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5162 Nichtamtlicher Theil. 285, 10. December. Cremer, W., deutsche Sprachlehre f. die Volksschule. 8. * —. 30 -s- Adreßbuch f. die königl. bayer. Stadt Schweinfurt. Hrsg, v F. I. Reichardt. 8. In Comm. Geb. ** 3. — Stuckert, A. I., Toganachtsveichali. Lustia u. arnsta Gadichter nach fran- kisch'n Garäid. 8. In Comm. * 1. — Nichtamtlicher Theil Ferdinand Psciscr. Am 27. November starb in Budapest Ferd. Pfeifer, der verdiente Chef dieser rllhnilichst bekannten Firma und der Präsident des ungarischen Buchhändlervercins. Er war einer jener biederen Männer, die es ängstlich vermeiden, aus ihrer bescheidenen Weise herauszutreten und nur in der gewissenhasten Erfüllung ihrer Berusspflicht den einzigen Lohn ihrer unermüdlichen Thätigkeit suchen. Im Jahre 1833 in Pest geboren, beendete er daselbst seine Gymnasialstudien. Seine Vorliebe, welche er bereits in früher Jugend für die Literatur kundgab, bestimmte seine Eltern, ihn in die damals wohlrenommirte Buchhandlung von Jul. Müller in die Lehre zu geben. Im Herbst 1848 hier eingetreten, erkannte der strebsame junge Mann gar bald, daß ein Verlagsgeschäst, wie das jenige Müller's, dem jungen Buchhändler nur wenig Gelegenheit zu einer tüchtigen Ausbildung biete. Er entschloß sich daher, seinen Lehrherrn zu wechseln, indem er im Sommer 184S bei Carl Edel mann (Heckenast's Sort.), dem damals bedeutendsten Sortiments- geschäste Pests in die Lehre trat. Mit welchem Eifer Pfeifer schon damals seinem Berufe oblag, erhellt Wohl daraus, daß er schon zu jener Zeit dem Schreiber dieser Zeilen — der seine Lehre eben da und mit ihm bestand — die Idee einer ungarischen Bibliographie in begeisterter Weise darlegte. Und es sollte denn auch nicht bei der bloßen Idee bleiben, die beiden ruhmsüchtigen Lehrlinge machten sich vielmehr allen Ernstes daran, die Zusammenstellung einer ungarischen Bibliographie seit 1800 zu versuchen. Wohl ließ die selbe an Genauigkeit manches zu wünschen übrig, sie ist aber bis heute noch die einzige ihres Gebietes und hat schon recht gute Dienste geleistet. Aus der Heimath behuss weiterer Ausbildung scheidend, überließ er die Wetterführung der Bibliographie dem Schreiber dieser Zeilen, der dieselbe im Jahre 1852 beendete. Nach mehreren Wanderjahren, die er in Bremen, Leipzig, Stuttgart und Wien verlebte, kehrte Pfeifer im Jahre 1857 zur Gründung des eigenen Herdes nach Pest zurück, wo er das Gustav Emich'sche Geschäft übernahm. Er verstand es mit seltenem Geschick, diese Handlung zu erhöhter Blüthe zu bringen und zu einer der größten seines Vaterlandes zu machen. Seine Intelligenz führte ihm bald einen großen Theil der Koryphäen der ungarischen Literatur zu und so entwickelte sich seine Berlagsthätigkeit sehr bald zu einer be deutenden, so daß er als ein wichtiger Factor der ungarischen Literatur galt; die bedeutendste Unternehmung von ihm war wohl die 140 Bändchen umfassende Theaterbibliothek. Sein fester Charakter hatte ihm im Leben manchen Nachtheil gebracht; doch war Pfeifer nicht der Mann, der seine Ueberzeugung geschäftlichen Vortheilen kleinlich geopfert hätte. So verlor er im Jahre 1889 die amtlichen Gesetze, weil er sich offen zur Oppositions- Partei bekannte und die Wahl des damaligen Candidaten Maurus Jokai öffentlich und mit aller Energie unterstützte. Bei seinem Kundenkreise durch sein gewinnendes und zuver lässiges Wesen in großer Gunst, den Schriftstellern ein ehrenhafter Verleger, den Kollegen ein gesinnungstreuer Genosse von der alten Schule, seinem Personal ein wohlwollender Prinzipal, ist sein Dahinscheiden in weiten Kreisen der tiefsten Theilnahme begegnet. (Nach dem Ungar. Bnchhändlervereins-Organ „Corvina") Aus einem Gusse. Es ist dem Schreiber dieser Zeilen schon früher und neuer dings anläßlich seines Ausstellungsberichtes der Vorwurf gemacht worden, er suche nach Geschmacklosigkeiten und Mängeln, wenn er graphische Productionen vom technischen Standpunkte aus be spricht. Damit thut man ihm sehr Unrecht. Nicht er sucht nach Mängeln, sondern diese suchen ihn und machen sich oft in recht zu dringlicher Weise bemerkbar und dann kann er als ehrlicher Bericht erstatter allerdings nicht wie Nelson das Fernrohr vor ein erblin detes Auge halten, um das nicht zu sehen, was er nicht sehen wollte. Heute liegt ein graphisches Erzeugniß*) vor ihm, das er sich gekauft hatte, weil es ihm beim ersten Blick gefiel. In einer ruhigen Sonntag-Nachmittagsstunde es durchblätternd, wurde er angenehm berührt, weil sich gar keine der sonst so oft vorkommenden kleinen oder großen graphischen Verstöße bemerkbar machten. Da kam aller dings die teuflische Natur, von der selbst der beste Mensch seinen Antheil hat, zur Geltung, und er fing wirklich an, nach etwas An stößigem zu suchen. Es wollte jedoch nichts zum Vorschein kommen, alles zeigte sich in bester Harmonie und aus einem Gusse. Je sel tener dies der Fall ist, um so mehr hält es Referent für eine Pflicht, die Verleger aus dies Buch aufmerksam zu machen. Man will mit vollem Recht das Börsenblatt von der Reclame sreihalten, aber man will auch — und das wurde ganz besonders scharf in den Ver handlungen über die Statuten-Revision betont —, daß das Börsen blatt nicht nur ein amtliches Anzeige-Organ sein, sondern selbst eine Meinung haben und fördernd aus Production und Consumtion zu wirken versuchen soll. Fördernd ist es nun gewiß, auf eine Muster leistung aufmerksam zu machen, wenn man es belegt, warum mau sie als solche betrachtet und sich dagegen keine begründeten Ein wendungen erheben lassen. Zur Reclame würde Schreiber dieses sich, wenn es auch ginge, weder im Börsenblatt noch anderswo her geben. A. von Chamisso's und Paul Thumann's geistige Schöpfung zu würdigen, ist nicht die Aufgabe dieser Zeilen, nur sei es gestattet, weil es die technische Seite berührt, aus die weise Mäßigung auf merksam zu machen, mit welcher der Künstler sich dem Dichter nur coordinirt, ohne in die Art des Virtuosenthums zu verfallen, das sich so oft auf Kosten der Gesammtwirkung geltend macht. Wir rechnen hierzu in erster Reihe, daß der Künstler sich die weniger dankbare Aufgabe stellte, seine Frauengestalte» äußerlich in dem nicht kleid samen Gewände derjenigen Zeit austreten zu lassen, in welcher die Gedichte geschrieben wurden, obwohl der rein lyrische Charakter derselben keinen Zwang auferlegte. Die von A. Frisch in Ber lin in Lichtdruck ausgesührten Kunstblätter tragen alle den Charakter leichter Tuschzeichnungen und werden durch einfache Linien einsassungen gehoben. Bilder- und Textsormat stimmen vortrefflich. Das letztere zeigt uns Größenverhältnisse von 30 zu 23 Cm., ein wohlthuender Gegensatz zu den viereckigen plumpen Formaten mancher Mappenwerke neueren Ursprungs. Das je einem der acht Bilder folgende Gedicht ist von einer breiten, dem Format bestens angepaßten Einfassung umrahmt, welche entweder in *) A. von Chamisso, Frauen-Liebe und Leben. Jllustrirt von Paul Thmnann. Leipzig, Titze.