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schädigung auf eine gewisse Zeit einen Steuererlaß und eine Vergütung an Gelde. Aehnliche Vergütungen kamen auch an anderen Orteil vor. Während Bellings über Georgenthal hinausmarschierte, die Kaiserlicheil zurückwarf und die Pässe dieser Gegend sowie den wichtigen Tollenstein be setzte, machte der Prinz mit der Hauptarmee einen Rasttag. Am 1. August rückte er in Rumburg ein und nahm iin herrschaftlichen Schlosse Quartier, währeild die Wagenburg und das Geschütz unweit des neuerbauten Kirchleins (jetzt evangelisches Bethaus) ausgestellt wurde. Der Schaden an Feldern und Früchteil war auch hier groß. Binnen 24 Stunden mußte die Stadt 30,000 Gulden erlegen und bedeutende Lieferungen an Lebensmitteln, Tabak u. s. w. leisten. Vielfach wurde außerdem geplündert. Noch an demselben Tags marschierte die Armee auf sehr schlimmen Wegen bei anhaltendem Regen bis Georgenthal. Links stand Podgursky bei Waltersdorf und weiter zurück bei Hainewalde der Graf Solms mit den Sachsen. In der Nacht vom 31. Juli zum 1. August war Möllendorf nach kleineren Gefechten mit Kroaten und nach Beseitigung von vier Verhauen in Dittersbach angelangt. In einem Gefechte waren mehr als zwanzig Kroaten nebst einem Offizier, welche sich nicht ergeben wollten, in einem in Brand gerathenen Gehöfte in den Flammen umgekommen. Laudon, welcher bis jetzt geglaubt hatte, daß blos kleinere Heeres abtheilungen in Böhmen eingefallen wären und Heinrich zöge nach Zittau, sah endlich seinen Fehler ein, setzte sich von Leitmeritz aus in Bewegung und suchte vor dem Prinzen nach Gabel zu kommen, wo der Feldmarschall-Lieute- nant Graf Gilllay stand. Am 1. August rückte er nach "Neuschloß vor. Hier erkannte er erst, daß er es mit der preußischen Hauptmacht zu thun habe. Giulay verließ die starken Verschanzungen von Gabel, weil er umgangen und abgeschnitten zu werden fürchtete, und zog sich nach "Niemes zurück. Mit erleichtertem Herzen sah Prinz Heinrich, daß es ihm gelungen war, den Feind zu täuschen. Die großen Schwierigkeiten, welche bisher zu be siegen gewesen waren, hatten nur in der Beschaffenheit des Landes und nicht in dein Widerstande des Feindes gelegen. Wenn er aber an die schwierigere Verpflegung seiner Truppen bei weiterem Vorrücken dachte und an die ent setzlichen Wege, die er theils hinter sich, theils noch vor sich hatte, wo seine Kanonen, seine Pulverkarren lind Wagen zerbrachen oder umstürzten, so war er nicht ohne Besorgniß. Dorthin zurückzuweichen, von wo er gekommen war, schien ihm ganz unmöglich. Er suchte sich daher die Ausgänge nach Zittau offen zu halten. Besonders flößte ihm Gabel Besorgnisse ein, und er glaubte nicht eher froh sein zu dürfen, bis er dieses „Nest" in seiner Gewalt hätte. Als er von der Vorhut die Meldung empfing, man wäre bei Böhmisch- Zwickau auf einen stärkeren Feind gestoßen, so glaubte er, weil er noch nicht wußte, daß Giulay bereits Gabel verlassen hatte, daß von dort Verstärkun gen eingetroffen wären. Er ließ sogleich ein Dragonerregiment und vier Bataillone vorrücken, und Podgursky ward angewiesen, von Neuwaltersdorf über Jonsdorf nach Krombach zu marschieren, um den Rückzug nach Gabel abzuschneiden. Er sollte sich hierauf dieser Stadt im Vereine mit Belling be- ') Nach Reimanns Geschichte des bairischen Erbfolgekrieges, s. S. 128 ff.