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Nr. 23S <N. 4lü,. Leipzig, Sonnabend den 12. Oktober 1918. 8S. Jahrgang. Redaktioneller Teil Bekanntmachung. Die sämtlichen Abteilungen unserer Geschäftsstelle haben von Montag, den 14. Oktober 1918, ansürdcnAußenver- kehr folgende durchgehende Geschäftszeit: Montag bis Freitag 8—4 Uhr, Sonnabend 8—3 Uhr. Leipzig, den 12. Oktober 1918. Geschäftsstelle des Börsenvcrcins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, vr. Orth, Syndikus. Schweizerischer Buchhändlerverein. In unseren Verein wurden als Mitglieder ausgenommen: Herr Karl Benziger>don Schnüringcr, Direktor der Verlagsan- stalt Bcnziger L Co., A.-G., Einsiedeln. „ Franz Betlschart, Direktor der Verlagsanstalt Bcnziger L Co., A.-G., in Einsiedeln. Basel und Bern, den 5. Oktober 1918. Für den Vorstand des Schweizerischen BuchhändlervcrcinS. Der Präsident: Der Schriftführer: G. Helbing. G. A. Bäschlin. Export-Rabatt und Kriegsgesellschaften. Von Karl W. Hiersemann. Die nachfolgende Niederschrift stimmt inhaltlich, nicht dem Wortlaute »ach, mit meinem in Koslar er statteten Bericht überein. Es ist ein schmuckloses Dik tat von einem im Weltkriege doppelt gehegten, lge- schästlich gesprochen) internationalen Manne. Viele von uns treiben Exporthandel und sind natürlich au der vom Deutschen Verlegerverein aufgeworfenen Frage inter essiert. Einen feststehenden Rabatt für Auslandlieferungen gibt es nicht, er ist so verschieden, wie die Ware selbst und wie die Besteller. Selbstverständlich ist es ein von uns allen beklagter Um stand, daß deutsche Bücher nach dem Ausland billiger verkauft werden als im Deutschen Reiche. Die Ursachen der hohen Ra batte sind verschieden: 1. Glauben so ziemlich alle Kaufleule und Buchhändler im Deutschen Reiche, das; der Ausländer durch günstige Lieferung, d. h. im Buchhandel durch hohe Rabattsätze, an den deutschen Händler gefesselt werden müsse, und daß er dadurch nicht allein seine deutschen, sondern auch andere Bücher aus Deutschland beziehe. Dieser gesunde Grundgedanke hat zu Auswüchsen ge führt, die uns allen bekannt sind. Der Buchhändler meint auch, er fördere durch sein billigeres Angebot deutsche Wissenschaft und deutsche Kultur, eine Behauptung, die sicher mit Vorsicht auszufasscn ist, denn Bücher werden im Auslande genau so wie im Deutschen Reiche nur gekauft, wenn man sie zu wissenschaft lichen und anderen Zwecken notwendig hat oder wenn man als Sammler eine Sammlung gründen oder vervollständigen will. Der Wettlauf zwischen den deutschen Exporteuren und den überseeischen Importeuren hat natürlich die Rabattgebung stark beeinflußt. Jeder möchte den anderen ausstcchen. Es sind da durch im Laufe der Jahre Rabattsätze cingerissen, die einen Ver dienst geradezu ausschließen. Sicher richtig ist — ich weiß es aus eigener langjähriger Erfahrung —, daß an den meisten Sortimentslieserungen nichts verdient, sondern daß bet vielen Lieferungen direkt Geld daraufgelegt wird. Ich spreche nicht etwa nach meinem Gefühl: Wie in allen meinen Geschäfts zweigen habe ich auch für die Exportabteilung seit Jahrzehnten statistische Unterlagen beschafft und bin schon mehrere Jahre vor Ausbruch des Krieges zu der Überzeugung gelangt, daß cs so nicht wcitergehe. Ich habe infolgedessen damals einer er klecklichen Anzahl von Kunden in allen Ländern meine Rabatt- sätzc wesentlich beschnitten und dadurch Lieferungen von hohen Beträgen zu meinem eigenen Vorteil verloren. Die Hauptursache der Schleuderei nach dem Auslande bil det aber nicht der dauernde Wettlauf der Exporteure und Im porteure, sondern die eigenartige Anschauung vieler Verleger, besonders solcher schwerwissenschaftlicher Literatur. Die Her- ren meinen, daß gewisse Länder fast unbegrenzte Ausnahme fähigkeit besitzen und der Absatz besonders dadurch gefördert weiden könne, daß sie nach dem Auslände wesentlich höhere Rabattsätze einräumen, als dem deutschen Buchhändler inner- halb des Deutschen Reiches. Es ist nun ein Irrtum, anzunehmen, daß dadurch der Absatz wesentlich gefördert wird. Es mag vielleicht ein geringer Pro zentsatz, der nicht in die Wagschale fällt, wirklich mehr abgesetzt werden — im allgemeinen ist dies aber nicht der Fall. Wohl aber entstehen durch diese hohe Rabattierung der Verleger nach dem Auslande folgende übelstände: 1. Um die deutschen Exporteure tot zu machen, geben die Ausland-Importeure einen hohen Rabatt; oft schlagen sie nur 5"/» auf ihren Kostenpreis, sodaß den Vorteil der hohen Ra battierung nur der Abnehmer hat, nicht aber der Verleger oder der Importeur. 2. Haben durch diese hohe Rabattierung einige wenige Jm- porthäuser fast 90"/» der Lieferungen an sich gerissen und alle übri gen bis dahin im Auslande blühenden anderen buchhändlerischen Häuser entweder vollkommen zum Ruin getrieben oder soweit geschädigt, daß sic nur noch ein schwaches Dasein führen. Der große Nachteil, der aus dieser Sachlage für die dcutsche Wissenschaft, deutsche Kultur und auch für den deutschen Ver lagsbuchhandel entstanden ist, liegt darin, daß die wenigen Im- Porteure gar nicht in der Lage sind, den Absatz richtig zu för dern. Sie haben hierzu weder den nötigen Apparat, noch die Zeit, etwas zur Erhöhung des Umsatzes zu tun, da eine große Absatzmanipulation derartiges Geld kosten würde, daß sic sich nicht lohnt. 621