Volltext Seite (XML)
// Rr. öS. LEMuinLMörstMerNrLÄr'SLÜWeM Leipzig, Dienstag den 7. März 1916. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Hamburg - Altonaer Buchhändlerverein. In der 56. Ordentlichen Hauptversammlung am 1. März ISIS wurde der Vorstand sür das am I. April beginnende Ver- rinsjahr 1916/17 wie folgt gewählt: !. Vorsitzender: Theodor Weitbrecht (i. Fa. Weit- brecht L Marissal); II. Vorsitzender: Alfred Jansscn «Alfred JanSsen Verlag); i. Schriftführer: I u st n s P a p e (i. Fa. Heroldh'che Buchh.); II. Schriftführer: Adolf Gröche (Geschäftsführer der Ver lagsanstalt und Druckerei-G. m. b. H.); Schatzmeister: Richard Fried erichsen si. Fa. L. Frie derichsen L Co.), z. Z. im Felde; stellvertretender Schatzmeister: Hermann Lorcnzen (in gleicher Firma). Hamburg, den 4. Mürz 1916. Der Vorstand. I. A.: Th. Weitbrecht, 1. Vorsitzender. Betätigung kriegsverletzter Offiziere im Buchhandel. In Nummer 7 des Bbl. nimmt Herr vr. Elster Stellung zu der Abhandlung »Aussichten kriegsverletzter Ossiziere im Buchhandel« in der Wohlfahrts-Rundschau, Organ des deutschen Hilssdundes für kriegsverletzte Offiziere, Nr. 9 vom 25. De- zcmber 1915 und sucht den Standpunkt, den der deutsche Buchhandel gegenüber vielen bisher Berufsfremden zu ver treten hat, zu kennzeichnen. Bemerkenswert ist in seinen Aus führungen, daß der Buchhandel «gern dazu seine Hand bieten wird, kriegsverletzten Ossizieren eine ihren Fähigkeiten und Kenntnissen angemessene Tätigkeit zu öffnen«, ein Punkt, in dem beide Abhandlungen sich miteinander decken. Zu einer Rechtfertigung und Klarlegung meiner Dar legungen möchte ich als Verfasser des Artikels in der Wohl- fahrts-Rundschau folgender bemerken: Ich ging von der Erkenntnis aus, daß ganz besonders dem deutschen Buchhandel nach Friedensschluß und schon vor her gewaltige Aufgaben erwachsen werden, zu deren Erfüllung das auch nach Rückkehr aller im Felde befindlichen Berufs kollegen und Angestellten zur Verfügung stehende Personal m. E. nicht ausreichen wird. Wenn auch leider ein sehr großer Teil der Intellektuellen, der Bücherinleressenten und Bücheikäufer auf dem Felde der Ehre geblieben ist, so sind auf der anderen Seite doch weite Kreise unseres Volker sowohl im Schützengraben als auch daheim durch die rege Nachfrage nach geistiger Anregung, durch das lebhafte Verlangen nach Büchern nicht nur unter haltender, sondern auch bildender und wissenschaftlicher Art neu als Bücherinteressenten und Bücherkäufer gewonnen wor den, was am besten die Antworten auf die Umfrage an die seldgrauen Buchhändler beweisen. Daß dieses Interesse beim Friedensschluß mit einem Schlage erlöschen sollte, ist doch wohl nicht anzunehmen. Deshalb wird die eine Aufgabe des Buchhandels sein, dieses Interesse wachzuhalten und an den erforderlichen Stellen zu vertiefen. Die andere Aufgabe aber findet ihre Begründung in der allgemeinen Neuordnung der Verhältnisse, mit der Wohl überall gerechnet wird, versprechen doch die Erfolge unserer Heere eine durchgreifende Verbreitung des Deutschgedankens in der Welt. Daher wird auf allen Gebieten bei uns mit einer er höhten Tätigkeit zu rechnen sein, und zwar in erster Linie im Buchhandel. Welt- und volkswirtschaftliche Berührungspunkte, Gedanken, Pläne und Ziele werden gesunden, ausgearbeitet, festgelegt und vor allem in Wort und Schrift verbreitet werden. Der berufene Vermittler und Träger dieses neuen Geistes aber ist der deutsche Buchhändler, dessen Tätigkeit später nicht nur auf Deutschland beschränkt und aus Mittel europa und die islamitischen Länder ausgedehnt werden mutz, sondern ebenso wie diejenige des deutschen Kaufmannes, des deutschen Technikers und Gelehrten auf die ganze Welt im weitesten Sinne und größten Maße. Was aber dann an geschulten, ausgebildeten und wirklich leistungsfähigen Kräften zur Verfügung stehen wird, dürfte bei weitem nicht ausreichen, die Vielsachen durch den Tod fürs Vaterland entstandenen Lücken auszufllllen und den er forderlichen Bedarf annähernd zu decken. Die jetzt überall eingestellten Ersatz- und Hilfskräfte kommen als vollwertige Mitarbeiter nicht in Frage. Ein buchhändlerischer Nachwuchs jedoch, der schnell in der Lage sein würde, den neuen An sorderungen in kürzester Zeit zu genügen, ist keineswegs rasch heranzubilden, umsoweniger, als späterhin bet der Berufswahl wahrscheinlich die speziell kaufmännischen und technischen Be- rufe bevorzugt werden. Außerdem ist noch zu beachten, daß im allgemeinen die Vorbildung im Buchhandel sehr im argen liegt, denn die Besitzer des Berechtigungsscheines zum Etnj -Freiwilligendtenst sind sehr dünn gesät. Infolgedessen werden sich namentlich in größeren Häusern manche Schwierigkeiten ergeben, sür die Posten von Abteilungsleitern und höheren Verlagsbeamten Berussgenossen von guter allgemeiner und höherer Schulbil dung zu erhalten. Die Hilfskräfte sind meistens nur Schreiber oder weibliche Angestellte, die sür die Besetzung solcher Posten nicht in Frage kommen. Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen und die Lö sung der ihm gestellten Aufgaben zu ermöglichen, müßte es doch dem Buchhandel erstrebenswert und erwünscht sein, hierfür besonders befähigte Mitarbeiter zu erhalten, wie sie in den Reihen der kriegsverletzten Offiziere zu finden find. Für die tatkräftige Mitarbeit an der Erreichung der neuen unserem Berufe gesteckten Ziele würde sich der Offizier m. E. besonders deswegen eignen, weil er erstens im Felde da» Bedürfnis nach Lektüre, die Ansprüche des einzelnen und die in Frage kommende Literatur kennen gelernt hat, zweitens Land und Leute der neuen Kulturpioniergebtete gründlich studieren konnte und infolgedessen für die buchhändlertsche Tätigkeit in diesen Gebieten nicht hoch genug einzuschätzende Kenntnisse mitbringt. Deshalb kann man Wohl dem Gedanken nahetreten, kriegsverletzten Offizieren Ausnahme im Buchhandel !zu gewähren, ja sie sogar für unseren Berus zu interessieren. 2t5