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278, 27. November IS11. Nichtamtlicher Teil. NzäeEUt t. devnchtt BlMüML. 14823 mein), Rubens (31 Nummern), Schwind und A. L. Zingg. Die entzückenden Ansichten Zinggs aus Sachsen und Böhmen sind in hervorragender Anzahl <64 Nummern) und auch in her vorragenden Exemplaren in der Sammlung enthalten. — Einen noch größeren Raum nimmt aber auch hier wieder Ludwig Richter mit seiuen Radierungen und Holzschnitten ein (SL Num mern), die natürlich alter Mohnscher Besitz sind. Hier sind auch die zahlreichen Sammlungen anzutrefse», die Richter herausge geben, und die Bücher, die er so meisterhaft illustriert hat: die »An- und Aussichten der Umgegend von Dresden«, »Radierungen« 1. und 2. Heft, »Beschauliches und Erbauliches«, »Schillers Lied von der Glocke», »Fürs Haus«, »Der Sonntag in Bildern«, »Neuer Strauß fürs Haus«, »Unser tägliches Brot», »Gesammel tes»; die »Alten und Neuen Kinderlieder», die »Alten und Neuen Volkslieder» und die -Alten und Neuen Studentenlieder«, die »Ammen-llhr«, Cl. Fechners »Die schwarze Tante» und viele, viele andere, die uns so vertraut und so lieb sind. Miniaturen und Manuskripte des 12. bis 16. Jahr hunderts kommen dann am 4. Dezember vormittags unter den Hammer. Daß es sich dabei um eine ganz außergewöhnlich wert volle Sammlung handelt, lehrt schon die glänzende Ausstattung des Katalogs. Er ist bei Porsche! L Trepte in Leipzig geschmack voll gedruckt; auf scrufarbigem Umschläge steht der Titel inmitten einer aus kleinen quadratischen Ornamenten in Gold gebildeten und von zwei blaßroten Linien eingefaßten Bordüre. Zwölf meist in Farben gedruckte Tafeln veranschaulichen die dargebotenen Mi niaturen. In der ersten Abteilung des Katalogs sind 11 vollständige Handschriften verzeichnet, darunter eine Chronik des ersten Kreuzzuges von Albert von Aachen, die im Benediktinerkloster München-Gladbach um 1150 von dem Schreiber Conradus ge schrieben, von dem Maler Godesridus aber mit 12 prächtigen Initialen und vielen Zierbuchstaben illuminiert worden ist. Von den kostbaren Initialen, in deren spiralförmige Ornamente mit ihrem reichen Rankenwerkc menschliche Gestalten und Kampfesszenen geschmackvoll eingesetzt sind, werden vier aus zwei Tafeln wieder gegeben, darunter ein L, an dessen Spitze sich in kreisförmiger Einfassung ein Bildnis des Sankt Vitus befindet, des Schutzpatrons des Klosters in München-Gladbach. Den rechts und links etwas unter ihm sitzenden Herstellern der Handschrift reicht er je ein Blatt dar; der Schreiber Conradus schneidet seine Feder zurecht, und der Maler Godesridus schickt sich zum Zeichnen an. In einer Anmerkung von mehr als drei Seiten Länge wird die Handschrift beschrieben und von ihrer Wichtigkeit für die Textgeschichte des nach andern Codices in dem ksousil äss liistorisns äss oroisaäsa gedruckten Werkes gehandelt. — Es folgt ein Ende des l 3. Jahr hunderts ausgesührter 27 our breiter und 5,33 in langer Rotulus, eine Bücherrolle mit der Lumina bistorioa lriblias des Pierre le Poitcvin, die mit 10 ausgemalten Federzeichnungen geschmückt ist und in dieser Form — sie wurde an der Wand mit Nägeln befestigt — zu Unterrichtszwecken gedient hat. — Hervorzuhebcn ist auch ein Lebensrad (I-a ros äs Nsrs diaturs), eine kolorierte Federzeichnung mit französischen Versen, um die Wende des 14. und 15. Jahrhunderts entstanden. Mutter Natur hält mit beiden Händen ein Rad mit acht Speichen über ihrem Haupte, und auf seiner Felge sind im Anschluß an die Speichen die sieben Lebens alter des Menschen personifiziert, am Schlüsse aber ist der Tod als Gerippe mit der Sense in der Hand wiedergegeben. — Im übrigen werden eine lateinische Bibel englischen Ursprungs; ein Sachsen spiegel mit der Glosse des Dietrich Bocksdors, 1148 in Ostrau ge schrieben; einKarthäuser Missale, eine südfranzösische Handschrift des ausgehenden 15. Jahrhunderts; ein Olraäual« äs lompors und äs sanotis, 1504 von dem Bruder Marccllinus aus Troppau ge schrieben, und mehrere I-ivrss ä'lreures ausgeboten. Eins von diesen »ssounäum oräinsin llornaasnsis äiososssos/ also für die Diözese Tournai bestimmt, stammt aus Brügge und wird im Kataloge »ach Maßgabe seines Einbandes dem Atelier des Anto nius van Gavere zugeschrieben. Dieser war vom Jahre 1459 bis 1505 Mitglied der »Gilde des Evangelisten Johannes», der die Vertreter des Buchgewerbes und zugleich mit ihm auch der durch seine Buchmalereien noch berühmtere Gerard David ange hörten. Antonius van Gavere hat viele kostbare Manuskripte für die Bibliothek Philipps des Schönen gefertigt, u. a. auch ein I-ivrs ä'dsurss, das sich jetzt in der Kgl. Bibliothek im Haag be findet. Dieses ist in dem Kataloge nicht erwähnt, gibt der Zu weisung aber vielleicht eine neue Stütze, wenn man die beiden Bücher vergleicht. Bei Boerner erfolgt sie nur nach der Abbildung eines mit Namen gezeichneten Einbandes in Gruels »dlannsl . . . äs I'amatsur äs rsliurss», aber die Verwandtschaft, ja eine augen scheinliche Gleichheit der benutzten Ornamente kann dabei leicht täuschen, um so mehr als die Einbände dieser Zeit aus Brügge alle eine große Ähnlichkeit in der Verwendung der ineinandergesetzten Rechtecke, der kreissörmigen (Wein-) Ranken und der darin sitzenden Tiere zeigen. In dieser Beziehung sind die Einbände von Jo hannes de Lende, von Johann Guilebert und die der vielköpfigen Familie van Gavere — es gibt neben dem Antonius noch je einen Georg, Jakob, Johann, Michael, Thomas und Wilhelm van Gavere — nur mit Mühe zu unterscheiden. Eine Abbildung des Einbandes, die dem Kataloge leider fehlt, wäre dafür sicher von Nutzen gewesen. Unter den Nummern 12 bis 69 sind dann einzelne Miniaturen verzeichnet, von denen ein »Baum Jesse» aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts und ein ursprünglich zu dem 1239 vollendeten Arenberg-Psalter in Brüssel gehöriges Blatt (Verkündigung Mariae, Heimsuchung, Christi Geburt und Verkündigung der Hirten) der thüringisch-sächsischen Malerschule des 13. Jahrhunderts eine besondere Erwähnung verdienen. — Den Schluß bilden unter den Nummern 70 bis 94 eine Anzahl indischer und persischer Miniaturen des 17. bis 19. Jahr hunderts. — Die Beschreibungen in dem ganzen Kataloge zeugen von hervorragender Sachkenntnis, und die an Einzelheiten geknüpften historischen Ausführungen weisen Wohl auf den gelehrten Vorbe sitzer hin. Dazu wäre noch anzumerken, daß eine ganze Reihe der ausgebotenen Buchmalereien bei R. Forrer: Unedierte Minia turen ... des Mittelalters, Straßburg 1907, Erwähnung und Abbildung gesunden haben. Am Nachmittag des 4. Dezember beginnt darauf die bis zum 6. dauernde Versteigerung des zweiten Teiles der Auto- graphensammlungen vr. Carl Geibel in Leipzig und Carl Herz v. Hertenried in Wie». Das stattliche Verzeichnis umsaßt 941 Nummern, doch sind unter einzelnen davon oft recht beträchtliche Sammlungen (bis zu 400 Stück) vereinigt. Geschmückt ist der Katalog mit der bunten Wiedergabe eines Porträts von Horatio Nelson, das der Porträtmaler Heinrich Schmidt in Dresden im Jahre 1801 gemalt hat, als Nelson in Begleitung der Ladh Hamilton dort weilte. Es kommt zusammen mit den Autographcn zum Verkaufe. Historische Persönlichkeiten (Fürsten, Adelsfamilien Kriegsmänner, Diplomaten und Politiker), ferner Gelehrte, Philo sophen und Techniker, dann berühmte Frauen und schließlich »merkwürdige« Menschen haben die Briefe, Billetts und Dokumente geschrieben oder unterzeichnet, die hier zur Versteigerung kommen. Wenn auch berühmte ausländische Namen unter den Fürstlichkeiten nicht fehlen, wie Ludwig XIV., Maria Theresia, Katharina II. und Napoleon, wenn sogar amerikanische Staatsmänner, wie Benjamin Franklin, George Washington, Abraham Lincoln und Grover Cleveland in der Sammlung in reicher Zahl vertrete» sind, so liegt ihre Hauptbedeutung doch aus heimischem Boden. Die deutschen Fürsten beanspruchen fast ein Viertel des ganzen Kataloges für sich; besonders zahlreich ist darunter das Haus Brandenburg vertreten, u. a. durch Albrecht Markgraf von Bran denburg (Brief aus Ansbach, den 3. Februar 1547), durch Albrecht Alcibiades, den Großen Kurfürsten (7. Januar 1688), vor allen andcrcn aber durch Friedlich den Großen. Von ihm ist ein köstlicher Brief vom 28. März 1737 aus Rheinsberg an seinen Vater vorhanden, ein eigenhändig geschriebenes Hochzeits gedicht für Algarotti (1740), das bisher ungedruckt geblieben ist, ISIS»