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16390 Ä«mnu>tatr r, s. Dach« emchdaA»«:. Nichtamtlicher Teil. ^ 302, 30, Dezember 1912, Bücherei hat sich in Amerika bis »zum Open sccess, dem freien Zutritt zu den Büchergestellen selbst, bis zur Freiheit, Bücher in einer Bibliotheksstadt in Empfang zu nehmen, in einer anderen abzugeben und dort neue dafür zu entnehmen, ent wickelt«, Das fünfte Kapitel ist der Volksbücherei gewidmet. In der Einleitung wird auch die Frage der Schundliteratur gestreift, Datz dieser Ausdruck bis jetzt niemals Präzis ge faßt worden ist, hat leider der Buchhandel zu wiederholten Malen sehr zu seinem Schaden erfahren müssen. Ladewig versucht eine Definition, die ich hier wörtlich anführen möchte, »Schundliteratur ist die Literatur, die scheinbar zur Ent spannung und Erholung gelesen wird, in Wirklichkeit aber die ermüdeten Nerven des modernen (meist unbemittelten) Men schen durch grob aufregende Handlung bis zur völligen Er schöpfung hetzt. Ein deutliches Unterscheidungsmittel zwischen Schundliteratur und spannenden, aber wertvollen Büchern liegt darin, daß das gute Buch auch in seinen aufreizendsten Momenten einmal zum Verweilen und Nachdenken zwingt, während der Schundroman ein Nachdenken über seinen In halt unmöglich, ja, selbst zu einer Groteske machen würde. Das Schundbuch kann mit einem Wort gefaßt werden: Die Jagd nach der Gedankenlosigkeit,« Ohne mich mit dieser Erklärung vollständig einverstanden erklären zu können, sehe ich sie doch für zahlreiche Fälle als eine gute Unterlage für die Beurteilung an. In dem Kapitel Die Volksbücherei wird unter anderem auch die Wanderbücherei behandelt, ich muß aber hierfür auf das Buch selbst verweisen. Das sechste Kapitel handelt vom Bau der Bücherei, Es wird die Geschichte des Bibliothekbaus gestreift, einzelne hervorragende Bauten näher charakterisiert, und in ausführ licher Weise alles behandelt, was mit dem Bau zusammen hängt, wie Umfang der Bücherei, Entwicklungsmöglichkeil der Bücherei und anderes. Das nächste Kapitel behandelt das Magazin, und ich will aus ihm nur aus die Turmbau lösung verweisen, von der Ladewig behauptet, daß »die für das Bllchermagazin entwickelten Voraussetzungen sich im all gemeinen im offenen hochräumigen Saalmagazin lösen las sen, für das große Stapelmagazin aber nirgends besser als im Turmmagazin«, Ein ausführliches Kapitel ist der Aus leihe gewidmet, und es wird in ihm eingehend auch die Raum frage behandelt. Ladewig bedenkt alles, was dazu dienen kann, dem Publikum den Aufenthalt in der Ausleihe ange nehm zu machen, und dadurch die Benutzung des Buches zu fördern. So spricht er nicht nur über die Möblierung und die ganze Ausstattung des Raumes, er verbreitet sich auch über die Farbe, die die Wände, der Fußboden usw, usw, haben sollen, »Unser farbloser Himmel schreit nach der rich tig gebrauchten Farbe,« Den Lesesaal sieht der Verfasser als »Problem der Bücherei« an, und widmet seiner Ausstattung, seiner Be leuchtung, der architektonischen Eingliederung, der technischen Einrichtung für die aufzustellenden Bücher in dem Raum, der erforderlichen Handbücherei usw, usw, eingehendste Beachtung, Es wird mir schwer, hier nicht auf einzelnes näher eingehen zu können, ich mutz aber auf den mir zur Verfügung stehen den Raum Rücksicht nehmen, und kann immer nur wieder aus das Buch selbst verweisen. Ich gebe deshalb nur noch kurz die Titel der folgenden Kapitel an: Kapitel 10, Die Verwaltungsräume der Bücherei, ll, Grundstock und Zuwachs, 12, Systematik und Ausstellung, 13, Kataloge, 14, Formulare und Geschäftsbücher, 15, Der Apparat der Bücherei, 1K, Das Personal und der Dienst, 17, Das Gesetz der Bücherei, 18, Das Buch im Verkehr, 19, Das Budget, 20, Statistik, 21. Die innere Politik der Bücherei, Es wird mir schwer, diese Kapitel ohne jede Rücksicht auf die von mir gemachten Notizen nur dem Titel nach anzu führen, und nicht eine große Anzahl feiner Bemerkungen, die in diese Kapitel eingestreut sind, zu erwähnen, aber ich mutz des Raumes halber darauf verzichten. Ich füge noch hinzu, daß das Buch ein sorgfältiges Register und zwei Tafeln ent hält, die eine, eine statistische Tabelle über die Verteilung der Benutzung nach Fächern in Prozenten ausgedrückt, und die andre den Monatsdurchschnitt der täglichen Ausleihe dar stellend, welche beide dem fünften Bericht der Kruppschen Bücherhalle, 1904—07, entnommen sind. Die Bibliothekare und die Buchhändler, namentlich auch die Antiquare, werden beim Studium des Buches reiche Anregung und volle Be- lehrung finden, Ich stehe nicht an, das Ladewigsche Werk als eine Enzyklopädie des bibliothekarischen Wissens zu be zeichnen. Der vierte Jahrgang des »Taschenbuchs des Bücherfreundes« erscheint in durchaus veränderter Ge stalt u, d, T,: »Jahrbuch für Bücher-Kunde und -Liebhaberei«, herausgegeben von G, A, E, Bogen g,*) Es präsentiert sich bei weitem stattlicher, als die bisher er schienenen Bände, in seinem schönen Gr,-8 -Format mit breitem Rande, auf trefflichem Jndia-Papier und in seiner bei W, Drugulin gedruckten Oldstyle-Type, so daß man das Jahrbuch jetzt wirklich als ein Buch für Bibliophilen ansprechen kann. Während die drei ersten Bände des »Taschenbuchs« eine durch alle drei Jahrgänge laufende Fachkunde für Bibliophilen brachten, gibt das neue Jahrbuch eine Anzahl einzelner größerer und kleinerer Abhandlungen, teils geschichtlichen, teils technischen Inhalts. Den Band eröffnet in französischer Sprache eine humo ristische Skizze von Charles Nodier, dem Altmeister der Bibliophilie: 1-e dibUomaue, in der der internationale Cha rakter der Bibliophilie glücklich zum Ausdruck gebracht wird. Mit gallischer Heiterkeit schildert Nodier diesen Bibliomanen, der in eine schwere Krankheit verfällt, weil er ein Exemplar des Virgil von 1876 auf großem Papier entdeckt, das eine drittel Linie größer ist als das seinige und das er nicht er werben kann, weil er die Auktion, in der es versteigert wurde, versäumt hat. Ein orientierendes Nachwort fügt Wissens wertes über Nodier selbst, sowie über verschiedene Bücher narren hinzu. Ein frisch geschriebener Aufsatz von Wolter macht uns mit N, M, Lissowski und seiner Büchersammlung bekannt, die zu den wertvollsten Privatbibliotheken Petersburgs gehört. Lissowski hat sich um die russische Bibliographie sehr verdient gemacht, er war nacheinander Redakteur der »Rossiiskaja Bi- bliographija« und der von ihm begründeten Zeitschrift »Bibliograph«, der als Mitarbeiter eine Anzahl hervor ragender Gelehrter gewann. Ein hübsches Porträt und eine Photographie vermitteln die Bekanntschaft mit der Persönlich keit und Arbeitsstätte Lissowskis, Der verdiente Bibliograph der mathematischen Wissen schaften Augustus de Morgan feiert seine Auferstehung in dem Abdruck eines Aufsatzes: Ou tke ckikkieultz- ok eorreet ckesvriptiou ok boolrs, Morgan rügt gewisse Unarten, die sich Verfasser oder Herausgeber von Büchern zu schulden kommen lassen und die die gewissenhafte Beschreibung eines Buches erschweren, U, a, führt er an das Fehlen der Bezeichnung als zweite Auflage, das Vordatieren von Büchern, das Fehlen der Jahreszahl, Wahl einer größeren Schriftgattung für den Namen des Herausgebers als für den des Verfassers, *> Iahrb u ch flir Bücher-Kunde und -Liebhaberei, Herausg, v, G, A, E, Bogeng, Gr, 8", Verlag von Max Harrwttz, Rtkolas- sec-Berlin, VI, 148 S, nebst 18 Tafeln, Nr, 1—SO aus holl, ge schöpftem Bütten, Ladenpreis 18 ,/k; Nr, 51—808 aus Jndia Paper, Ladenpreis 10