8 Tobias und die Schwalbe. seine Beschäftigung mit Theologie und Jurisprudenz darstelleu. „Sol len aber etliche Lieder direkt auf Liebessachen gehen, so wird solches mehrentheils als eine zu verstehen seyn, darinn die jungen Leute mehr abgemahuet, und bey Vorstellung unterschiedlicher Thor- heiten zu einer andern und Hähern Liebe heimlich angewiesen wer den." Es war dies ein kluger, wenn auch nicht gerade sehr ehrlicher Ausweg. In den „Notwendigen" und „Reifen Gedanken" macht sich die Gelegeuheitspoesie in erdrückender Weise breit, und der Rest ist in sofern auch nichts anderes, als er auch auf bestimmte Begebenheiten des täglichen Lebens geht und in seiner Nüchternheit und Plattheit getrost jenen an die Seite zu stellen ist. Wie konnte aber auch ein Thema wie das Unglück eines Freundes, der sich das Maul an der Suppe verbrannte, oder der sich seinen Mantel schändlich zerrissen hatte an einem Nagel, oder wie eine Braut am andern Hochzeits- Tage eine harte Maulschelle anstatt des Liebesschlages von dem Bräu tigam bekam, in wirklich poetischer Weise behandelt werden. Seine geistlichen Lieder sind eine Frucht seiner Schulthätigkeit. In den „6url6U86n Gedanken" II, p. 37 erzählt er, es sei seine Ge wohnheit, wenn er seine Schüler vierteljährlich zum Genüsse des Abendmahles durch eine LleäitLtiov präpariere, sie dann zu nötigen, aus derselben ein Bußlied anzufertigen. Da er nun aber die Auf gaben, welche er seinen Schülern stellte, selbst auszuarbeiten pflegte, so entstand auf diese Art seine geistliche Poesie. Von diesen seinen Kirchenliedern ist zu Lebzeiten des Dichters nur ein kleiner Teil er schienen, die meisten sind erst nach seinem Tode in drei Sammlungen herausgegeben worden, in den „Tugendliedern" 1719; in den „Trost- und Sterbe-Andachten" 1720; und in den „Buß- und Zeit-Andach ten" ebenfalls 1720. Sie sind ein Zeugnis der tiefen Frömmigkeit, der echt evangelischen Glaubensinnigkeit des Dichters, freilich tragen sie aber auch den Stempel des Handwerkmäßigen in hohem Grade. Die epigrammatische Poesie finden wir in dem Werk „Der poli tischen Jugend erbaulicher Zeitvertreib" (1699) vertreten. Auch sie ist nur durch das Bestreben Weises entstanden, den Schülern alle Gattungen der Poesie vorzuführen; er zeigt ihnen darin, daß es mög lich sei, jeden beliebigen Gedanken in größter Kürze darzustellen. Von diesen Sprüchen, bestehend aus vier Alexandrinern, führen je drei denselben Gedanken aus in verschiedener Form; 180 behandeln latei-