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11494 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 256, 2. November 1901. Kleine Mitteilungen. * GcschäftSjubikäum. — Die angesehene Firma Eckardt L Meßtorff in Hamburg (Buchhandlung, Land- und Scekarten- handlung, Verlagshandlung und Buchdruckerei) feierte am 1. d. M. den fünfundzwanzigsten Jahrestag ihrer Gründung. Die Firma wurde am 1. September 1882 von dem Buchhändler M. Eckardt unter der Firma seines Namens gegründet, aber schon 2 Monate später, am 1. November 1882, nach Eintritt des Kapitäns Johannes Meßtorff, in den seitdem bestehenden Wortlaut: Eckardt L Metz- torff geändert. Seit dem im September 1892 erfolgten Ableben M. Eckardts führt Herr Kapitän Johannes Meßtorff die Firma für alleinige Rechnung weiter. Das Geschäft wurde durch Ankauf einer größeren Buchdruckerei und durch Übernahme der in Kreisen der Handelsmarine rühmlich bekannten nautischen Zeit schrift »Hansa- weiter ausgestaltet. Herr Kapitän Meßtorff steht noch heute als alleiniger Leiter deS großen Betriebes in voller Rüstigkeit an der Spitze des angesehenen Geschäfts. Vom Reichsgericht. (Nachdruck verboten.) — Wegen Ver gehens gegen das Preßgesetz ist am 17. Mai vom Landgericht Frankenthal (Pfalz) der Zeitungsberichterstatter Hans Arend zu zwei Geldstrafen von je 5 ^ verurteilt worden. Er hatte von einem Beamten der Staatsanwaltschaft erfahren, daß gegen einen Gefängnisaufseher Anklage wegen Amtsvergehens erhoben worden sei, und darüber einen Bericht an zwei Zeitungen gesandt, die ihn abdruckten. Das Gericht hat darin die vorzeitige Veröffentlichung von Teilen der Anklageschrift erblickt. — Die Revision des An geklagten, der auszusühren suchte, daß nur die Redakteure wegen dieses Vergehens bestraft werden könnten, wurde am 30. Oktober d. I. vom Reichsgericht als unbegründet verworfen. »Konkurs Joseph Bueler, Verlagsbuchhandlung, Schwyz. (Vgl. Nr. 116, 118 d. Bl.) — Dem Schweizerischen Handelsamts blatt Nr. 266 vom 26. Oktober 1907 entnehmen wir folgende Be kanntmachung: Kt. Schwyz. Konkursamt Schwyz. II. Konkurssteigerung. Im Konkurse über Bueler, Joseph, Verlagsbuchhandlung, in Schwyz, gelangt Samstag, den 9. November 1907, nachmittags 4 Uhr, im Gasthof »Bären-, in Schwyz, ein neuerbautes Wohn haus (Schweizerhaus), nebst Umgelände, an der Herrengasse ge legen, Nr. 1711a, an zweite Steigerung. — Bei der ersten Stei gerung wurde kein Angebot gemacht. AünfzigjährigeS Jubiläum der Musikalienhandlung Wilhelm Hansen in Kopenhagen und Leipzig. (Vgl. Nr. 251 d. Bl.) — Am 27. Oktober d. I. konnte, wie hier schon gemeldet, der bedeutende und hochangesehene Musikoerlag (nebst Musiksortiment) Wilhelm Hansen in Kopenhagen auf fünfzig Jahre seines Bestehens zurückblicken. Ihr Stifter, der Kupserstecher und Graveur Jens Wilhelm Hansen (ß 9. Ok tober 1904, vgl. Nekrolog und Abriß der Firmengeschichte im Börsenblatt 1904, Nr. 241) gründete das Geschäft 1857 mit Über nahme der alten Papierhandlung Christian! L Griffon aus dem Köngens Nytoro, legte sich aber, selbst musikalisch und ein tüchtiger Bratschespieler, sofort auch aufs Notendrücken nach einer von ihm erfundenen Methode und gab bald dem Verlag und Sortiments vertrieb von Musikalien die Alleinherrschaft. So schnell vergrößerte er diesen Betrieb, daß er schon 1879 im Besitz fast der ganzen da maligen dänischen Musikliteratur war, worauf er begann auch das in ausländischem Verlag von dänischen Komponisten Erschienene in seiner Hand zu sammeln, so z. B. diejenigen Werke Niels W. Gades, die Kistner in Leipzig verlegt hatte, und 1899 mit C. War- muths Verlag in Christiania alle in Norwegen erschienenen Kompositionen Johan Soendsens. Seit Wilhelm Hansen 1879 Edvard Griegs op. 32 »Den bjsr^ts.^ns- (der von Berggeistern Bezauberte) erwarb, sind alle Arbeiten Griegs entweder bei ihm oder bei C. F. Peters in Leipzig erschienen, alle seine Lieder aber für den Norden Hansens Eigentum. Monumentale Werke seines Verlags sind u. a. Singers Spohr-Ausgabe (1892) und Germers Czerny-Ausgabe, die seit 1888 in etwa 300 000 Bänden vorliegt; weiter seit Anfang der neunziger Jahre die von l)r. Hans Bischofs besorgte Klassiker-Ausgabe (Mozart, Schubert, Clementi und — durch Bischoffs Tod unvollendet geblieben — Beethoven). Nachdem in ungefähr 40 Jahren keine Orchester-Partitur in Dänemark mehr gedruckt worden war, wagte sich Wilhelm Hansen auch an diese kostbare Verlagstätigkeit, mit Emil Hartmanns Ouvertüre »llä.rwäaäsvs- beginnend. Im Jahre 1887 errichtete er, teils um seine Verlagswerkc besser gegen Nachdruck zu schützen, teils zur Erleichterung seines Verkehrs mit dem Ausland, und nicht zuletzt um die Kenntnis nordischer Musik in Deutschland zu fördern, eine Filiale in Leipzig. So erwarb er von neuerer klassischer Musik u. a. auf Wasserreis, Bizets und Gounods Werke das ausschließliche Verlagsrecht für Skandinavien. Der VerlagSkatalog der Firma umfaßt heute 14124 Nummern — am Fuße jeder einzigen Notenseite des Verlags wird man in kleinen Ziffern die Verlagsnummer der betreffenden Komposition angebracht finden — und dazu gehören gegen 130 000 Platten und eine Bogenzahl von 6'/, Millionen; die Firma beschäftigt jetzt im ganzen gegen 60 Personen. Die große Notendruckerei und -Stecherei ist diesen Sommer in neuen, zweckmäßig ein gerichteten Räumen an llovAsvs I4z:torv untergebracht worden; für Laden, Kontore und Lager ist jetzt das ganze Haus in der Gothersgade 11 in Gebrauch genommen. In diesem, das einst einen Teil des alten Holberg-Theaters bildete, dann Loses Musi kalienhandlung beherbergte, hat Kuhlau sein berübmtes Opus 55, die 6 Sonatinen, komponiert; hier schrieb N. W. Gade seine Ois- woll.Symphonie, hier vollendete C. F. E. Hornemann seine Oper »Aladdin», und Edvard Grieg schrieb hier seine zweite »?ssr 6zwt-- Suite. Hier auch empfingen nun an ihrem Ehrentage die beiden Söhne des Gründers, Jonas und Alfred Wilhelm Hansen, die in den letzten Lebensjahren und nach dem Tode des Vaters das große Geschäft in seinem Geiste weiter geleitet haben, außer ordentlich zahlreiche und ehrende Beweise der Hochschätzung ihrer Firma und ihrer persönlichen Beliebtheit. Vom König wurden sie zu Rittern des Danebrogordens ernannt. Das Personal über reichte eine Gedenktafel mit Aquarellen von Rasmus Christiansen, die den alten Notenkeller, dann das heutige Geschäftshaus, die alte Druckerei, die Filialen in Leipzig und in der Frederiksberg- gade zu Kopenhagen zeigt, umschlungen von bekannten Notenzitaten der berühmtesten Komponisten des Verlags. Von den vielen De putationen sei nur der dänische Musikalienhändlerverein, vertreten durch Buchhändler Hagerup, genannt; vom Kultusministerium er schien Kontorchef Stemann. Unter den Hunderten von Glückwunsch- Telegrammen nennen wir solche von Breitkopf L Härtel, C. F. Peters, Fr. Kistner in Leipzig, Hals L Warmuth in Christiania, dem Verein der deutschen Musikalienhändler, den dänischen »k'orsnscks kapir- kabritzer- und von Direktoren und Mitarbeitern im »kloräislr dlusiL- korlax» in Kopenhagen, der einst als ein praktischer Ausdruck der Opposition gegen das durch die vielen Ankäufe Wilhelm Hansens drohende Monopolisieren von Musikoerlag und -Handel in Däne mark ins Leben gerufen worden ist. Unter der Menge von Geschenken hatte ein gebundenes Exemplar von Czernys »Schule der Geläufigkeit-, gedruckt bei »Wilhelm Hansen, Ostergade 66-, wo er noch als Graveur gewohnt hat, besonderes Interesse als eine der allerersten, heute seltenen Verlagsnummern. Anläßlich seines Jubiläums hat der Verlag drei Legate ge stiftet: das eine im Betrage von 20000 Kronen, deren Zinsen mit 2000 Kronen jedes zweite Jahr zu gunsten nordischer Komponisten verteilt werden sollen; ein zweites im Betrage von 5000 Kronen erhält »Oanslr Douslruvstnsr korovivg;.; ein drittes, ebenfalls 5000 Kronen, ist für das Personal der Firma bestimmt. Die Ver waltung der Legate ist in die Hand eines besonderen Ausschusses gelegt, der aus Rechtsanwalt F. Hartmann, Professor Otto Mailing (dem Direktor des kgl. dänischen Musikkonservatoriums) und Kapellmeister Johan Soendsen besteht. G. Bargum. * Al1»Berlir» im Schaufenster. — Der »B. Z. am Mittag. (Berlin) entnehmen wir folgenden kleinen Bericht: (Red.) Mitten im Trubel der Potsdamerstraße in Nachbarschaft der rollenden Elektrischen kann der Spaziergänger heute noch ein gutes Stück des alten bescheidenen, vormärzlichen Berlin finden. Nicht in Natur, sondern im Bild. Es ist die Ausstellung der Buchhandlung von Edmund Meyer. Von allem, was uns aus der Kultur des alten Berlin überkommen ist, sind hier Proben