Volltext Seite (XML)
.4L 154, 6. Juli 1918. Redaktioneller Teil. vörlknblaU s. d Ltlchir. vuchhüiidel. hat eine Vertretung, ein eigenes Haupt erhalten. Die Grün dung der Deutschen Buchhändlergilde hat eine lange Geschichte, voll von Hoffnungen, voll von Enttäuschungen. Ich wünsche der neuen Organisation, datz sie imstande sein möge, die Hoffnungen, die das Sortiment auf sie setzt, zu erfüllen, und daß weder die Gilde, noch ihre Mitglieder allzugroße Enttäuschungen erleben mögen. Am besten wird dies erreicht werden, wenn das Sortiment namentlich zu Anfang seine Erwartungen nicht allzu hoch spannt. Es wird nicht möglich sein, in Kürze alle Wünsche des Sortiments zu erfüllen, alle seine Beschwerden abzustellen, alle seine Schmerzen zu heilen. Dazu gehört ein« längere Zeit, dazu gehört ein Einarbeiten und nicht zum wenigsten eine eigene Tätigkeit der Mitglieder. Ich habe schon wiederholt betont, daß eine der wesentlichsten Aufgaben der neuen Organisation die wirtschaftliche Hebung des Standes sein mutz, seine Gewöhnung an Organisation im eigenen Betriebe, Einrichtung einer ordentlichen Buchführung, einer Statistik des Absatzes und was der Dinge mehr sind. Also Geduld und Sclbstmilarbeit der Mitglieder! Dann wird die Or ganisation, wenn auch nicht sofort, doch nach und nach die berechtigten Ansprüche der Mitglieder erfüllen können. Als Sitz der Deutschen Buchhändlergild« ist Berlin gewählt worden, der Sitz der Behörden, die Reichshauptstadt, obwohl mancher lieber «ine andere Stadl als Sitz gewünscht hätte. Ich bin der Meinung, daß die Wahl nicht nur keine schlechte gewesen ist, datz es vielmehr notwendig war, Berlin zum Sitz der Gilde zu be stimmen. Unser lieberFreund und Berliner Kollege G e o r g E g g e r s ist nunmehr auch unter die Schriftleiter gegangen. Eggers, der seit Kriegsbegiun als Hauptmann im Felde steht, hat die Herausgabe der Deutschen Kriegszeitung Barano witsch! über nommen, von der die Nummern 33 von 22. April bis Nr. 40 vom 17. Mai 1916*) mir vorliegen. Die Kriegszeitung ist, wie ich wahrheitsgemäß sagen kann, ganz ausgezeichnet zusammenge stellt und wird ihren Zweck, den Soldaten auf dem Laufenden der Kriegsereignisse zu erhalten und ihm außerdem fesselnden Lesestoff zuzuführen, sicher erreichen. Jede Nummer bringt eine Zusammenstellung des Wichtigsten der letzten Tage, bespricht mili tärische Jubiläen, bringt humoristische Erlebnisse, macht den Sol daten mit den Eigentümlichkeiten des Landes bekannt und bringt zum Schluß unter dem Titel »Heiteres« das, was man sonst als humoristische Ecke bezeichnet. Es ist also für jeden Geschmack gesorgt. In den letzten Nummern werden auch naturwissen schaftliche Dinge behandelt; genug, die Deutsche Kriegszeitung von Baranowitschi reiht sich den andern deutschen Kriegszeitun gen würdig an. Auch Abbildungen bringt sie, so von Heer führern, wie von polnischen Häusern u. a., so daß auch die Kunst nicht zu kurz kommt. Aus dem reichen Inhalt will ich nur einiges Wenige anführen: <Rr. 83.) Trina Websch' Ostcrtraam, eine scherzhafte Hlnbcn- lmrggcschichte. — Bel den Panjes, Ankunft in einem polnischen Torfe. — <Rr. 34.) Goltz Paschas Tod. — Gencralscldmarschall Gras Moltkcs LS. Jahrestag. — Die innere Lage Deutschlands, von Reichstagsaba. vr. Strcsemann. — Wie das 1. Bataillon 1080 Gefangene machte, eine heitere Geschichte aus dem Felde. — Hei teres aus dem Schützengraben »Wir nehmen Fliegerdeckung«, Ein schlagen der Bombe. — (Nr. 85.) Unsere Feinde ln Afrika. — Ein Ostcridyll, Vorstellung mit einem Bären. — Ein zeitgemäßes Kapitel aus Grimmelshausens SImplicissimus <Läuse>. — <Nr. 88.) Ter Dank der Heimat. — Schaffung von Kriegsheimstätten. — SoldatengeistI Auf dem Friedhof: Ostergedankcn. — Barano- ivitscher Tschara-Muscum: Freiluftanlage, zerbrochener Spaten, leere Flaschen, von der Nässe ausgcivcichtc Drucksachen, ein einsamer Fußlappen. — (Nr. 87.) Zum Geburtstage unseres Kronprinzen, von Div.-Psarrer Schmidt. — Das polnische Dorf mit Abbil dungen lSchluß in Nr. 38). — (Nr. 88.) Ein Herbarium aus der Feucrlinic. — Erlebnisse aus dem Felde oder »Der Herr Rechtsanwalt als Musketier«. — fRr. 39.) Tag- nnd Nacht- "> Inzwischen sind mir noch einige weitere Nummern zngcgangcn, deren Besprechung ich mir Vorbehalte. flöge im Weltkriege. — Mein Bursche: »Herr Leutnant, ich Hab' sie gleich nochmal warm gemacht« <im Hexenkessel bei Chalons). — Die erste deutsche Ariegszeltnng. — <Rr. 48.) Gefesselte Ballon- liebe. — Ein Gedicht: »Als aber zu russisch er guasselt«. — Keine Verschwendung bei Liebesgaben. — Flüssiges Brot. Die Bestrebungen zur Hebung des bargeldlosen Zah - lungsverkehrs, die schon vor längerer Zeit eingesetzt haben, werden jetzt von Reich und Staat eifrig gefördert. Man will mit möglichst wenig Bargeld auskommen, schon um das Papiergeld nicht unnütz vermehren zu müssen. So zahlen die Behörden die Rechnungen ihrer Lieferanten, die Bank-Konto oder Postscheck-Konto haben, durch Überweisung auf dies« Konten und regen überall zur Benutzung dieser Einrichtungen an. Ich habe schon mehrfach aus die Bequemlichkeit namentlich des Postscheckverkehrs hingewiesen, auch die Redaktion hat diese Anregungen wiederholt, zuletzt im Bbl. Nr. 130, und ich stehe nicht an, sie nachdrücklich zu unterstützen. Bei der Leichtigkeit der Einrichtung des Postscheck-Verkehrs, die heute nur eine Stammeinlag« von ^ 50.— verlangt, bei den billigen Sätzen, die für eine Überweisung von einem Konto auf das andere 3 ^ und für eine Zahlkarte 5 «f betragen, ist es in der Tat jedem Buch händler möglich, sich die Erleichterungen des Postfcheckverkehrs dienstbar zu machen. Di« geringen Kosten, die durch Zahlung mittels Zahlkarte entstehen, werden reichlich wettgemacht durch die größere Billigkeit der Zahlungen, die der Sortimenter selbst zu leisten hat. Während eine Postanweisung bis 5.—r'lü bis -kt 100.— : 20 «f Porto erfordert, .kostet, wie ich schon oben be merkte, eine Überweisung nur 3 »f, eine Zahlung durch Zahl karte oder Postscheck nur 5 -f. Postanweisungen können auf Postscheckkonto gutgeschrieben werden, wodurch die Abtragegebühren erspart werden, bei Postnachnahmen wird nur die Vorzeigungsgebühr von 10 »f berechnet, die Kosten für Übermittlung des Betrages <10, 20, 30 fallen fort. Es sei auch die Erfahrung, die ich selbst in meinem Betriebe gemacht habe, angeführt, daß die Beifügung einer ausgefüllten Zahlkarte in weitaus den meisten Fällen den Empfänger veranlasst, sehr bald, vielfach sofort, diese Zahl karte zur Begleichung zu benutzen, und zwar sind dies häufig Personen, die früher immer noch eine zweite Rechnung abge wartet haben. Also schließe sich keiner aus, weder Verleger noch Sortimenter! Leider weist bisher die Liste der Firmen, die Post scheck-Konto haben, noch manche Lücke auf, deren Schließung sehr erwünscht wäre. Das Steuerkomprom iß ist im Reichstag ange nommen und die Hoffnung auf eine Ablehnung oder Minde rung der Verkehrssteuern damit geschwunden, und auch der Buch- Handel wird sich damit abfinden müssen. Leider haben di« Be mühungen, die Vertretungen des Buchhandels, namentlich den Börsenverein und den Verleger-Verein, auf die Beine zu brin gen, keinen Erfolg gehabt, obwohl noch einmal in der Haupt versammlung des Deutschen Verleger-Vereins versucht worden ist, den Vorstand zu einem Vorgehen zu veranlassen. Augen scheinlich findet das Widerstreben der Organisationen, gegen diese Steuern Stellung zu nehmen, seine Begründung in der Befürch tung, daß ein solches Vorgehen als ein Mangel an patriotischem Empfinden angesehen werden könne; meiner Ansicht nach sehr mit Unrecht. Patriotisch sein heißt: dem Vaterland« nützen wollen, und man nützt ihm nicht, wenn man Steuern bewilligt, die die Axt an die Wurzel des Erwerbs legen, ebenso wenig, wenn man die Henne schlachtet, die die goldenen Eier legt. Daß in Regierungskreisen die mangelnde Stellungnahme des Handels nicht als »patriotisch« ausgefaßt wird, zeigen die Worte des Staatssekretärs Helfferich, der in der Sitzung des Reichstags am 31. Mai 1916 ausgesprochen hat: »Gerade die Schichten, die von diesen Verkchrssteuern am meisten getroffen werden, diekaufmännischen Kreise haben dagegen nicht protestiert«. Die Sicherung der Auslandsforderungen wird immer dringender, je länger der Krieg dauert. Jeder Einzelne von »ns, der mit dem Auslande arbeitet, wird schon jetzt 887