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11798 Börsenblatt s. k Dtjchn. Buchhandel. Gesuchte Bücher. — Fertige Bücher. 281. 3. Oktober 1912. Gesuchte Bücher ferner: 8p6)'or L l'otors in IZerlin 7: ^kriea. 1868. * Dürer, Lilün. 8. Vnter8. 8on6erür. 1896. *1001 I^aekt. (1n86l-V6rIs8) Fertige Bücher ferner» Nur hier angezeigt Soeben erschien das 4. Tausend! Hermann Löns Das zweite Gesicht Eine Liebesgeschichte Brosch, M 3.-, geb, M 4.20 Kölnische Zeitung: Ein ganz hervorragendes Buch ist dann die Liebesgeschichte. Obwohl das Buch in Norddeutschland, in der Gegend der Lüneburger Leide spielt, ist es von einer blühenden Sinnlichkeit durchglüht. Es kreuzt sich mit dieser Erotik aber noch der dem Verfasser sehr kostbare Raffengedanke; er betont mit Nachdruck das Germanentum seiner Leiden und gesellt sich zu jenen gerade in Niederdeutschland nicht seltenen Leuten, die es be dauern, daß durch das Christentum die deutsche Mythologie erdrückt worden sei. Lind endlich spielt noch die Eigenschaft des Verfassers als Weidmann eine charakteristische Nolle, die besonders in der ausgezeich neten Schilderung einer Lirschpirsche sich Lust macht. Was Löns bietet, ist prächtige, blutwarme Leimatkunst, die nicht zu verwechseln ist mit jenen sogenannten stillen Geschichten, in denen aus einem genialen Iüngel- chen erst ein Schulmeister und dann ein Dichter oder Musiker wird. g s 8 g g g l! Hannoversche Abendpost: Eine hohe Aufgabe stellt sich der Dichter; er wirft die Frage auf: Wie steht dieMannesseele zuderWeibesseele? Der Künstler, der schöpferische Mensch, der nach der Seele des Weibes sucht, der sie finden und ergründen will, kommt schließlich, als er.die Summe seines unruhvollen Lebens zieht, zu derresignierten Erkenntnis, daß der Mann, der nach der Seele des Wei bes sucht, nichts Dauerndes findet und am Ende doch allein ist. Der Lebensweg Lelmold Lagenrieders ist hart und steinig und sein Lebens schicksal von erschütternder Tragik; aber der Dichter Lermann Löns gibt ihm die Kraft und die Macht und die Stärke, dieses Leben auszuhalten. Es ist ein hohes Lied auf das lebendige Leben, das Löns uns singt, wahr haft erschütternd und erhebend zugleich. Wenn man auch manchen kecken Witz, manchen leicht geschürzten Vorgang, manche heikle Situation in dem Buche gern missen möchte, so bleibt es doch ein starkes, ein großes Buch. Neben dem Sprachreichtum leuchtet ein herrlicher Stimmungs- s reichtum von großer Schönheit aus dem Buche. ^ Propyläen: N Warum ich dieses merkwürdigeBuch trotz seiner sprühendenFormwidrig- S leiten liebe, rührt davon her, daß der Lermann Löns darin steckt, der den U Wehrwolf geschrieben hat, Löns der Jäger, der die Jagdsprache in tau- ir send Schimmern für die Literatur gemünzt hat, und der Löns der kost- » baren Volkslieder; alle drei haben mit ihrem Blute an ihm gearbeitet, 0 und wenn es auch die Liebesgeschichte eines Städters geworden ist, Natur- ° und Volkskraft blüht an allen Enden darin. Ludwig Finckh. U