacteur des Börsenblattes von verschiedenen Seiten erfahren hat, Folgendes zu bemerken: 1) DieBeschwerde des Herrn Weidling war nicht gegen dieAufnahme deshumo - ^ ristischen Artikels in Nr. 49, sondern gegen die in demsel ben enthaltenen die Firma des Hrn. Weidling belei digenden Ausdrücke gerichtet und ebenso hat der Vorstand nicht die Aufnahme des gedachten Artikels, sondern lediglich die Zu lassung der kränkenden Ausdrücke gemißbilligt. 2) Herr- Weidling war zu der Beschwerde gegen den Redacteur bei dem Vor- j stände berechtigt; oberbessergcthanhätte, wie^. v.8. meint, beidem § zuständigen Gerichte klagbar zu werden, oder dieihm gewordene Krän kung nach dem Grundsätze des großenFritz zubehandeln— es ist eben nicht Jedermann ein Friedrich der Große! — hatte der Vorstand nicht zu untersuchen; derselbe war vielmehr verpflichtet, die Beschwerde eines Mitgliedes des Börsenvereins über einen Beamten des Vereins zu prüfen. 3) Bei solcher Prüfung konnte es sich allein um die Frage handeln: Darf der Redacteur des dem Börsenverein gehörenden, zunächst für dessen Mitglieder bestimmten Blattes in einem humo ristisch gehaltenen, mit Witz geschriebenen heiteren Artikel Ausdrücke stehen lassen, welche von der Firma eines Mitgliedes des Börsenver eins sagen: „es ist von H. L Sp. ebenso dumm rc." und „er lügt wie H. Sp."? — Der Vorstand durfte diese an ihn ge brachte, nicht von ihm aufgeworfene Frage meines Erachtens nicht anders beantworten, als er sie beantwortet hat, und der Buchhandel kann sicher nicht wünschen, baß es jemals gestattet sei, daß dieFirma eines Mitgliedes des Börsenvcreins in dem Blatte des Vereins in einem humoristisch gehaltenen Artikel durch Ausdrücke wie die ge dachten eine öffentliche Kränkung erfahre, selbst wenn der Verfasser des Artikels nicht die Absicht solcher Kränkung gehabt hat. Julius Springer- Auf die im Börsenblatte Nr. 66 befindliche, die Hrn. Wim mer L von Stein betreffende Notiz, womit die Mittheilung ver bunden, daß ein 1l8 Pfund schwerer Ballen von mir auf dem Bahn hofe inDarmstadt lagere, und woran ferner dieBetrachtung geknüpft ist, daß dafür nur die eine Entschuldigung denkbar sei, daß genannte Herren Kaution gestellt haben, erwidere ich Folgendes: Das Collo enthält Probehefte und Prospekte der Zeitschrift „Omnibus", welche von der Expedition allerdings auch an Colportagchandlungen bercik- willig gratis geliefert werden. Dem Verfasser fraglichen Artikels scheint es unbekannt zu sein, daß ich eigenen Verlag nicht besitze, und was mein Baar-Sorlimcnt anlangt, so ist er der Erste, welcher mü den Vorwurf macht, gegen die Interessen des Sortimentshandcls an Jedermann zu liefern, oder gar zu den „bereitwilligst credi- tirenden Firmen" zu gehören. Leipzig, den 21. März 1672. F. Volckmar. Leinwand-Bilderbücher betreffend. — Gegenüber der von dem königl. Polizei-Präsidium in Berlin erlassenen War nung vor dem Gebrauch der mit blciweißhaltigem Ueberzug versehen sein sollenden Leinwand-Bilderbücher (Börsenbl. Nr. 58) sehe ich mich (insoweit sich dieselbe auf einen Theil der in meinem Verlag erscheinenden Leinwand-Bilderbücher beziehen sollte, da jedenfalls auch in andern: Verlag erschienene Exemplare der chemischen Unte - snchung unterzogen wurden) z» der Erklärung veranlaßt, daß ohne mein Wissen und Willen während einer längeren Krankheit von mir von Jemand bei einem Theil der Bilderbücher zur Her- ! stellung schönerer Weiße und des leichteren Glättcns wegen eine Klei nigkeit Krcmserweiß beigcmischt wurde. Ich ermittelte dies erst jetzt, durch die erwähnte Warnung aufmerksam gemacht. Die von mir selbst präparirte Leinwand ist dagegen »ach wie vor mit voll kommen unschädlichen Ingredienzen versetzt. Es ist wohl noch nickt bewiesen, wenigstens ist bis jetzt glücklicherweise »och kein Fall con- statirt, daß eine so geringe Beimischung von Kremserweiß, wie, ich wiederhole es ausdrücklich, ohne mein Wissen und Wollen bei einem Theil meiner Leinwand-Bilderbücher gebraucht wurde, selbst ftzr den unwahrscheinlichen Fall des Leckens durch die Kinder, eine der Gesundheit nachtheilige Wirkung Hervorbringen könnte. Dies ich um so weniger zu befürchten, als die Umschläge der Bilderbücher sämmtlich von mir selbst präparirt, also vollkommen unschädlich sind. Sicherlich aber kann durch den bloßen Gebrauch des Beschens und Blätterns eine schädliche Wirkung ans den menschlichen Organis mus nicht ausgeübt werden, wie dies bei Tapeten, Nouleaur, Kleider stoffen rc. der Fall ist, die oft sogar mit arscnikhaltigcn Farben her- gestellt sind. Daß während meiner Krankheit jene Unordnung bei einem Theil meiner Leinwand-Bilderbücher vorgefall cn, ist mir unend lich leid und habe ich unter Bciziehung einer der ersten chemischen Autoritäten Nürnbergs nunmehr gehörige Vorkehrung getroffen, Laß in Zukunft alle irgendwie schädlichen Ingredienzen vermieden wer den, so daß also von jetzt ab alle zur Versendung kommenden Erem- plare unbedenklich verkauft werden können. Nürnberg, den 20. März 1872. Robert Kocnecke