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Einleitung. Die Stürme des dreißigjährigen Krieges, die so verheerend übe> Deutschland dahingebraust waren, hatten auch die deutsche Litteratur nicht unverschont gelassen. Alles, was das sechzehnte Jahrhundert aufgebaut hatte, die geistigen Errungenschaften der Reformation und des Humanismus mit ihrer unendlichen Lebensfülle und schöpferischen Kraft, alles war bis auf wenige dürftige Spure» von Grund aus vernichtet. Wie die Länder, in denen die Furie des endlosen Krieges getobt hatte, zn einer Wüste geworden waren, so zeigte auch das geistige Deutschland eine Verödung und Verrohung, wie sie entsetz licher nicht gedacht werden kann. Der Geist der deutschen Ration, der Jahrhunderte lang herrliche Früchts gezeitigt hatte, war seiner Spannkraft, war seines hohen Schwunges beraubt, die wirkende Krast, die ihm innegewohnt, war durch das namenlose Elend gelähmt und wie gebrochen. Die Zeiten der alten Poesie gehören der Vergangen heit an, eine neue liegt noch tief im Keims, ist noch im ersten Wer den begriffen. Das deutsche Volk, ausgesogen bis aus das Mark und vom Kriege erschlafft, hatte kein Interesse mehr für die Poesie und überließ sie gleichgültig den unbarmherzigen Händen der Gelehrten, die ihr ein fremdes Gewand anlegten, um sie in Einklang zu bringen mit dem traurigen Bilds ihres unglücklichen Vaterlandes. Die Geschichte der gelehrten Dichtung des siebzehnten Jahrhun derts ist eine „Komödie der Irrungen" genannt worden, und mit blecht; nur das Kirchenlied jener Zeit, das aus tiesinnerstem Herzen hervorquillt, Selbsterlebtes, selbstempsundeneS Leid in einfach inniger Weiss darstellt, macht eins rühmliche Ausnahme, — der Krieg mit seinem furchtbaren Elend, seiner entsetzlichen Not hatte es gezeugt. — Das Haupt der ersten schlesischen Dichterschule, Martin Opitz, von dem Zinkgres zu sagen wagte: Collito äieam ipsis komani, coäits 6rai', blermanus, qni vos oxsuperabit, aäeet —