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haben schon prächtige Bilder gebracht. Das erste Blatt der ersten Lieferung ist eine Farbentafel von entzückender Wirkung. Furtwängler nannte es die erste wirklich getreue Wiedergabe eines pompejanischen Bildes in Farben, die je publiziert worden ist. »Es ist nichts als eine Figur, ein sitzender Dionysos auf eine rote Wand gemalt, man mutz dies sehen und den Farbenreiz genietzen, keine Beschreibung gibt einen Begriff davon.« Von besonderer Schönheit sind auch die sehr gelungenen Lichtdrucktafeln. Ein Vergleich mit den bisher bekannten Photographien läßt den Fortschritt auf den ersten Blick erkennen. Sehr klar im Detail, geben sie auch die Farbenwerte, soweit dies im einfarbigen Druck möglich ist, vortrefflich wieder, so daß die malerischen Reize der Originale voll zur Geltung kommen. Dieser prächtigen Publikation reiht sich würdig an die Seite Grünwalds hochinteressanter Jsenheimer Altar, ein neues Werk, das unter wissenschaftlicher Leitung von Max Fciedländer herausgegeben worden ist und in großen, wohlgelungenen Faksimiledrücken die ganze Farbenpracht und Stimmungsgewalt der Jsenheimer Altartafeln zur Geltung bringt. Die farbige Wiedergabe der Bilder beruht auf direkten Aufnahmen der Originale durch Farbfilter und ist in demselben Verfahren gedruckt, das bei den »Denkmälern der Malerei des Altertums- die Bewunderung der Fachleute wachricf. Der Charakter der Originale mit allen Feinheiten ist treulich gewahrt. Die Drucke zeigen die Gemälde mit allen Spuren des Alters, mit den spär lichen Goldresten, aber auch mit der ganzen Glut ihrer Färben. Die Bildgröße der beiden Hauptbilder beträgt in der Wiedergabe 55x48.5 am; die andern Gemälde sind im gleichen Verhältnis ausgenommen. Eine buchtechnische Leistung ersten Ranges und glänzende Dokumentation der Fortschritte der Reproduktionstechnik der letzten Jahre ist auch das zweibändige Sixtinawerk mit einer beigefügten Mappe von siebzig Tafeln (5 Farben lichtdrucken. s Photogravuren. 256 Lichtdrucken nach Original- Aufnahmen Andersons). Durch dieses außergewöhnliche Unternehmen, dem Kaiser und Reich ihre Hilfe dargeboten, haben, ist eins der herrlichsten Denkmäler der menschlichen Kultur in Wort und Bild der Nachwelt erhalten worden. Die Worte, die Goethe im Jahre l787 aus Rom schrieb: »Ohne die Sixtinische Kapelle gesehen zu haben, kann man sich keinen anschauenden Begriff machen, was ein Mensch vermag«, geben einen Maßstab für den hohen Wert dieses seltenen Monumentalwerkes. Die meisten Abbildungen wurden nach Originalaufnahmen und Zeichnungen her gestellt, zahlreiche weniger bekannte und unedierte Denkmäler zum erstenmal publiziert. Länger als ein Jahr hat einer der ersten heute lebenden Photographen auf schwindelnden Gerüsten in der Sixtina gearbeitet, um für die Abbildungen und Tafeln in Text und Mappe die Aufnahmen herzustellen. Daher die lebendigen unmittelbaren Wirkungen der Repro duktionen; denn obwohl die Sixtina-Malereien Michelangelos hundertfach reproduziert worden sind, wirken die Aufnahmen Andersons doch zum Teil wie völlig neue Offenbarungen der Kunst. Stilgetreue, meist originalgroße Wiedergaben griechischer Zeichenkunst sind vereinigt in dem von A. Furtwängler und K. Reichhold herausgegebenen Werk »Griechische Vasen malerei«. Dieses umfaßt zwei Serien zu je 60 zum Teil farbig ausgeführten Tafeln im Format 53x71 ow Die Herstellung so großer Tafeln bot bedeutende technische Schwierigkeiten. Sie sind aber sehr gut gelungen und bieten jedem, der aus antike Kunst überhaupt reagiert, einen herr lichen Genuß. In diesen tadellos genauen Nachbildungen kommt die Großartigkeit. Schönheit und Feinheit griechischer Vasenzeichnungen wunderbar zum Ausdruck. Börsenblatt sltr den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. Der theoretischen Erforschung der Geschichte der Schrift dienen die groß angelegten »blovuweuta LalaeoZrapbioa-, Denk mäler der Schreibkunst des Mittelalters, die in Verbindung mit 0r. H. Schnorr von Carolsfeld von Professor vr. A. Chroust herausgegeben werden. Diese Sammlung von Schrifttafeln will ein einigermaßen vollständiges Bild von der Entwicklung der lateinischen Schrift vom fünften bis zum Ausgang des fünfzehnten Jahrhunderts bieten, wobei vornehmlich die Geschichte ihrer Veränderungen in Deutschland dargestellt werden soll. Bei der Auswahl der Schriftproben war nur das paläographische Interesse bestimmend, das Augenmerk nur auf typische Erzeugnisse der Entwicklung gerichtet, ohne Rücksicht auf den Inhalt der Handschrift. Besondere Aufmerksamkeit wurde der künstle rischen Ausschmückung der Handschrift mit Initialen oder Miniaturen gewidmet. Da es die Hauptaufgabe der wissen schaftlichen Paläographie ist, in der Beurteilung des Alters der Handschriften zu sicheren Ergebnissen zu kommen, so mußte die Auswahl namentlich der älteren Stiche im Sinne der vergleichenden Methode getroffen werden, da an genau datierten Handschriften unzweifelhafter Herkunft großer Mangel ist. Zum Teil nach anderen Gesichtspunkten aber sind die Schriftproben aus dem vierzehnten und fünf zehnten Jahihundert ausgewählt worden. Zu jener Zeit hatte die gelehrte Bildung ihre vornehme Abgeschlossenheit aufgegeben. Sie wurde Gemeingut vieler, die Zahl der Handschriften wuchs ins Ungemessene, und die Entwicklung der Schrift wurde infolgedessen gleichmäßiger. Seit dem dreizehnten Jahrhundert tritt an die Stelle jener steifen, eckigen, mühsam gezeichneten Schrift, die sich allmählich aus der abgerundeten karolingischen Minuskel entwickelt hatte, eine neue schreibflüchtige Kursive, die alsbald die Schrift der glossierten Lehrbücher und der Kollegicnhefte an den Universitäten wird, deren sich die sparsamen Bettel mönche und ebenso die fleißigen Brüder vom gemein samen Leben bedienen und die wir in den Rechenbüchern des lübischen Kaufmanns und in den Urbaren eines schwä bischen Herrn wiederfinden können. Diese gotische Kursive, wie man sie auch genannt hat. war aber auch die Geschäfts schrift der kaiserlichen und aller der kurfürstlichen, fürstlichen und städtischen Kollegien und Ämter. Den Ausfertigungen dieser Kanzleien im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert ist besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Es wird ferner illustriert, in welchem Maße fremde Schreibgewohnheiten, dis französische, burgundische. italienische und die charakteristische Geschäftsschrift der päpstlichen Kanzlei auch in späterer Zeit auf die Gestaltung der Schrift in Deutschland eingewirkt haben. Alle Schriftproben find in natürlicher Größe in Licht druck auf gutem, dauerhaften Büttenpapier im Format von 46x58 am vervielfältigt worden. Die Textbeilagen enthalten auch eine je nach den Umständen ausführliche oder kurze Kennzeichnung der graphischen Eigentümlichkeiten der ganzen Handschrift, der Buchstabenformen und Buchstabenverbindungen, des Kürzungssystems, der Interpunktion und der ornamen talen Ausschmückung. Ein Glanz- und Meisterstück der Reproduktionskunst ist das Gebetbuch Kaiser Maximilians I.. des letzten Ritters, mit den Zeichnungen Dürers und anderer Künstler. Ein ungeheures Kräftemaß ist aufgewendet worden, um von diesem einzig dastehenden Andachtsbuche nun endlich ein getreues Faksimile zu erzielen, eine umfassende Veröffent lichung. die nicht nur sämtliche Zeichnungen, selbst die flüchtigsten Federspiele aus den Blättern in München und Besanxon, sondern auch alle unverziert gebliebenen Seiten des Gebetbuchs wiedergibt. Nach vergeblichen Versuchen mit Lichtdruck erwies sich als die geeignetste Art der Ausführung 1457