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Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X2 176, 18. August 1919. Die Titel sind ausführlich verzeichnet mit genauer Angabe der Auslage und Jahreszahl, des Umfangs, Formats, der Einbände und Preise. Vorangestellt ist ein alphabetisches Verfasser-Verzeichnis. Das ^ Ganze macht den Eindruck eines redaktionell vorzüglich eingekeilten und durchgearbeiteten Kataloges, der bei guter äußerer Ausstattung seinen Zweck als Nachschlagewerk und Werbemittel in jeder Beziehung erfüllen dürfte. I-. Kleine Mitteilungen. Der Tarifausschnß der Deutschen Buchdrucker tritt am 22. August und folgende Tage in Berlin zu eitler Sitzung zusammen, um über nachstehende Angelegenheiten zu beraten und Beschluß zu fassen: 1. Ab änderungen am Tarif, geltend als Übergangsbestimmungen oder als Anpassung au die gesetzlichen Vorschriften. 2. Veränderung d e r L 0 k a l z u s ch l ä g e. 3. Verlegung besonders ungünstiger Nacht arbeit in andere Stunden. 4. Ferien für Lehrlinge noch in diesem Jahre. 5. Anpassung der Bestimmungen über Ver trauensmänner au die gesetzliche Vorschrift über Betriebsräte. <>. Ver kürzung der Arbeitszeit. 7. Antrag der Gehilfcnvertrcter auf Erhöhung der Teuerungszulage. 8. Antrag der PriuzipalSvertreter auf Abbau der T e u e r u n g s z u l a g e n. Die mit dem 31. August ablaufende Teuerungszulage ist wie folgt zu ermäßigen: a) für das gesamte besetzte Gebiet sowie für alle Orte bis zu 5°/, Lokalzuschlag um 20 pro Woche; K) für alle übrigen Druckorte im Deutschen Reiche um 10 ./k pro Woche; die um die vorstehenden Sätze ermäßigten Teuerungszulage» werden bis zum 31. Dezember d. I. weitergezahlt, ö. Gesetzlichmachung des Tarif vertrags. Schon die Tagesordnung läßt erkennen, daß es zn lebhaften Aus einandersetzungen kommen wird. Die Gehilfen beantragen sogar eine Verkürzung der gegenwärtig 48 Stunden betragenden wöchentlichen Arbeitszeit. Während die Prinzipalsvertreter einen Antrag auf Ab bau der Teuerungszulagen eiugereicht haben, wollen die Gehilfen es nicht bei den heute zur Auszahlung kommenden Zulagen bewenden lassen, sondern verlangen noch eine weitere Erhöhung derselben. Der Antrag »Veränderung der Lokalzuschläge« ist nur in dem Sinne aus zulegen, daß diese für einzelne Orte entweder erhöht oder neu einge führt werden sollen. Jubiläum. — Am 18. August begeht die Verlagsbuchhandlung und Antiquariat G. Sinhuber in Leipzig das 56jährige Jubi läum. 1860 erwarb der Gründer den theologischen Verlag der Firma Alfred Oehmigke in Neuruppin, gab ihm seinen Namen und verlegte ihn nach Leipzig. Hier hat er ihn 48 Jahre, wenn auch in kleinem Umfange, unentwegt geführt. Im März 1917 ist Sinhuber im 74. Lebensjahre abgeschieden; den Verlag betreiben seine Erben weiter. Zur Rettung der Kaiser-Wilhclm-Bibliothek in Posen. — Die Kaiser-Wilhelm-Bibliothek in Posen, die der ganzen Provinz gehörte, ist in eine polnische Universitätsbibliothek verwandelt worden. Drei viertel ihrer Besucherzahl ist ihr damit verlorengegangen, und viele Tausende von Werken, die nicht rein wissenschaftlichen Bestände, stehe» unbenutzt in den Regalen. Diese bedeutenden Büchsrschätze, die durch das,große Entgegenkommen deutscher Verleger — sie schenkten drei viertel aller Bücher — und durch die Übernahme der Deckung der halben Verwaltuugskosteu seitens des preußischen Staates sowie durch die Abgabe vieler Bücher durch deutsche Bibliotheken zusammengc- komuic» sind, diese bedeutenden Bücherschätzc dein deutschen Volke zu retten, bezweckt ein Aufruf des Charlottenburger Bibliothekars Or. Pieth. Die Anregung stützt sich auf persönliche Kenntnis der Posener Bibliotheksverhältnisse »n^ auf die jetzt eingetroffeueu ausgezeichneten Informationen seitens des deutschen wissenschaftliche» Hilfsarbeiters Schulz der Kaiser-Wilhelm-Bibliothek. Eine schleunige Aktion wird angeregt, nm die zu rettenden Bestände in einer ostdeutschen neuen Bildungsbüchcrei — etwa in der neuen Ncgieruugsstadt Schneidc- mühl — zu sammeln. Noch ist es nicht zu spät zu einem solchen Schritte; die Verhandlungen mit den Polen geben die Handhabe dazu; man nütze sie aus! Bestände der Bromberger Stadtbibliothek ließen sich vielleicht noch dazu freimacheu. Man richte das Hauptaugenmerk auf die Kaiser-Wilhelm-Bibliothek, eine der einstigen Hanplstützpunkte des Deutschtums in Posen! Der Gclehrtenkricg und der »Friede«. — In der »Vossischen Zei tung« lesen wir: So unglaublich es klingen mag: die offiziellen Ver treter der Wissenschaft in den Ländern der Entente scheinen fest ent schlossen, auch nach der Ratifizierung des Friedensvertrags ans die Wiederaufnahme der wissenschaftlichen Beziehungen mit Deutschland und seinen Verbündeten zu verzichten. Das geht aus dem Bericht hervor, den Alfred Lacroix, ständiger Sekretär der französischen Aka demie der Naturwissenschaften, in der Sitzung vom 4. August Uber die Beschlüsse der vor einigen Tagen in Brüssel abgehaltenen Ver sammlung der interalliierten Gelehrten gemacht hat. Es wurde u. a. beschlossen, einen »interalliierten« Rat der wissenschaftlichen Unter suchungen zu schaffen, der seinen Sitz in Brüssel haben soll. Die Versammlungen sollen alle drei Jahre in Brüssel stattfinden. Zum Präsidenten wurde Emile Picard, früherer ständiger Sekretär der ^.eackbinis ckss 8oisnes8, gewühlt. Auch die Präsidenten der verschie denen Abteilungen sind Franzosen. Charakteristisch sind die Schluß worte Lacroix': »Heute ist das Hans fertig. Der Eintritt wird den Deutschen und ihren Verbündeten verboten bleiben; wir haben aber geglaubt, daß der Augenblick gekommen sei, die Gelehrten der neu tralen Völker anfzufordern, mit uns zu arbeiten«. Preisverleihung. — Die Langhans-Stiftung des DeutschbundcS verlieh in diesem Jahre Eberhard König die Ehrengabe von 1000 mit der sie Dichter und Künstler .auszeichnet, die besonders wertvolle Werke für unser Volkstum schaffen. Über das Schicksal der Handelshochschule Berlin wird zurzeit ver handelt. Die bisherigen Eigentümer, die Altesten der Kaufmannschaft von Berlin, werden sich, -da ein Betätigungsfeld für sie nicht mehr vorhanden ist, demnächst anflösen. Das Bureau der »Ältesten« geht dann an die Handelskammer zn Berlin über. Die Handelskammer hat es aber abgelehnt, die Handelshochschule zu übernehmen. Da die Verhandlungen ergebnislos blieben, wurden- sie bis zum 1. Oktober vertagt. Von den Studierende» der Handelshochschule wird der Wunsch geäußert, das Institut möge der Universität angegliedert werden. Der internationale Schristenaustausch der Universitäten. Die Münchener Universität macht bekannt: Die Versendung der Universi- tätsschriften an die vor dem Kriege am Anstauschverkehr beteiligt genesenen Universitäten der feindlichen Länder einschließlich der Ver einigten Staaten von Nordamerika soll auch nach erfolgtem Friedens- schluh nicht eher beginnen, als bis von der Gegenseite entweder Schrif ten im Anstauschvcrkehr eingetroffen oder ein Ersuchen um Wieder aufnahme des Verkehrs ergangen sein wird und die Sicherheit dafür geboten ist, daß uns alle seit 1914 erschienenen Austanschschrifte» von der Gegenseite nachgcliefcrt werden. Diese Entschließung der Mün chener Universität ist nach einer vorherigen Verständigung mit an deren Universitäten, die eine gleiche fassen werden, erfolgt. Der diesjährige Nobelpreis für Literatur. — Schwedische Zei tungen berichten, daß die schwedische Akademie de» diesjährigen Nobel preis für Literatur dem norwegischen Dichter Knut Ha m s u n zu erkannt habe, dessen 60. Geburtstag vor wenigen Tagen gefeiert wurde. Personalnachrichten. Franz Nißl ch. — Geh. Rat Prof. vr. Franz Nißl, Lehrer an der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in München, ist am 12. August in München im 59. Lebensjahre gestorben. Außer zahl reichen Abhandlungen und Aufsätzen in Fachblättern über die Histo logie und Histopathologie des Zentral-Nervensystems veröffentlichte er 1903 »Die Nenronenlehre und ihre Anhänger«. Sprechsaar. «Ohne Verantwortung der Redaktion; jedoch unterliegen alle Einsendungen den B»stimmungen über die Verwaltung des Börsenblatts.» Nochmsls „Das erotische Buch dieses Jahres". (Vgl. Nr. 168.) Da der Verleger dieser Zierde unsres Büchermarktes meint, die Kollegen ans seiner Seit« zu haben, so spreche ich meine Meinung dahin ans, daß trotz seiner langatmigen Rechtfertigung der deutsche Buchhändler, der sich seiner sittlichen und vaterländischen Aufgaben bewußt ist, von de» »Kollegen« abrückt, die das Bbl. jetzt zum Überdruß umd Ekel mit ihren Anzeigen »erotischer« und verwandter Bücher füllen. Was würde ein Friedrich Andreas Perthes zu solchen Anzeigen sagen, wie sie Herr Anton Lehmann in Bon» und etwas früher in Nr. 139 Herr Friedrich Schott in Augsburg gegeißelt haben! Freilich er gehört einer vergangenen Zeit, fast schon dem finstern Mittelalter an, und »vir leben in einer so aufgeklärten Zeit voller »Errungenschaften«. Götti »gen. Dr. Wilhelm Ruprecht. Verantwortlicher Redakteur: EmtlThomas. — Verlag: Der Börsenvcretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlcrhans. Druck: N a in in L S e e in a n n. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Erpedittvn: Leipzig, Gerichtsweg 26 lBuchliändlcrhauS».