Volltext Seite (XML)
400 Nichtamtlicher Theil. 26, 2. Februar. zen führen würde. Wie da die Herren Commissionärc zur Ostermcsse § zahlen sollen, ist schwer zu begreifen, — ein allgemeines Ueberein- > kommen daher unbedingte Nothwendigkeit und da das Meßagio von der Generalversammlung des Börsenvereins beschlossen wurde, kann auch nur durch diese eine Aenderung desselben stattfinden. Eine Ge währung des Meßagios nur bei vollem Saldo würde gleichbedeu tend mit der gänzlichen Abschaffung sein, da eben nur wenige Hand lungen in der glücklichen Lage sind, ohne Uebertrag zahlen zu können. Daß aber die Ueberträge für den allergrößten Theil der Sor timenter eine wirkliche Lebensfrage sind, das werden gewiß alle Leip ziger Commissionäre bestätigen können. Dieselben sind in den Ver hältnissen begründet und daß fast alle Verleger sie durch so viele Jahre bewilligten, beweist, daß die Gründe dafür sehr zwingender Natur sein müssen. Die Sortimenter werden eben von ihren Kunden auch nicht Pünktlich bezahlt und müssen oft noch viel länger warten, als die Verleger. Wäre der Sortimenter gezwungen, rücksichtslos gegen das Publicum Vorgehen zu müssen, so würde er bald den besten Theil seiner Kundschaft verloren haben und ein großer Theil der Bücher würde nnabgcsetzt bleiben, denn gerade das feine Publicum verträgt oft nicht die leiseste Mahnung; und wie viele Bücher würden unab- gesetzt bleiben, wenn nicht der Sortimenter durch Bewilligung ratcn- weiser Abzahlung die Anschaffung ermöglichte! Zur richtigen Beur- theilung der Verhältnisse mag dienen, daß in manchem Sortiments geschäft die Summe der soliden Außenstände die Summe der Oster meßliste am Zahltag noch überwiegt. Wo bleibt aber das Betriebscapital der Sortimenter, auf das Hr. X so viel Gewicht legt? Selbst größere Summen werden bald von dem festen Lager, den Außenständen und jetzt von der Fluth der Baarpackete absorbirt. Reiche Leute werden bei dem geringen Er- trägniß und dem sehr großen Fleiß und Ausdauer, die das Geschäft erfordert, keine Sortimenter. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß die plötzliche Abschaffung der Neberträge nur den Ruin der meisten Sortimentshandlungen nach sich ziehen und daher auch den Verlagshandel schwer schädigen würde. Die Handlungen, die durch besonders günstige Verhältnisse — aus dem Erträgniß des Sortiments in dem letzten Jahrzehend gewiß nicht — jede Summe aus eigenen Mitteln schaffen können, sind zu zählen; bei dem jetzigen hohen Zinsfuß, der in keinem Ver- hältniß zu dem Verdienst des Sortimenters steht, würden selbst gut situirte Handlungen, die sich Geld verschaffen könnten, bald zu Grunde gehen. Der einzige mögliche Weg, die Ueberträge zu vermeiden, wäre der, daß die Verleger sämmtlichc Baarpackete abschaffeu würden. Aber solange diese fast die Hälfte des Absatzes bilden, ist cs dem Sortimenter, der auf der alten soliden Basis einer festen Kundschaft, der er alles in Rechnung stellen muß, sein Geschäft betreibt, unmög lich, voll zu zahlen. Fallen die Baarpackete weg, so ist der Sortimenter in der Lage, zur Messe voll zu zahlen und auch im Laufe des Jahres durch 5 Conto-Zahlungen den Bezug fester Sendungen zu decken. Die Frage, wodurch die Verleger bei der neuen Währung ca. 5tzb gewinnen, ist einfach dadurch beantwortet, daß die neue Mark währung eine Goldwährung ist und nach dem Fuß, nach welchem die Goldmünzen dieser Währung ausgeprägt werden, ergibt sich ein um etwa 5—7U höherer Werth für die Markwährung in Gold, als für die bisherige Thalerwährung in Silber. Falls dem Hrn. X diese Aufklärung noch nicht genügt, bitte ich ihn, sich von einem Banquier oder einem Kaufmann belehren zu lassen. Das Börsenblatt scheint mir nicht der geeignete Ort, den Unterschied zwischen Gold- und Silberwährung durch weitläufige Rechnungen nachzuweisen. Das oesterrcichische Agio hat mit den Fragen des Mcßagios j und der Ueberträge gar nichts zu thun. Ich will nur kurz con- statiren, daß die schwankenden Coursvcrhältnisse immer eine große Gefahr für den Sortimenter bilden und die oesterreichischen Sor timenter oft sehr große Agioverluste gehabt haben. Der Nachtheil, den die Verleger durch das oestcrreichischc Agio gehabt haben, scheint mir nicht so groß zu sein — denn aus Oesterreich werden doch immer sehr schöne Saldi gezahlt und der Absatz steigt von Jahr zu Jahr. Auch ich schließe mit dem Wunsche, daß sich der Buchhandel auf der solidesten Grundlage erhalten und — da die Interessen der Verleger und Sortimenter fast in allen Fällen gleich sind — kein Theil etwas beschließen möge, was dem andern Theile zum Schaden gereicht oder unmöglich zu erfüllen ist. Prag, 26. Januar 1874. H. Dominicas. Miscellen. Uw. Anfrage an den Vorstand des Börsenvereins. — Zeitungsnachrichten zufolge wird im Bundesrathe der Entwurf eines Preßgesctzes zur abermaligen Vorlage an den deutschen Reichstag vorbereitet. Es wird berichtet, daß die Abgabe von Pflichtexemplaren seitens der Verleger von neuem in das Gesetz ausgenommen ist, daß also diese lästige Steuer als bleibende In stitution für alle Particularstaaten, welche dieses Almosen für ihre Bibliotheken nicht entbehren können, dauernd eingeführt werden soll. Gedenkt der verehrt. Börsenvorstand baldigst in dieser Angelegenheit Schritte zu thun, oder soll es dem Verlagsbuchhandel selbst über lassen bleiben, allein vorzugehen und durch eine energische Prote station Stellung zum Gesetzentwürfe zu nehmen? Wir kennen leider aus Erfahrung, wie im Reichstage kenntnißlose aber einflußreiche Leute die Verhältnisse des Buchhandels beurtheilen; es dürste also geratheu sein, schon beim Bundesrathe vorstellig zu werden, che der Entwurf zum Abschluß gelangt. Nach den Erfolgen, welche die Zei- tungsverlcgcr wie die deutschen Apotheker durch ihre im Interesse ihrer Gewerbe unternommenen Schritte beim Bundesrathe erzielt haben, dürfte eine schnelle und kräftige Vertretung der Interessen des Verlagsbuchhandcls beim Bundesrathe nicht resultatlos sein! Nachdem die von den Hrn. Freiligrath,Geibel u.Hoefcr angeregte Petition an den demnächst zusammentretenden Reichstag und an den Reichskanzler, betreffend den Abschluß einer Literarconvention mit dem Königreich der Niederlande, in Schrifstellerkreisen die erwartete zahlreiche Betheiligung gesunden hat, bereiten jetzt die vereinigten Verlagshandlungen: I. G. Cotta'schc Buchhandlung und A. Kröner in Stuttgart, Hoffmaun L Canipe iu Hamburg, Fr. Bruckmann in München, Ed. Trewendt in Breslau und Herrn. Coste- noble in Jena ein Circular an die deutschen Verleger vor, in welchem sic zum Massenanschluß an diese Petition einladen. Der Wortlaut der selben und eine sehr ausführliche Denkschrift, die treffliche Arbeit von Hrn. Otto Mühlbrecht in Berlin, sollen mit dem Circular gleichzeitig versendet werden. Die Denkschrift, welche s. Zt. sämmtlichen Reichs tagsabgeordneten zugestellt werden soll, wird von der Cotta'schcn Buchhandlung in Stuttgart an Jeden, der für die Angelegenheit in irgend einer Weise zu wirken Gelegenheit hat, gratis abgegeben. Pcrsonalnachrichte». In der am 15. Januar abgehaltenen Jahresversammlung des Buda-Pester Buchhandlungs - Gehilfcnvcreins, der sich bei dieser Gelegenheit den Namen „Nur fest" beilegte, wurden für das Jahr 1874 zum Vorstand gewählt die Herren Sigm. Deutsch (bei K.O.Stolp), Vorsitzender; Guido C. Horovitz (beiL.Aigner), Schriftführer; und Paul Franke (bei K. O. Stolp), Casfircr.