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I2L10 ««rlMblat, ,. d. Dgch». «uq,an»-l. Mchtmntlicher Tri!. 242, 16. Oktober IS12. Lloyd George bezeichnen. Der Verfasser ist Herbert du Parcq, ein Freund der Familie George. (Oaxton kublisbinA' 60., Preis 9/— netto.) Man mag über Englands bestgehaßten Staatsmann denken, wie man will, es unterliegt aber keinem Zweifel, daß er eine so ziale Gesetzgebung in der edlen Absicht, das Elend der Mas sen zu lindern, ins Werk gesetzt hat. Er selber hat in seiner Jugend schwer unter dem sozialen Drucke gelitten und konnte sich nur unter steten Entbehrungen zu seiner jetzigen eminenten Stellung hinaufarbciicn. Lloyd George ist ein Seit dlacko llan im wahrsten Sinne des Wortes. Man erwartet mit großer Spannung den zweiten Band dieser äußerst interessanten, gut geschriebenen Biographie. In Kürze wird noch eine zweite Biographie des Kanzlers erscheinen, und zwar von seinem persönlichen Freunde, dem Parlamentsmitglied I. Hugh Edwards, der wie Lloyd George Waliser ist. Als An hang zu dieser Biographie soll ein Abriß der Geschichte von Wales erscheinen. Bücher über Dickens und die Brontös kommen jahraus jahrein auf den Markt, und auch diese Saison hat ihr Dickens- Buch. Mr. W. H. Helm ist der Verfasser, Herbert L Daniel sind die Verleger, Preis 2/6 netto. »Tbs Tbree Lrontös von Miß Sinclair (Hutchinson, 6/—), imponiert durch die Offen heit, mit der die Verfasserin eingesteht, daß gar vieles über Charlotte Brontö erschienen sei, daß dies sie aber nicht abge schreckt habe, ein neues Werk dem Publikum vorzulegen. Das Buch ist recht unterhaltend geschrieben und bringt manches bis jetzt Unbekannte. Von größerem Interesse für deutsche Leser dürste der siebente Band der groß angelegten »üistor;- ol tko Lritisb Lrrox« (Macmillan L Co.; 21/—) sein. Das Werk des englischen Gesandten in New Uork James Bryce »Lontti Lmerioa, Observations ancl Imxrossions« (Macmillan; 8/6 net) kommt gerade im rechten Moment, wo die Auf merksamkeit des europäischen Publikums infolge der nahe bevorstehenden Eröffnung des Panama-Kanals aus die süd amerikanischen Staaten gelenkt ist, und bietet eine ganze Reihe neuer Gesichtspunkte zur Beurteilung der südamerikanischen Republiken, denen der Verfasser einen ungeahnten Aufschwung prophezeit. Ein ewig interes santes Thema für Liebhaber historischer Probleme bil det die alte englische und schottische Königsfamilie der Stuarts. P. F. W. Ryan hat einen äußerst interessanten Beitrag zu dieser Periode in seinem Buche »8tnart Inko anck dlanners« (Methuen, 10/6 net) geliefert. Die von Macmillan veranstaltete Neuausgabe von Francis Parkman's »Oouspir- aez- ok Uontiao«, 4 vols. (24/—) wird allen Historikern eine willkommene Gabe sein. Der Kampf der Franzosen und Eng länder um Kanada ist in den lebhaftesten Farben, aber in unparteiischer Weise geschildert, und es ist unbegreiflich, daß das vor etwa 30 Jahren zum ersten Male erschienene Werk keinen größeren Erfolg auszuweisen hatte. Sehr häufig erhalten englische Buchhändler, auch vom Kontinent, Anfragen nach einer einbändigen guten Geschichte Londons. Bis jetzt existierte eine solche nicht, jetzt aber er schien im Verlag von Constable ein Werk darüber von Miß Helen Douglas zum Preise von 10/6 netto. Die Verfasserin hat die ihr gestellte schwierige Aufgabe in beinahe meisterhafter Weise gelöst. Das Werk kann mit bestem Gewissen empfohlen werden. Wer sich über das englische üigk I.iks unter der Regierung der Königin Victoria unterrichten will, greife nach Lord Noßmores Reminiszenzen: »Tbings I 6an Teil«. Das Werk hatte in England einen ungeahnten Erfolg. Zwei Werke, eins über Frankreich, das andere über Deutschland, dürfen hier nicht übergangen werden. »Tranes krom IVitkin anck IVitbout«, von Miß Claire de Pratz, schildert das fran zösische Familienleben, wie es sich wirklich abspielt und nicht wie es die Romane zu schildern belieben. Das Werk wirkt wie eine Offenbarung auf den Fremden, der sich seine Kennt nisse über französische Dinge aus seiner Romanlektllre kon struiert hat. Sidneh Whitman, dessen deutsche Sympathien bekannt sind, beschenkt uns mit einem weiteren Bande über Deutschland. Wie der Titel »dormanUsmorios« (Heinemann,7/6) besagt, sind es Erinnerungen aus der großen Zeit der deutschen Einigung. Mr. Whitman kannte den alten Kaiser Wilhelm, jvar ein persönlicher Freund Bismarcks und Moltkes und steht den neuen Bestrebungen des geeinten Deutschlands voller Sympathie gegenüber. Er sieht aber auch die Schattenseiten der neuen Generation: er beklagt den überhandnehmenden Luxus, die leichtfertige Auffassung der Ehe, die Lockerung der Familienbande usw. Ein anderes Werk, das Neues über Bismarck bringt, ist Airs. Alec Tweedie's »ckumklo ok Tacts Lllä Tanoiss« (John Lane, 6/—). Außerdem erzählt Mrs. Tweedie eine Menge interessanter Anekdoten aus dem eng lischen Künstler- und Schriftstellerleben. — Der am meisten ge lesene und diskutierte Roman ist MarriaKs«, von H. G. Wells (Macmillan, 6/—). Die radikalen, umstürzlerischen Ideen dieses Schriftstellers sind Wohl bekannt, und obwohl die kon servativere Kritik den Verfasser in die tiefsten Tiefen der Hölle verdammt, werden seine Romane mit Vorliebe gekauft. Wells steht jetzt an der Spitze der englischen Romanschreiber. Das Jagd-Tagebuch unseres Kronprinzen hat in der eng lischen Übersetzung »Trom Uz- Nuntius vaz-booü« (Hodder L Stoughton, 7/—) einen großen Erfolg errungen. Die Times, der Daily Telegraph, die Daily News und die Morning Post, sowie alle literarischen Magazine fanden es »okarminZ anck kgsoinatinK«. Die Memoiren der Prinzessin Anton Radziwill, geborenen Prinzessin Luise von Preußen, erfreuen sich in der englischen Übersetzung (Eveleigh Nash, 16/—) einer großen Beliebtheit und Verbreitung. Ihre Schilderungen über Kaiser Napoleon, die Königin Luise usw. machen das Werl zu einer interessan ten geschichtlichen Lektüre. Für Buchhändler und Verleger, die Absatz nach England haben, dürste das »International Oirsotorz- ok lZooüsellois anck LiblioMlss«, das von Hippwell herausgegeben wird und in Rochdale bei James Clegg erscheint, von Interesse sein. Das neue Copyrightgesetz zeitigt eine Menge Anfragen, so daß die »Oommissionors ok Onstows and Lxeise« Be stimmungen veröffentlichen, um die Einfuhr von Büchern, die gegen das englische Urheberrecht verstoßen, zu verhindern. Sie stellen den betreffenden Interessenten die notwendigen Formulare hierfür zur Verfügung. Mr. R. A. Peddie hat sich durch die Veröffentlichung seines »Üanckboolr to tko Lritisb Nusoiun Uoacking koow« ein großes Verdienst erworben (Graston L Co.; 1/—). Biele deut sche Gelehrte, die jährlich das Lesezimmer und die Bibliothek des Britischen Museums benutzen, werden für die hier ge gebenen Fingerzeige dankbar sein. Die Verwaltung des Bri tischen Museums hat einen Verkaufsladen in der Eintritts halle des Museums errichtet, in dem man Photographien aus den Kunstschätzen des Museums, Führer usw. kaufen kann, womit die Buch- und Bilderhändler in der Nachbarschaft des Museums durchaus nicht zufrieden sind. Für die Zukunst werden die Veröffentlichungen der bri tischen Regierung gegen Nachdruck geschützt sein, da die Krone das Copyright beansprucht und auf den betreffenden Ver öffentlichungen einen dahin zielenden Aufdruck anbringcn wird. Zum Schluß möchte ich noch erwähnen, daß die be kannte Verlagshandlung Murray ihr hundertjähriges Jubi läum feierte. Vivat, eresoat, üoroat! London, Oktober 1912. W. von Knoblauch.