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2842 Nichtamtlicher Theil. .V 180, 6. August. selbst mit 2000 Thalern Actionär war und sich unter der Bedingung zur Uebernahme des Postens bereit erklärte, daß er völlige Macht erhalte, seinen Verpflichtungen nach bestem Ermessen Nachkommen zu dürfen, ohne Jemandem dafür Verantwortung schuldig zu sein. Außerdem verlangte Maudrh noch einen oder zwei Männer zum Beistand und behielt sich eventuellen Rücktritt voü der Stelle vor. Durch Marginalresolntion erklärte sich der Fürst bereit, zwei neue Administratoren zu ernennen — Hermann und Bsebrisch, die „gänzlich unthätig sind und sich um nichts bekümmern", sollten sns- pendirt werden, man hätte sie gern abgcsctzt gesehen, wenn man für den Fall eines üblen Ausgangs des ganzen Handels sich nicht an sie und ihr Vermögen zu halten gedacht — wenn sämmtliche Actionäre der Kasse diese Bitte an ihn richten wollten. Die auswärtigen Actionäre schlossen sich darauf dem Wunsch der Dessaucr an und es ward nun der fürstliche Rath Kuhn neben Maudry znm Administrator von Fürst Franz ernannt. Unter den auswärtigen Actionären befindet sich der H. S.Weimarische Hofrath C. M. Wieland und F. I. Bcrtuch, H. S. Weimarischcr Lcgations- rath, der nun seinen Merck gegenüber geäußerten Enthusiasmus bitter zu bereuen Anlaß hatte. Während der Hofrath Hermann in diesen Wochen sich durch den Tod einer jeden weiteren Verantwortung entzog, begannen die neuen Administratoren ihre Thätigkcit, die ja nicht daraus hinaus- licf, die Berlagskasse in neue Geschäfte zu verwickeln, sondern sich wohlweislich mit der Aufgabe begnügte, aus dem Schiffbruch zu retten, was noch gerettet werden konnte. Man schrieb also zunächst an alle Autoren und schlug ihnen vor, sie möchten entweder die vor- räthigcn Exemplare ihrer Werke gegen Erstattung dessen, was die Berlagskasse an sie noch zu fordern hätte, an sich nehmen, oder sie sollten der Berlagskasse überlassen, einen Käufer zu finden, wenn sie nicht vorzögen, selbst einen solchcnfür ihrWcrkherbeizuschaffen. Auch in diesen beiden letzten Fällen behielt sich die Kasse von der Kanf- summe abzuziehen vor, was ihr der Autor noch schuldete. Ferner stürzten Maudry und Kuhn die Handlungscasse und fanden in ihr 600 Thaler. Dann verkauften sie die Druckerei an den Buchdrucker Solbrig von Leipzig für 1000 Thaler, davon 500 Thaler sofort, 250 Thaler in künftiger Ostcrmessc bezahlt werden sollten. Der Rest ward dann in der Michaelismesse 1787 fällig.*) Aus den Beilagen der Bilanz ergibt sich zunächst, wie höchst schwächlich der Verkehr der Berlagskasse mit dem Buch handel gewesen ist. Unter den zahlreichen Namen derer, die Bücher zum Debit empfingen, finden sich ganz wenige, die der Verfasser als Buchhändlerfirmen damaliger Zeit zu erkennen vermochte. Da es solcher nur vier sind, mögen sie alle hier stehen: Müllerische Buch handlung in Leipzig, Haude und Spener in Berlin, Buchhandlung der Jnvalidenanstalt in Darmstadt, und Hoffmann's Wwe. u. Erben in Weimar. Sollten auch unter den andern Namen der Liste sich noch einige Buchhandlungen verstecken, so wird doch so viel ans dem Verzeichniß klar: der Verkehr zwischen Buchhandel und Verlags- kassc war völlig bedeutungslos. Denn die größeren Firmen: Weid- mann's Erben und Reich, Junius, Crusius, Nicolai und wie sie alle heißen, versagten ihren Beistand, traten den Dessauern sogar feind lich gegenüber, was blieb diesen also? Eine große Anzahl von klei nen Leuten, die Commissionär spielten und wenig verkauften. Die Administratoren setzten daher auch kluger Weise das Guthaben, das die Kasse an ihre Geschäftsfreunde zu fordern hatte (2168 Thlr. 11U Gr.) nur mit 1000 Thalern in deren Soll. Vcrmuthlich war aber auch dieser Ansatz noch zu hoch gegriffen.*) Immerhin ergab sich ans der Bilanz vom 1. November 1786, daß die sämmtlichen Gläubiger der Berlagskasse voraussichtlich befriedigt werden konnten. Man hoffte daher, daß die fünf Arrest- gläubiger und Professor Basedow ohne Rücksicht auf Priorität, sich zur Entgegennahme von Theilabzahlnngc» bereit erklärten unter der Bedingung der Rückzahlung, falls das Gericht einem der Gläu biger die Priorität zuerkenncn würde. Basedow aber lehnte diesen Vorschlag ab und beanspruchte die Auszahlung des beiliegenden Gel des für sich allein. Ja, er drängte sogar auf schleunigste Concurs- erklärung. Die Crcditoren setzten daraus dem Fürsten Franz auseinander, daß die Erklärung des Concurses Jedermann schädigen müsse, selbst den Professor Basedow. Sic baten daher, daß, um die Auflösung der Verlagskasse zum Nutzen aller Gläubiger sortsetzcn zu können, von jetzt an ans ein Jahr aller Prozeß wider die Verlagskasse sistirt werde. „Wenn je ein Fall eintrat, wo ein Landesherr aus landesherrlicher Macht und Gewalt dies thun kann und soll, so ist cs der gegenwärtige." So ward eine Waffenruhe auf ein Jahr geschlossen, nicht ohne daß Basedow hin und wider in seinem Sondcrinteresse eine Eingabe gemacht hätte. EndcNovembcr 1787 reichten die Administratoren derVerlags- kassc eine neue Bilanz ein, ans der sich ein Haben im Betrage von 9631 Thlrn. 3 Gr. und ein Soll von 8922 Thlrn. 10 Gr. ergab» Der muthmaßlichc Ueberschuß von 3886 Thlrn., dersich beider vorig jährigen Bilanz ergeben gehabt, minderte sich also hier ab auf die bescheidenere Summe von 708Thlrn. 17 Gr. Immerhin aber gebot man jetzt über nicht unbeträchtliche, jeder Zeit flüssig zu machende Mittel, und dachte daran, „ungeachtet die Verlagskasse einen Verlust von6496Thlrn. durch dieBnchhandlnng derGclehrten erlitten hat", die verschiedenen aufgenommenen Capitalien abzutragen, wenn den Administratoren nur noch kurze Frist bewilligt würde. Dieser Bitte um Fristerstreckung wurde willfahrt, man rückte den Abrechnungs termin aus Johanni 1788 hinaus. Die Handlnngsunkosten beliefen sich bis dahin auf ungefähr 250 Thlr., andrerseits aber waren vcrmuthlich zu diesem Zeitpunkte alle der Kasse noch gehö renden Werthe zu Geld gemacht. Mit den am 9. Februar 1788 vorräthigen 4169Thlrn. 7 Gr. begann dann die Bezahlung der Dessaucr Arrestgläubiger und Bascdow's, die später, wenn Geld in derCasse war, fortgesetzt wurde. Die Bilanz vom 1. November 1786 ist folgende: *) Nach den Acten waren die Localitäten zu dieser Druckerei im Jahr 1783 von Hermann aus 8 Jahre für den jährlichen Miethpreis von 60 Thlrn. gcmiethet worden. Sie umfaßten 3 Stuben, 4 Kammern, 1 Keller, 1 Holzstall nebst Brauhaus zur Niederlage, Wohnhaus- und Brauhausbodcn zum Trocknen. An vorräthigcr Kassa ,. vorräthigcmPap. „ vorräthigem Ma nuskript An Eigcnthums- büchcrn An Handlnngsmo- bilien An Buchdruckermo bilien An Activschulden, Oeditorss für Bücher An äutorss Vor schuß auf ihre Bücher An Lutorss für em pfangene Bücher Nach den Wahr- Haupt- schein!. büchern. Werth. 600>— Nr. Passiv-Schulden 1050 17501— Orackitores 1182. 21. 1. 50 ! Hiervon ab, so thcils garnichytheils nicht 7800 4500 — mit baarem Gelde zn bezahlen sind, 140 70^— 282. 21. 1. 900 — — Capitalien 7600 2240 — 10001- Zinsen der Capitalien und Actien bis 31. July 1785 833 14 6 2168 11 9 1000 — Handlungsunkosten binnen äa-to und ! einem Jahr ca. 600 — — 8558 9 — 4000!— kr. Ueberschuß, so! ! wahrscheinlich ver- 1867 4^ 4 900:— 1 bleibt 3886 9 6 Thlr. 13820!— Thlr. 13820 — !-