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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhande.. Redaktioneller Teil. .X» 291, 17. Dezember 1818. Die Bestimmungen des Bmidesials treten außer Kcajt, soweit es der Reichstag verlangt." Auch der Börsenverein ist von der Handelskammer Leipzig zu einer Äußerung in dieser Angelegenheit ausgesordert wo» den und hat demzufolge die nachstehende Antwort an die Handelskammer gerichtet. Leipzig, den 29. November 1918. An die Handelskammer Leipzig. Mit Schreiben vom 28. Oktober d. I. hal uns die Handelskammer um eine allgemeine Äußerung über die Bedeutung des K 7 des neuen Umsatzsteuergesetzes vom 26. VII 1918 für den Buchhandel und anschließend um dessen Vorschläge und Wünsche für die zu erlassenden Aussllhrungs. besttmmungen gebeten. Es war uns leider nicht möglich, den erbetenen Bescheid möglichst umgehend zu übersenden, da wir in Anbetracht der Wichtigkeit des Gegenstandes es für nötig erachtet haben, uns tn einer Umfrage bet einigen unserer Mitglieder Auskunft einzuholen. Diese Auskünfte sind erst jetzt eingelaufen, und wir beeilen uns, jetzt der an uns gerichteten Aufforderung sofort zu entsprechen. Für den K 7 kommen im Buchhandel nach allgemei- ner Auffassung nur solche Betriebe in Frage, die die von ihnen vertriebenen Gegenstände des Buchhandels zugleich technisch Herstellen. Es scheiden also aus diejenigen Firmen, die ihren Verlag zu einem Teile noch durch ein eigenes Sortiment vertreiben. Wenn auch der Verleger Wohl nach dem Sprachgebrauch als Hersteller gilt, so ist er es doch nicht im eigentlichen Sinne, weil die Herstellung in Wirk lichkeit in anderen technischen Betrieben besorgt wird und der Verleger nur die Herstellung überwacht. Somit kommen für eine Anwendung des H 7 nur solche Betriebe in Be tracht, die ihre Verlagswerke in eignen Druckereien und Buch bindereien Herstellen lassen. Hier geht nun die überwiegen de Ausfassung der von uns befragten Firmen, der auch wir uns anschlteßen möchten, dahtn, daß bei solchen Be trieben eine wirtschaslltche Einheit vorliegt. Der Verleger, welcher z. B. über eine eigene Druckerei, Buchbinderei oder eigene Kunstanstalt verfügt, ist Auftraggeber des gesamten Unternehmens. Mit der Ablieferung der Produkte dieser technischen Unternehmen an die Verlagsexpedition schließt sich der Ring eines einheitlichen Arbeitsvorganges. Wir wollen allerdings nicht so weit gehen, um von diesem Wirl- schaftsbild keine Ausnahme anzuerkennen, und es wird sich daher Wohl immer eine Prüfung von Fall zu Fall nötig machen. Wir werden dazu veranlaßt, weil einige der von uns befragten Firmen, die eine anerkannte Bedeutung be sitzen — allerdings in der Minderheit —, die Ansicht ver treten, daß die Lieferungen des technischen Teiles an den Verlag umsatzsteuerpfltchtig seien. Dies sei insbesondere dann der Fall, wenn die Firmen streng getrennte Leitung und Kassenführung besitzen, und bei denen die hergestellten Bücher dem Verlag von dem technischen Betriebe in Rech nung gestellt werden. Trotzdem möchten wir für die zu erlassenden Aus- führungsbesliminungen als der überwiegenden Ansicht ent sprechend Vorschlägen, daß darin zum Ausdruck gebracht wird, daß die gemischten, juristisch einheitlichen Betriebe des Buchhandels, d. h. solche, die die von ihnen vertriebe nen Gegenstände ganz oder teilweise technisch Herstellen und ein und demselben Eigentümer gehören, in der Regel nicht unter den ß 7 des Gesetzes fallen. Hochachtungsvoll Der Vorstand des Börsenveretns der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. gez. Di, A, Meiner Erster Vorsteher. Vertriebsmittel Weihnachten 1918. i. Weihnachten Deutsche Weihnachten — —? Wahrlich, ein Ausblick, so trübe und verzweifelt, wie ihn unser (Geschlecht noch nicht gehabt hat. Denn nur wer von unberechtigtem Optimismus erfüllt ist oder die Augen absichtlich verschließt, kann verkennen, daß nach den fürchterlichen Kämpfen auf den Schlachtfel dern noch ein Wetter im Heranziehen ist, das sich über uns entladen wird. Werden sich doch in den kommenden Wochen und Monaten die (beschicke Deutschlands und unseres Volkstums entscheiden auf viele Jahrzehnte hinaus. Wer vermag sich in diesen schicksalsschweren Tagen den engen Banden zu entziehen, die ihn mit Volk und Vaterland jetzt fester denn je umschlingen? Nicht »grau« in Regenschauern nur, wie dem Trompeter Scheffels, sondern »schwarz wie der Himmel steht vor mir die Welt!«, möchte man jetzt klagend ausrufen, jetzt kurz vor dem <>este der Liebe, da sonst ^ wie lange schon ist's her? — die Glocken vom Frieden auf Erden« sangen. Wie die offenbar von langer Hand vorbereitete, urplötzlich einsetzende und mit rasender Geschwindigkeit um sich greifende Umwälzung unser staatliches Leben in seinen Grundfesten erschütterte und wie die Mil lionen unserer Feldgrauen in die Heimat zurückströmten und damit alle vorher erdachte Ordnung planmäßiger Abrüstung jäh über den Hausen warfen, wie der Mangel an Rohstoffen, an Verkehrs- und Lebensmitteln die sich anftürmcnden Schwierigkeiten weiter erhöhte und die Versorgung der so vermehrten Bevölkerung mit den notwen digsten Bedarfsgegenständen aufs höchste gefährdete und diese Not durch die Unmöglichkeit noch verschärft wurde, für alle Arbeitsgelegen heit zu schaffen — wir haben es ja eben erst erlebt und stehen in dem tollen Strudel noch mitten drinnen. Daß hierbei alle Ordnung des Wirtschaftslebens vollends ans den Fugen geraten und der Han del, soweit er überhaupt noch frei ist, weiter schwer geschädigt wird, ist die natürliche Folge der ans diesem Durcheinander entstandenen Unsicherheit. Niemand kann wissen, was das Morgen bringt, jeder mann hält mit seinen Ausgaben zurück in der Besorgnis, sonst in Be drängnis zu geraten, und es ist nicht abzusehen, wohin der heillose Wirrwarr noch führen wird. Daß unter diesen Verhältnissen der Buchhandel, das Stiefkind unseres Wirtschaftslebens, wieder in bcsonderm Maße zu leiden hat und das Weihnachtsgeschäft, auch ohne die Hemmungen im Eisenbahn verkehr, ein weniger erfreuliches Ergebnis als in den letzten Jahren bringen wird, in denen der Mangel an anderen Geschenkwerken viele zum Buche greifen ließ, ist nicht zu verwundern. Wenn auch der Wagemut vieler Verleger, trotz der Papicrnot und der unerhörten Verteuerung der Herstellung, an der trotz alledem reichlichen Be schickung des Büchermarktes mit Neuigkeiten zu erkennen ist, so zeugt doch andrerseits die auffällige Zurückhaltung in der Ausgabe von Katalogen und anderen Werbemitteln deutlich die Bescheidenheit der Erwartung, die an diese Bemühungen geknüpft wird. Die großen Kataloge der vereinigten Barsortimcntc K. F. K o e h l e r, L. Staa ck- mann und F. Volckmar in Leipzig, das »Lager-Verzeichnis« und der »Literatur-Katalog«, sind wiederum uicht iu Neubearbeitung erschienen, sondern nur dnrch je einen »Haupt-Nachtrag 1918« ergänzt und dem Sortiment zur Verschreibung und für den Laden zum Nach schlagen für die Kundschaft zur Verfügung gestellt worden. Sie schließen sich iu einem Umfang von 8>4 Bogen hinsichtlich ihrer be währten Einteilung sowohl als auch ihrem Gewände nach den großen Katalogen an, von diesen nur durch das dünne Papier abweichend. Abgesehen von diesen Verzeichnissen, deren Bestimmung ja mit dem Ablauf der Fcstzcit noch nicht erfüllt ist, hat das Barsortimcnt dieses Jahr nnr einen der üblichen Weihnachtskataloge veröffentlicht. Es ist der »Weihnachtskatalog 1918« der Firma F. Volckmar in Leipzig, der ans 58 zweispaltigen Seiten, ergänzt durch einen eben so starken Anzeigenteil, ein systematisches Verzeichnis der gangbarsten Werke fast aller Gebiete und eine Rundschau über die Neuigkeiten und NenauSgaben des ablanfenden Jahres enthält. Das Umschlag bild des mit zahlreichen Probebildcrn geschmückten und mit gewohn ter Sorgfalt ausgestatteten Bandes zeigt einen feldgranen Matrosen, der auf nächtlichem Posten scharfen Auslug hält. Ein kleineres Ver zeichnis »Weihnachtsbücher 1918« von 8>4 Bogen Umfang in breitem Oktavformat, vom Barsortimcnts-Katalog-Verlag bearbeitet, führt dem Bücherkünfer in kurzen Besprechungen neue Geschenkliteratur vor und bringt außerdem in sachlicher Anordnung eine Liste empfehlenswerter Werke, wobei die Nen«gleiten besonders hervorgchobcn werden. Das Verzeichnis »Neuigkeiten des Jahres 1918« in Sedezformat bietet einen guten Überblick der wichtigsten Neuerscheinungen, nach dem Stoffe in vierzehn Abschnitte gegliedert, und eignet sich besonders als Beilage zu Bücherscndungen. Endlich ist als drittes der kleinen, vom Katalogverlag herausgegebenen Werbemittel das in schmalem Hoch oktav erschienene Heftchen »Bücher zu Weihnachten — Ein illustrierter Führer dnrch die literarischen Erscheinungen des Jahres 1918« zir 754