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90, 20. April 1906. Fertige Bücher. 3993 G> Bernhard Kellermann: Zngeborg Roman. Geh. 4 M., geb. 5 M. Die zweite Auflage ist soeben erschienen. Ein großer Zauberer hat ein Buch geschrieben, so süß und schön, daß, wer es liest, sterben muß. Alle lesen es, obgleich sie wissen, daß sie dann sterben müssen. (Zngeborg, Kapitel 33.) Es ist noch nicht allzu lange her, daß Bernhard Kellermann mit seinem Erstlingswerk „Bester und Li" als eine neue .Hoffnung des deutschen Romans begrüßt wurde. Rascher, als selbst die kühnsten seiner Propheten erwarteten, hat er den Wechsel auf seine Zukunft eingelöst — sein jüngster Roman „Zngeborg" stellt ihn mit einem Schlage in die erste Reihe unserer großen zeitgenössischen Erzähler. Man wird von diesem Buche sprechen, wie man einst von Peter Nansens „Gottesfriede" sprach — viele werden es als eine Erlösung preisen, viele als eine Affektation verdammen, die meisten aber werden es lieben müssen, dieses Buch der Liebe — auch wenn sie sich erst über mancherlei Hem mungen hinweg zu seiner tiefen Schönheit bekehrt haben sollten. . . . Für die Gegenwart ist „Inge- borg" jedenfalls ein gefährliches Buch. Es könnte in gewissem Sinne der „Werther" des 20. Jahr hunderts werden. Denn es ist süß und schön wie das wirkliche Buch der Liebe und — „ein großer Zauberer hat es geschrieben". („Bohemia", Prag.) Rote Lichter von Sehnsucht und Liebe erglänzen in dem Werk. Keine Trivialität stört die Feinheit der Seelenschilderung. Regungen der Hingabe und Entsagung wachsen auf. Darüber hängt klare Himmelsbläue. . . . Gute Liebesromane werden heute selten geschrieben, schlechte dagegen allzu viel. Kellermanns „Zngeborg" gehört zu den feinsten, zu den besten. Seine Sprache ist in subtilstes Maß geschmiegt, seine Art zu fabulieren voll Würde. Anklänge Jean Paulscher Technik weiß er edel mit kräftiger Neuheit zu verwerten. („Leipziger Tageblatt.") Frauen und Jünglinge, leset dies neue Buch — Zngeborg —, diesen zweiten Roman von Bernhard Kellermann. Die Liebe lebt darin und die Romantik. And der Wald lebt darin und alle Jahres zeiten. Wahrhaftig, ein närrisches Buch, aber weise und klug bei aller Narretei, denn die unerforsch- lichen, unabänderlichen Lebensgesetze sprechen daraus. Jung ist es, ganz jung-jung, und das Blut macht es unruhig, es fiebert von Liebe. In einigen Märznächten, als der Föhn vor den Fenstern stürmte, habe ich es gelesen; mein Herz kam völlig aus dem Takt, und ich glaube nicht, daß der Föhn allein daran schuld war . . . Mit einer kindlich zarten und zugleich unerhört verfeinerten Gabe wird hier von den heiligsten und besten Dingen gesprochen. Von Gott, von der Liebe, vom Wald. . . . Ich will mich mit diesem Buche nicht allein freuen. Jedem möchte ich es in die Lände drücken, der überhaupt noch einen Roman lesen kann. („Die Zeit", Wien.) Alles ist in Stimmungswerte aufgelöst; wie ein glühender Psalm braust das Lied von der Süße und dem Wunderbaren der Liebe. Da ist es ganz gleichgültig, ob die Geschichte von einem Fürsten, von einem Dichter und von Zngeborg, der Holzfällerstochter, erzählt. Sondern das ist das Wesentliche: daß etwas ganz Köstliches Leben und Gestalt gewann. („Bremer Bürgerzeitung/^) Ganz trunken von Schönheit und Schmerz ist das Buch. Es schlägt Töne an, die man schwer ver gißt. . . . Selten ist etwas Glühenderes und Sanfteres geschrieben worden wie die Schilderung dieser Liebe. Eine erhobene Sprache geht durch die Blätter des Buches, ohne doch uns der Erde zu entrücken. . . . Wenig und einfach ist, was geschieht, aber die Feinheit und Intensität der Schilderung macht es zu einem Äußersten als Seelenerlebnis sowohl wie als Kunst. („Der Tag", Berlin.) Nur noch bur, lieg« bei. S. Fischer. Verlag, Berlin.