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1336 BSrsentlat, s,d.Dlschn.Buchhandkl. Künftig erscheinende Bücher. 24, 30, Januar 1SÜS, Hermann Walther Verlagsbuchhandlung G. m. b. H. Berlin VV. 30, Nogxndorfplah 7. <I 3n einigen Tagen erscheint i Die Erziehung zur Bestie. Die Geschichte eines zerstörten Lebens von Josef Wiener-Vraunsberg. 22 Bogen 8°. M. 4.- ord,, M. 3.— »o., M. 2,40 bar und 9 8. „Die Erziehung zur Bestie"! Der Titel weist Richtung und Ziel! In Form eines dramatisch bewegten, mit subtilster Beobachtungsgabe geschriebenen Romans — eines Romans, der sich nicht in blutlosen Abstraktionen ergeht, sondern den Leser von der ersten Zeile an durch seine Lebendigkeit packt und bis zur letzten in atemloser Spannung hält — entwickelt und begründet der Verfasser mit einer oft grausamen Folgerichtigkeit die Anschauung, daß unsere .Kultur" in der Anwendung und logischen Fortentwickelung ihrer Grundsätze den Menschen nicht zur Löhe des Ideals, sondern in die Abgründe der Selbstsucht, der Gewissenlosigkeit, Gewalttat und brutalen Gier, — kurzum zur „Bestie" führt. In erschütternden Bildern von dramatischer Muckt läßt er das Leben des Leiden an uns vorüberziehn, der — nachdem man ihn aus Gründen der „Moral" und einer höher» Rassen von dem geliebten Mädchen getrennt und ihn gezwungen hat, den besten Freund — hier zeichnet der Verfasser nach der Wirklichkeit — im Zweikampfe nicderzuschießen — nun auch für erlaubt hält, ein zweites Duell zu provozieren, um sich des Mannes seiner ehebrecherischen Geliebten zu entledigen. Doch in noch tiefere Abgründe, zu noch schlimmeren Verbrechen, bis zum Gattenmorde treibt den Verblendeten der aller Gewissensskrupel entfesselte tierische Instinkt, bis im Gefängnis endlich die Binde von seinen Augen fällt und er das wahre Keil nicht in der Entfesselung, sondern in der Überwindung — in der „Ent fernung von der Bestie" erkennt. — Diese wenigen ümriffe können jedoch nickt im entferntesten einen Begriff von der Mannigfaltigkeit des Inhalts geben, der sich zu einer wuchtigen Anklage gegen den Krieg, das Duell, falsche Moralbegriffe, sittliche Leuchelei usw. erhebt und auch sonst an fast keiner der vielen brennenden Fragen unserer Zeit achtlos vvrübergeht. Der Roman wird zweifellos seinen Weg machen, ja er wird größte Sensation erregen. Besonders seien auch Leihbibliotheken auf diese Neuerscheinung aufmerksam gemacht, die leb hafteste Nachfrage finden wird. Ich bitte, zu verlangen. Lochachtungsvoll Berlin, am l Februar 1909 Hermann Walther Verlagsbuchhandlung G. m. b. H.