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71, 27. März. Amtlicher Theil. 1339 An Geschenken sind dem Unterstützungsvercin im vorigen Jahre im Ganzen 20,950 M. zugewendct worden. Hiervon gelang ten, wie oben bemerkt, 13,679 M. im beweglichen Fonds zur Ver wendung (715 M. weniger als 1880) und in den Reservefonds flössen 7271 M. (229 M. weniger als 1880). — Der Hinblick auf diese bedeutenden Zuwendungen muß uns nach den ernsten Erfah rungen des vergangenen Jahres mit besonderer Befriedigung und aufs neue mit dem lebhaftesten Danke erfüllen. Wenn wir uns ver gegenwärtigen, daß allein für die fortlaufenden Unterstützungen, welche nur an Wittwen und Waisen, Altersschwache und Kranke gegeben sind, im vorigen Jahre fast die ganze regelmäßige Ein nahme verbraucht werden mußte, so liegt es aus der Hand, daß nur die außerordentlichen Geschenke es uns möglich machten, den vielen Bedürftigen, die sich in einzelnen schweren Fällen an unseren Ver ein gewendet haben, auch wirklich die rettende Hand nach Kräften entgegenzustrecken. Möchten daher diese edlen Beispiele auch in Zukunft zahlreiche Nachahmer finden; denn da,s vergangene Jahr bestätigt wieder so recht eindringlich, wie sehr der Unterstützungsverein in seiner großen, segensreichen Wirksamkeit darauf angewiesen ist. Bei den größeren Geschenken dürfen wir zunächst mit Stolz hervorheben, daß uns auch das vergangene Jahr manche neue buch händlerische Ehrentage in den Acten des Vereins sammeln ließ, denen durch das Gedenken der Bedürftigen des Buchhandels eine besonders schöne Weihe gegeben ist. Ein langjähriger treuer Freund des Vereins, dessen Namen wir leider nicht nennen dürfen, schenkte uns an dem Tage, an welchem er vor 50 Jahren in die Lehre trat, 1000 M.; von einem anderen hochgeachteten Veteranen des Buchhandels, der ebenfalls nicht genannt sein will, wurden uns aus Anlaß der 100jährigen Feier seines Ge schäftes 200 M. und von Herrn D. C. Hinstorsf in Wismar, bei Gelegenheit seines 50jährigen Geschästsjubiläums, 500 M. über geben. Den für diese Gaben an anderer Stelle schon ausgesproche nen Dank hier in herzlichster Weise mit unseren Glückwünschen zu wiederholen, ist uns eine besondere Freude. — Durch die Herren Ferdinand und Fritz Springer ist am Geburtstage ihres ver storbenen Vaters, im Namen der Familie, durch Uebergabe eines Eapitals von 3000 M. an den Unterstützungsverein die Julius Springer-Stiftung mit besonderen Bestimmungen begründet worden. Die Pietät, welche hier bestrebt war, das Andenken des dahingeschicdenen theuren Hauptes der Familie in so schöner Weise zu ehren, hat damit zu unserer großen Freude dem hochverehrten Manne auch ein äußeres Denkmal errichtet, dessen Gedächtnis; in der Geschichte des Vereins, dem er lange Jahre seine erfolgreiche Thätigkeit gewidmet hat, fortleben und stets ein dankbares bleiben wird. — Wir haben ferner mit ernstem Danke dreier Legate zu gedenken, welche unserm Verein zugefallen sind. Herr Gustav Eduard Schulze in Leipzig, der Begründer der segensreichen Ernst Schulze-Stiftung, vermachte dem Verein 300 M., Herr Con- sistorialsecretär Fr. Deutsch in Breslau 90 M. und endlich der Gehilse Herr Oscar Klaproth in Prag 1300 M. Wir werden das Andenken dieser Wohlthäter des Vereins stets in hohen Ehren halten. — Die mehrfachen Einzahlungen größerer Beiträge zur Er langung der Ehrenrechte der immerwährenden Mitgliedschaft ver pflichten uns ferner wie immer zu besonderem Danke, da sie bestimmt sind, zur Vermehrung unseres Grundcapitals und damit zu einer steigenden Bürgschaft für die Zukunft beizutragen. Beim Hinblick auf die vielen, stets sehr willkommenen Gaben für den beweglichen Fonds müssen uns die alljährlich wiederkehren den besonders angenehm berühren und dankbar stimmen. Sowohl vom Verein Berliner Buchhändler, als auch vom Cantate- Festcomitö in Leipzig haben wir wieder die reichen Ergebnisse der Sammlungen aus dem Winterfest und beim Cantate-Fest essen zu begrüßen, doch gesellten sich diesen alten Bekannten der Provinzialvercin oft- und westprenßischer Buchhändler bei seiner Gründung, sowie eine allgemeine Vereinigung jün gerer Buchhändler Berlins mit Sammlungen für unfern Verein in sehr dankenswerther Weise diesmal neu hinzu; auch dem Verein Oesterreichischer Buchhändler haben wir wieder, wie schon oft, für einen reichen Extrabeitrag herzlich zu danken und freuen uns, diesen Dank ebenso fürdaswohlbekannteAlsred's Meßgeschenk aussprechen zu können. Aus den mancherlei größe ren und kleineren ^Spenden, welche der Casscnbericht ferner in langer Reihe aufführt, heben wir diejenige desHerrnPaul Parey in Berlin „bei Aenderung seiner Firma", von H- R, „aus Anlaß eines glücklichen Verlagsunternehmens", von Herren Puttkammer L Mühlbrecht in Berlin „zur Unterstützung des Sohnes eines College»", von Herrn L. Simion in Berlin, von Herrn F. Pauly in Heide, von I. S. „anläßlich eines loyalen Vergleichs" und endlich von Herrn G. Bernstein in Berlin für die kostenfreie Lieserung unserer Drucksachen mit leb hafter Freude hervor. Diese reichen Gaben und die mancherlei anderen, die wir hier nicht alle aufführen können, mögen sic nun geschäftlichen Vorfällen ihren Ursprung danken, oder mag dazu die Anregung in persönlichen freundlichen Gesinnungen gegeben sein, sie alle zeigen das treue Interesse, mit welchem der Buchhandel unsere Arbeit begleitet und zu erleichtern sucht, und darum müssen wir auch unfern warmen Dank für alle 'zusammenfassen und hier zum Ausdruck bringen. Wir schulden diesen Dank aber nicht weniger allen den Col- legen in ganz Deutschland, welche uns auch im vorigen Jahre ihre Unterstützung bei unserer oft so schwierigen Wirksamkeit in der bereitwilligsten Weise angedeihen ließen, bringen ihn auch der Firma C. W. B. Naumburg in Leipzig dar für den wieder holten kostenfreien Abdruck unserer regelmäßigen Aufforderungen im Wahlzettel, und ganz besonders herzlich der Firma F. Volck- mar in Leipzig für die so uneigennützige ausgeübte Thätigkeit, welche ihr durch die mühcreiche Vertretung unseres Vereins in Leipzig auch im vorigen Jahre in sehr umfangreicher Weise er wachsen ist. Unser Bericht hat auch diesmal wieder die schmerzliche Pflicht, eines Dahingeschiedenen zu gedenken, der uns Allen besonders nahe gestanden und in dem der Unterstützungsverein einen treuen Freund verloren hat. Hermann Kaiser, der vor einem Jahr noch in rüstiger Manneskraft an unserer Versammlung theilnehmen konnte, hat wenige Monate später unerwartet der Tod nach kurzer Krank heit ereilt und dadurch seine Familie und den großen Kreis seiner Freunde in die tiefste Trauer versetzt. Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, aus die vorzüglichen Eigenschaften des Geistes und Herzens, welche den Verstorbenen in besonders hohem Grade aus- zeichneten und die an anderer Stelle ihre volle und warm empfun dene Würdigung gefunden haben, noch einmal näher einzugehen; wohl aber haben wir die Pflicht, uns seiner langjährigen Thätigkeit im Unterstützungsverein dankbar zu erinnern. In der General versammlung des Jahres 1857 wurde Kaiser in den Rechnungs- ausschuß gewählt und hat demselben bis zu seinem Tode ohne Unterbrechung angehört. Jahr für Jahr konnten wir ihn in seiner ruhigen, sicheren Weise den von ihm verfaßten klaren Bericht des Rechnungsausschusses vortragen hören, und so auch am 27. März des vorigen Jahres. Wer konnte damals ahnen, daß es das letzte Mal sein sollte! Und doch war es so — wir denken heute mit Wehmuth daran und senden dem allverehrten Freunde und Kollegen, aus dessen Besitz wir stolz sein konnten, unfern warmen Dank über das Grab hinaus; sein Andenken aber bleibt uns treu im Herzen! 191